2001 , nach einer Depression , begann ich ein Buch zu schreiben , 2004 druckte ich ca. 30 Exemplare als Selbstverleger . Ich hoffe meine Enkel ( oder interessierte Menschen ) werden damit sinnvoll denken lernen ! 

Es entstand eine ungeschminkte Biographie mit anschließender Philosophie , die mein Leben und mein Denken wiederspiegelt !

 

 

 

Der menschliche Geist erwacht irgendwann und fragt sich,

 

                           " Was soll das alles ? ".

 

 

 

Wenn wir uns weitere Fragen stellen und versuchen Antworten zu finden, werden wir zu  Menschen .

 

 

Als Mensch, ist man dann in der Lage, selbstbestimmt zu leben .

 

 

Das scheint nur Wenigen möglich,

 

ich habe es fast erreicht und möchte andere anstacheln,

 

                          dass auch zu versuchen !

 

 

 

                                                   Meck

 

 

 

 

 

 

Durch das kopieren und konvertieren des Buch-Textes

sind Silbentrennung usw. nicht mehr korrekt ,

bitte das zu entschuldigen  !!!

           Inhalt                                                           Seite                                                                                                                                                                                

 

1. Teil        Kindheit              1951-67           4

 

 

 

 

 

2. Teil        Neues Leben        1967-70        99

 

 

 

 

 

3. Teil        In der Schei.....    1970-71(NVA)          113                            

 

 

 

 

 

4. Teil        Bei der Wismut    1971-83                     147

 

 

 

 

 

5. Teil         Bilder DDR                243

 

 

 

 

 

6. Teil         Stasiakten  260

 

 

 

 

 

7. Teil         Im Westen                   1983-2003                   294

 

 

 

8. Teil         Bilder Westen                                                366             

 

 

 

9. Teil         Philosophie von a-z    381

 

 

 

                                                             Gesamt  477

 

 

 

                         

 

                                   Vorwort

 

 

 

Diese Biographie schreibe ich um meine Lebensstationen mit ihren daraus resultierenden Erfahrungen zu " Durchdenken ". Ziel soll eine Lebensphilosophie sein, welche für meine Enkel bestimmt ist, die sich hoffentlich noch einstellen werden .

 

Es ist ein Leben was unter ungünstigen Umständen begann, mich dennoch  zweimal über den allgemeinen Durchschnitt hob . 1951 in der DDR geboren, mit zwei Stiefvätern aufgewachsen und nach acht Jahren ohne Abschluss von der Schule gegangen .

 

1966 meine spätere Frau kennen gelernt, 1969 geheiratet, 1970 Vater eines Sohnes geworden .

 

Nach 18 Monaten Volksarmee, als Bergmann im Uranbergbau angefangen (um richtig Geld zu verdienen) . 1973 geburt unserer Tochter, ab da sämtliche materiellen Wünsche erfüllt, die sich in der DDR erfüllen ließen .

 

Als keine Ziele mehr waren, 1982 einen Ausreiseantrag gestellt, ab 1983 die Arbeit auf gegeben, September 1983 in die BRD ausgereist .

 

In der  BRD ab Nov. 1983 wieder als Bergmann gearbeitet .

 

Wir haben seit dem viel erschaffen, was zum Teil auf den Bildern der Titelseite zu sehen ist .

 

Keiner sollte kunstvollvolle Sätze oder Formulierungen von mir erwarten, dem steht meine Schulbildung ebenso wie fehlendes Talent entgegen . Es ist faktisch eine aneinander Reihung meiner Gedanken zum jeweiligen Zeitabschnitt, bzw. Problem .                                                           

Ansonsten halte ich auch nichts, vom umständlichen Denken und sprechen, dass soll in der Praxis nur Unwissen verschleiern, meistens dient es dazu andere Menschen zu beeinflussen und vom Nachdenken abzuhalten (durch Abschreckung, weil zu kompliziert erscheinend) .

 

Meine ganze Lebenserfahrung versuche ich hiermit ungeschminkt und ehrlich aufzuschreiben, es ist sachlich und inhaltlich (aus meiner Erinnerung) richtig, doch Erinnerung kann in Details auch trügen, und das ist zu Bedenken . Mein Wunsch wäre, das sie euch hilft Verstand, möglichst noch Weisheit, zu erreichen.

 

                                                               

 

 

 

                                        Im Harz , den 8. 11. 2001                                                                                      

 

                                    

 

 

 

 

Kindheit

 

 

 

Am 19. 1. 1951 wurde in Aue / Sa . meine Wenigkeit auf die Welt gebracht, mit Namen Matthias genannt (Spitzname Meck) .

 

Meine Mutter wohnte in einer mittelalterlichen Kleinstadt (Lößnitz / Erzgebirge), dort habe ich Kindheit und Jugend erlebt, aber auch gelebt, sowie gelitten .

 

In einer der verwinkelten Gassen wohnten wir zur Miete ( 12,- M im Monat ), später sollte ein Kumpel unser Haus als " Schmales Handtuch " bezeichnen, was sehr zutreffend war . Wir hatten 2 kleine Zimmer im zweiten Stock, sowie 1 Dachkammer . Die Deckenhöhe betrug etwa 2 m, das " große Zimmer " maß etwa 3m x 3,5m, mein späteres Zimmer knapp 2m x3m .

 

Ofenheizungen, sowie einfach verglaste Fenster waren selbstverständlich, es gab keine Isolierung der Häuser und der Abort (Toiletten) war außen am Gebäude angebaut . Wasserhahn sowie Ausguss befanden sich einen Stock tiefer, mit dem Abort zusammen im Hausflur. Vom " Thron " aus ging ein Steingutrohr direkt in die Jauchengrube, gelüftet wurde also die Grube auch teilweise über das Loch, welches für die " Verrichtung " vorgesehen war, im Sommer krochen weiße Maden bis nach oben, im Winter bestand " die Gefahr des Festfrierens ". Für Menschen von heute ein Horror, damals normaler Standard, übrigens benutzten 2 Familien diesen Ort . Heizen ließ sich nur das große Zimmer, bei Frost waren die Fenster morgens dick von Eisblumen überzogen und in meinem Zimmer herrschte Dauerfrost . Damals gab es Elektrokocher mit offenen Heizspiralen, dessen Infrarotlicht benutzte ich am Morgen zum anwärmen meiner Unterwäsche . Gutgeeignet war er auch zum Brötchen aufbacken, in der späten Kindheit entzündete ich mir an diesem die heimlich gerauchten Zigaretten . 

 

Um abends überhaupt das Bett nutzen zukönnen, befüllte man Blech oder Gummiwärmefaschen mit heißem Wasser, legte diese kurz vorm schlafen unter die Decke und beim Zubettgehen schob ich sie runter zu den Füßen . Nachts merkte man wenn sie kalt war und stellte diese neben das Bett . Alte Leute besaßen zum Teil noch Wärmesteine (Runde Bachsteine) welche den Tag über in der Backröhre, oder auf dem Ofen, heiß gemacht wurden . Man wusste sich früher auch schon zu helfen .

 

Das Haus stand auf einem kunstvollem Kellergewölbe, aus trockengemauerten Schiefergestein, außer Kohlen und Kartoffeln, bewahrte man dort  Lebensmittel vor allen die Milch auf . Dafür waren im Treppengang und Keller verschiedene Nischen eingelassen . Kühlschränke besaß der Normalbürger noch nicht, die Einkäufe tätigte man täglich und das Angebot war bescheiden . Vermisst haben wir nichts, da nichts anderes bekannt war . Fasssauerkraut ist noch heute in meiner Erinnerung, beim Händler holten wir es in Papiertüten, zu 5 - 30 Pfennigen, beim laufen auf der Gasse gegessen, ein wahrer Genuss .     

 

Samstag war allgemeiner Badetag, es wurde die Zinkblechwanne ins geheizte Zimmer gestellt, an Leinen oder Stühlen wurde eine Decke als Sichtschutz aufgehängt und reihum  gebadet .

 

Das Wasser wurde in großen Töpfen auf dem Ofen erhitzt und anschließend in der Wanne mit kaltem Wasser auf Badetemperatur gemischt . So konnten die Leute abends sauber ins Wirtshaus und zum Tanz gehen, einen Fernseher hatten wir damals noch nicht .

 

Allein zu Hause geblieben hörte ich abends Radio, Hörspiel hören war eine beliebte Abendbeschäftigung  . Oft so gruselig, dass ich mir nicht mehr getraute vom Sofa aufzustehen . Meine Mutter fand mich dann nachts schlafend unter der Decke zusammengerollt .

 

Ein weiterer Gegenstand muss erwähnt werden, der Nachttopf, unter jedem Bett stehend und besonders im Winter häufig genutzt . Die Wohnungen sind selten zusammenhängend gewesen und die Schlafzimmer vom Abort zum Teil durch zwei Stockwerke getrennt, beim " Gehen " hätte man sich unterkühlt, womöglich auch andere Hausbewohner getroffen .                               

 

Es ist oft auch gleichzeitig deren Abort gewesen, notgedrungen benutzte man also den aus Steingut oder Emaillierten Blech hergestellten Nachtopf,  deckte den dazugehörigen Deckel darauf und schob ihn unters Bett . Morgens traf man öfters die Mitbewohner auf dem Weg zum Abort, in der Hand das Nachtgeschirr zum entleeren . Das Abortpapier wurde mit dem Messer aus gefalteten Zeitungen geschnitten .

 

Diese uralten Häuser boten in ihrem Fachwerk viele Mäusen Unterschlupf . Mausefallen gehörten zum normalen Standard einer Wohnungseinrichtung, mit Speck oder einem Stück Käse versehen, stellte man sie abends in den Zimmern auf . Wenn ich längere Zeit ruhig im Bett lag, konnte ich die Mäuse im Zimmer herumlaufen sehen.

 

Die Häuser der Straßen und Gassen waren meist direkt aneinander gebaut, drei Häuser von unserer Wohnung entfernt befand sich ein Bauerngut (es gab mehrere direkt in der Stadt ), dieses sollte über viele Jahre mein Abenteuerspielplatz, aber auch " Arbeitsplatz " sein . Scheunen voller Heu und Stroh in denen " Verstecken " und alle möglichen Spiele gespielt werden können wünscht sich jedes Kind, ich hatte das zur Genüge . Vom Heuboden führte eine Rutsche in den Stall, gedacht um Heu und Stroh direkt vor Ort zu bringen, wir nutzten diese selbstverständlich für unsere Zwecke . Der Bauer sah das nicht gerne, aber er musste sich um viele Dinge außerhalb des Hofes kümmern, so blieb uns oft genug Zeit um Verbotenes zu tun .

 

Unter dem Heuboden stand ein Leichenwagen, mit dem wurden Verstorbene zur Leichenhalle auf dem Friedhof gebracht, dafür putzte der Bauer die Pferde sorgfältig, auch die Hufe wurden schwarz eingecremt . Ansonsten diente er uns als " Spielplatz ", Kinder gehen mit allem unkomplizierter als Erwachsene um .

 

Vieles was ich als Spiel empfand, war tatsächlich Arbeit . Die Kühe, Pferde und Schweine, befanden sich in einem Stall der ins Wohnhaus integriert war . Gemolken wurden diese morgens und abends vom Bauer und dessen Frau mit der Hand, Füttern, Ausmisten und die Tiere auf die Weide bringen, durfte ich helfen . Mit zunehmenden Alter, erledigte ich solche Arbeiten auch selbständig, Entlohnung war Samstags und bestand aus 2  DDR-Mark, ansonsten bekam ich noch die täglichen Mahlzeiten . Nichts kann nach vollendeter Arbeit besser schmecken, als frisches Leberwurstbrot mit Malzkaffee am Feldrand . Gleiches gilt, für Speckfettbrot mit Salz .

 

Am Wochenende fanden in näherer Umgebung ab und zu Reitturniere statt, ein Höhepunkt für mich, denn der Bauer hatte mir eine Reithose und Kappe geschenkt, welche ich nun mit Stolz trug . Leider kam ich nur selten aufs Pferd (es waren nur zwei), die " Großen " hatten die Vorrechte, aber die Fahrt in der Kutsche hin und zurück genoss  ich trotzdem .

 

Der Platz war in der Stadt begrenzt, so befand sich die große Scheune 10-15 min Gehzeit vom Hof entfernt, unmittelbar an den zugehörigen Feldern und Weiden gelegen und hier befand sich das Kleinvieh und ein Altdeutscher Schäferhund . Der mir ans Herz gewachsen war, alle mussten täglich versorgt werden . Das Kleinvieh wurde früh aus der Scheune gelassen, Schafe auf die Weide geführt und abends alle wieder eingesperrt . Nun die Eier eingesammelt, gegebenenfalls Futter aufgeladen und zuletzt heim auf den Hof gefahren . Der Hund bekam ein mageres Fressen, meist dünne Milch mit Brotstücken, sowie ab und zu ein paar Knochen . Wachhunde arbeiteten eben nicht viel, genossen somit ein geringes Ansehen .

 

" Der Bauer " war in Jahrhunderten selbständigen Wirtschaftens, gezwungen gewesen         ökonomisch mit seinen Erzeugnissen zu haushalten, er konnte sich keine sentimentale Tierliebe erlauben und hat somit aus seiner Sicht vollkommen logisch gehandelt .      

 

Diese Scheune war ein paar Jahre zuvor durch Blitzschlag abgebrannt, nach dem Gewitter setzte eine " Völkerwanderung " ein, um die  Reste  der Scheune anzusehen, der auch ich mich anschloss .  Gearbeitet habe damals auf dem Hof noch nicht .

 

Der Hund hatte diesen Brand miterlebt und war entsprechend bei Gewittern ängstlich, eines Tages sperrte ich abends die Tiere in die nun neue Scheune, als wiederum ein Gewitter  aufzog . Als Junge von 10 -12 Jahren, der wusste das diese Scheune bereits einmal abgebrannt war, hatte ich natürlich Angst . Der Hund zitterte vor der Hütte, so kroch ich hinein und sofort folgte er mir . Eigentlich nicht erwähnenswert, wenn es nicht ein Kettenhund mit üblem Leumund gewesen wäre, sein Herrchen ist des öfteren von ihm attackiert worden . Dafür bekam er wiederum  Prügel, die sein Wesen nicht gerade friedlicher machten . Wir beide waren seit dem Gewitter aber gute Freunde geworden, mir macht seit dem kaum ein Hund Angst . Allerdings behalte ich mir ein gesundes Misstrauen in allen  Dingen vor, so auch bei mir unbekannten Hunden .

 

Alle Erlebnisse können nicht ins Gedächtnis zurückgeholt werden, einiges sei noch kurz erwähnt .

 

Auf dem Hof lebte ein Hahn, der ständig von der Bodentreppe aus Leute attackierte, als er dem Bauern wiedereinmal auf den Kopf flog wurde ihm auf der Stelle der Hals umgedreht . An dem Tag war der Bauer vermutlich gerade schlecht gelaunt, soweit mir bekannt ist hat den Hahn keiner bedauert . Beim nächsten Mittagessen gab es übrigens Geflügelbraten .

 

Eines Tages wollte ich auf einem Schwein reiten, es biss mir durch den Stiefel in den Fuß .

 

Beim Kühe von der Weide holen, trat mir eine Kuh auf  die Ferse, der Schuh war kaputt, zu Hause gab es eine " Tracht Prügel " und tagelang eine vereiterte Ferse .

 

Als Zwischenmahlzeit gönnte ich mir öfters Hühnereier direkt aus dem Nest, oben und unten ein Loch gestochen, dann ausgesaugt .

 

Wir machten mit Vorliebe Sprünge durch die Heubodenklappe, in fast 3m tiefer liegende Strohballen, sehr leichtsinnig da Mähdrescher und andere Landmaschinen dort abgestellt waren . In der Scheune legten wir im Heu und Stroh unsere Höhlen an, die erst über lange Gänge zu erreichen waren .

 

Der Bauer  " lehrte " mich den Strom im Weidezaun zu prüfen, einen Grashalm an den Draht halten, dann zusammenzucken, bedeutete Strom ist auf dem Zaun .

 

Harte Arbeit war unter anderem, das Rüben stecken, Kartoffeln legen und ernten, vor allen  weil die Furchen des Feldes, besonders für Kinder, kein Ende nehmen wollten .

 

Alles habe ich freiwillig auf mich genommen, es hat Spaß gebracht und gelernt habe ich dort viel fürs Leben . Das es die Wirbelsäule schädigt, konnte mir damals nicht bewusst sein, heute ist mir klar das zu dieser Zeit der Grundstein für mein späteres Bandscheibenproblem     gelegt wurde .

 

Die Zeit auf dem Bauernhof ist immer eine begrenzte gewesen, etwa wenn Freunde nicht erreichbar waren (verreist, Stubenarrest oder vorrausgegangner Streit) . Im Normalfall waren wir als " Bande " unterwegs, heute nennt sich das wohl Klicke .

 

Zu einer " Bande " gehören, war das optimalste für uns, so standen  jederzeit Spielkameraden zur Verfügung und in der Gruppe bewegten wir uns sicherer .

 

 

 

Ich erinnere mich als ich noch sehr klein war, stand unsere ganze Gasse voller Russenautos (LKW) ,  die sich nur sehr langsam bewegten . Ich wollte über die Gasse in mein Haus, hatte aber große Angst . Ein größerer Junge, der Sohn einer Freundin meiner Mutter, nahm mich an die Hand und führte mich durch die Autos hindurch . Dieses Erlebnis hat sich tief in mir eingeprägt, er hieß Achim und ging kurze Zeit später mit seiner Mutter in den Westen .                                                

 

 

 

Mein erster Freund begleitete mich bereits in der Kindergartenzeit, er wurde " Vögele " genannt, Spitznamen sind in unserer Gegend alltäglich gewesen, deshalb nenne ich die hier  Beteiligten nur mit ihren Spitznamen .

 

Eine der frühsten Erinnerungen an ihn verbindet sich mit folgendem Erlebnis, an einem kalten wolkenlosen Morgen befanden wir uns auf dem Weg zum Kindergarten, für uns ein etwa 20 min. Marsch . In der Höhe des Hexenhübels ( Erzgebirgisch für Hügel ), ging ein Feldweg gerade nach oben und über den Hügel hinweg, von uns aus gesehen war demnach das Ende am Horizont auslaufend und an diesem Tag stand eine riesige rote Morgensonne auf diesem Weg . Lange berat-schlagten wir, ob wir es wagen sollten, uns die Sonne von der Nähe aus anzusehen, da jedoch die Zeit drängte (wir waren ermahnt direkt und schnell zum Kindergarten zu gehen) und da uns das Ereignis nicht " geheuer " war, gingen wir weiter . Später wollten wir der Sache auf den Grund gehen, doch es ergab sich nie wieder, dass die Sonne zu Fuß erreichbar war .

 

Diese Begebenheit hat sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt, vermutlich wegen der verpassten Gelegenheit, vielleicht habe ich deshalb im Leben alles was mir interessant erschien, versucht zu erleben und zu erfahren .

 

Mir gegenüber wohnte ein weiterer 3Jahre älterer Freund, somit selbstverständlich über lange Zeit unser Anführer, er wurde die Hax (Hexe) genannt . Diesen Spitznamen hatte er von seinen Klassen-kameraden bekommen, er mochte ihn jedoch nicht, so wollte er von uns Wern genannt werden . Mit der Zeit kamen noch 2 Brüder zu uns, sie wohnten gleich um die Ecke, als Draufgänger bekannt standen diese sofort an der Spitze unserer Rangordnung . Der jüngere wurde   " Dachschaden " genannt, vom " Boss " unser Bande fällt mir der Rufname nicht ein, vermutlich weil sein Familienname gleichzeitig unser  Bandenname war .Wir gehörten nun zur     " Kol ....- Bande ". Der Name " Dachschaden " traf den Nagel auf den Kopf, er war in seinen Handlungen unberechenbar und es gab ständig Probleme durch ihn . Eine abwechslungsreiche Zeit begann für uns, im Winter war das Schwimmbad unser Revier, man hatte vergessen das Wasser abzulassen . Es war abgelegen im Wald und wir wurden dort selten bei unseren Aktivitäten gestört . Im Bad standen Umkleidekabinen in langen Reihen, vor diesen hatte man Holzlattenroste eingelassen . 3-5 Roste aufeinandergelegt, ergaben ein Floß (je nach Gewicht des Nutzers) . Den ganzen Winter über paddelten wir im Wasser herum, wenn Eis wurde fungierten die Flöße als Eisbrecher, ansonsten war ständig " Seekrieg ", jeder gegen jeden . Einige von uns konnten noch nicht schwimmen, so auch ich , man sollte lieber nicht darüber nachdenken . Wir sind des öfteren bis in Kniehöhe gesunken, glück-licherweise ist aber nie einer ausgerutscht oder abgesoffen . In den Kabinen trockneten alle ihre nassen Sachen, für diesen Zweck haben wir uns vom oberhalb gelegenen Bahndamm Petroleumlampen geholt . Diese waren eigentlich für die Signalbeleuchtung in der Nacht gedacht . Keiner von uns hat sich darüber Gedanken gemacht, wir sind meiner Erinnerung nach, nie erwischt worden . Experimentiert haben wir auch mit Streichholzkuppen, hohle Schlüssel in die genau ein Nagel passte, wurden mit einen Stück Strick zusammen gebunden, das Loch mit Streichholzkuppen (abgeschabt) gefüllt, der Nagel eingesteckt und am Strick mit Schwung auf harte Unterlagen geschlagen . Ergibt je nach Schlüsselgröße und Füllmenge, den dementsprechenden Knall, einige Schlüssel haben das nicht überstanden ( Vorsicht ) . Allmählich vergrößerte sich unser Revier, 1-2 Std. (je nach dem, was uns wie lange ablenkte) Fußmarsch entfernt lag zwei Täler weiter, der weit hin bekannte Russenschießplatz, trotz  der Entfernung ein oft besuchtes Ziel .

 

Am Ende des Tales führte eine alte Straße durch den Wald nach Bernsbach, unmittelbar neben dieser befanden sich die Schießstände, weiter oben waren die Ziele welche sich mit Fahrgestellen und Seilwinden auf Schienen ziehen ließen . Um während des Schießens geschützt zu sein, hatten die Russen einige Bunker gebaut, ebenso einen Beobachtungsturm, Aborte und ein offenes Haus als Wetter-chutz für die Soldaten . Im Abort war über Eck eine Art breiter Bank gebaut, in der etwa 6-10 Öffnungen für die Notdurft eingesägt waren, wir kannten so etwas nicht . Gegenüber und nebeneinander sitzend war es demnach eine gesellige Runde, die alten Römer sollen ähnliches gehabt haben . Eigentlich suchten wir die Gesellschaft der Russen, besonders die einfachen Soldaten behandelten uns gut . Ein Stück Brot konnten wir immer essen und rauchen lernten diese uns in kurzer Zeit, im Normalfall bekamen die Soldaten Tabakpäckchen mit Zeitungspapier (die berühmte Prawda), daraus drehten sie dann ihre Zigaretten, diese ähnelten kleinen runden Papiertüten . Es brauchte einige Versuche um einen Zug zu tun, ohne zu Husten . Als ich einmal mit meinen Fahrrad auf dem Schießplatz war wollten viele Soldaten damit fahren . Fast keiner konnte es, man stelle sich vor, dass erwachsene junge Männer noch nie vorher mit einem Fahrrad gefahren sind und das Anfang der 60er Jahre . Hierbei bekam mein Rad einen platten Hinterreifen, sofort reparierten sie das defekte Rad . Ein anderes mal kamen wir an, als ein großer Haufen Pilze von ihnen zusammen getragen worden war, von uns wollten sie diese in giftige und essbare sortiert haben, etwa 5-10% stuften wir als essbar ein . Es begann darauf eine große Diskussion und wir wurden dann weggejagt, sie glaubten vermutlich an Sabotage . Die Offiziere waren auf uns nicht gut zusprechen, einer der Offiziere schleuderte einmal ohne Vorwarnung, massive Holzstücke in unsere Richtung . Einige Zeit ließen wir uns nicht mehr dort sehen, Ursache könnte unser Randalieren, sowie Hackenkreuzschmierereien auf dem Schießplatz gewesen sein . Es muss hier angemerkt werden, dass von uns kein politischer Grund für diese Handlungen vorlag, es war Übermut gepaart mit Dummheit . Schmierereien gab es in der DDR genügend, aber eben aus Opposition gegen das System, nicht für das was es letztendlich darstellte .

 

Wir haben jedoch auch die Beleuchtung und die Kabel, für zu Hause,            " mitgehenlassen ", als Bastler haben wir nicht auf Fassungen und Glühbirnen verzichten können .       

 

Die Russen sind eigentlich selten schießen gewesen, so waren wir meistens die Herrscher des Platzes, nur eine Bernsbacher Bande machte uns Konkurrenz, oft waren die älter und in der Überzahl, was für uns Rückzug bedeutete .

 

Es handelte sich, um ein sehr " umstrittenes Revier ". 

 

 

 

Es kann sich wohl jeder vorstellen welche Möglichkeiten das Gelände zum spielen bot, Fahrgestelle auf Schienen, Bunker, Schießstände, ein Holzturm und kein Erwachsener weit und breit . Falls die Russen kamen, hörten wir ihre typisch " singenden Autos " schon 10 min. vorher das Tal herauf kommen und im Wald konnten wir jederzeit untertauchen . Eines Tages bauten sie sich direkt neben den Schießständen ein Schwimmbad, ein klarer Quellbach floss dort vorbei und in unseren Vorstellungen badeten wir schon darin . Der Standort erwies sich allerdings als ungünstig, hochgelegen im Wald bedeutet immer, kaltes Wasser . Für uns war das Schieferloch näher und idyllischer gelegen, sowie mit wärmeren Wasser .

 

Nach dem ersten Winter, fielen bereits die Startblöcke und Mauerkanten zusammen, es lässt mich vermuten, dass dieses ganze Schwimmbad mit nur   " einem Sack " Zement errichtet  wurde .

 

Nun blieb es nicht aus, dass auf einem Schießplatz Munition verloren wurde, wir fanden sie dann und suchten später auch danach, zum einen fürs Experimentieren, wohl auch weil Verbotenes reizt . Feuer machen gehörte generell zu unserem Alltag und Munition dazu versprach besonderen Spaß . Scharfe Patronen explodieren im Feuer, der selbsterzeugte Knall begeisterte uns natürlich, ungefährlich war es aber nicht . Auf dem Turm konnte die Aussichtsplattform über eine Leiter und durch eine Bodenklappe erreicht werden, wir machten eines Tages dort oben ein kleines Feuer (auf einer Unterlage ), legten eine  Patrone hinein und warteten unter der Klappe auf die Explosion, nichts geschah . " Dachschaden " wollte nachsehen, hob die Klappe und als er seinen Kopf durchgesteckt hatte, knallte es doch noch . Mit schwarz gesprenkeltem Gesicht sprang er zu uns nach unten, glücklicherweise ohne ernste Verletzung .  Die Augen hätten schwer geschädigt sein können, bei der Explosion entstehen viele Metallsplitter . Kurze Zeit darauf kam der Förster vorbei und fragte uns ob die Russen da gewesen wären, er hätte einen Knall gehört, wir konnten ihm da aber nicht weiter helfen . Tauschgeschäfte tätigten wir auch mit den Russen, wir bekamen Sowjetsterne, Orden und weitere bunte Abzeichen, die Russen wollten Bilder von nackten Frauen . Sie waren jedoch ebenfalls mit Bildern zufrieden, die aus einem Katalog stammten und Damen in Unterwäsche zeigten . Gesammelt haben wir damals auch noch Streichholzetiketten und Zigarettenverpackungen . Die erste Frage der Russen an uns war immer, Fräulein im Wald ? Auch hätten sie gern gehabt, dass wir unsere Schwestern mitbringen .

 

Auf dem Rückweg durch den Wald nahmen wir, wenn die Zeit günstig war, immer noch Pilze mit nach Hause, dass hat auch die Eltern besänftigt, wenn es wieder einmal " später " wurde .

 

Einmal fanden wir eine schwefelhaltige Verbindung, der Form nach könnten es Reste von Panzerfäusten gewesen sein, nach dem anzünden derselben bissen unsere Augen und Nasen .

 

Ein alter Eimer wurde damit gefüllt und wir zogen dann ins Schieferloch, dort waren einige Angler anwesend, es wurde von uns beschlossen oberhalb des Loches ein Feuer zu machen . Der Schwefel sollte uns zum experimentieren dienen, es wurden einige Stücke ins Feuer ge-worfen und aus einiger Entfernung auf das gewartet was nun passieren würde, es passierte gar nichts . Nun stand der Wind, zumindest aus Sicht der Angler ungünstig, diese beißenden ätzenden Dämpfe zogen direkt hinab zum Wasser . In kurzer Zeit leerte sich das Loch, wir befanden uns bereits weit weg vom Feuer, um nicht in irgendeinen Verdacht zu geraten .

 

Die Banden von denen es einige gab, hatten ihr Revier eigentlich im Wohngebiet (Straßen) da wo man zu Hause war, wollten wir irgendwo hingehen, mussten wir durch andere Reviere laufen . Es ging auch solange ganz prima, außer es war Krieg, dieser konnte durch Beleidig-ungen oder Missachtung von anderen Regeln entstehen . Die Anführer regelten solche Probleme meistens durch " Aussprachen ". Ich erlebte nur einmal einen Krieg unserer Bande . Etwa 5min. von unserem Revier entfernt gab es eine Neubausiedlung, dort hatte die Stadt einen Spielplatz gebaut . Schaukeln und Rutschen wollten wir auch, einige Zeit behaupteten wir uns dort, es gibt jedoch auch große Brüder und diese vertrieben uns . Mit selbst gebauten Gummiknüppeln, versuchten wir nochmals eine Rückeroberung, mussten jedoch flüchten . Unser Anführer floh nach zähem Ringen mit dem Fahrrad, aber nicht ohne mich (den kleinsten) auf die Fahrradstange zu ziehen . Das gefährlichste an diesem Krieg, war im nachhinein gesehen diese Flucht,  2    " Mann " auf einem Rad mit defekten Bremsen und ein steiler Schotterweg abwärts, er hat uns jedoch gut runter gebracht . Ernstlich wurde danach über Panzerbau (aus Kinderwagen) nachgedacht, jedoch wurde das Vorhaben nie realisiert .

 

Streichhölzer gehörten grundsätzlich zu unserer Ausrüstung, wir zündeten eines Herbsttages auf einer Wiese trockene Grasbüschel an, Erfahrung mit Feuer besaßen wir genügend und hatten somit alles unter Kontrolle, außer unseren " Dachschaden " . Er zündelte mehrere Stellen gleichzeitig an, es kam Wind auf und das Feuer fraß sich schnell vorwärts, ein Stück den Hang hinauf stand eine Feldscheune aus Holz, mitten in einem trockenem Stoppelfeld . Es kam Hecktick auf, " Dachschaden " nahm reiß aus, wir trampelten vergeblich auf dem Feuer herum . Wern und ich holten ein Stück weiter unten am Bach mit unseren Gummistiefeln Wasser, was sich durch den Zeitmangel als Fehler erwies, unser Chef rollte sich inzwischen mit dem Körper über das Feuer . Wir folgten seinem Beispiel und kurze Zeit darauf war das Problem beseitigt . Vermutlich hatte der Wind auch nachgelassen, für die Zukunft lernten wir noch vorsichtiger zu handeln . " Dachschaden " hat darauf  Zuhause mit seinem großem Bruder Ärger bekommen, vor allem wegen des Abhauens .

 

Die beiden Brüder waren gute Forellenfänger, unter Brücken stehen diese Raubfische gern und in Höhlen suchen sie bei Gefahr Deckung . Die beiden Brüder wussten das genau, griffen blind in die Spalten und waren oft erfolgreich .

 

Uns anderen schien das blinde hineingreifen zu gefährlich, wir hatten Angst vor Ratten und ähnlichem Getier .

 

                                                                                                                                                                                                                                                        Ab und zu vergrößerte sich unser " Haufen " ,  so waren wir kurze Zeit zu      " Indianern " übergelaufen, eine ganze Waldschonung war zum Indianerdorf umgebaut worden . Ich erinnere mich noch an Hütten aus Zweigen geflochten, alles war noch mit einer Mauer aus Ästen um-geben . " Vögele " wird noch ein Überbleibsel unserer Indianernamen sein, vermutlich von        " Großer Vogel " oder ähnlichem . Unser Anführer beeindruckte mich einmal durch folgendes, im Park lief ständig ein Gänseschwarm mit einem wirklich angriffslustigen Gänserich herum, der uns oft das Leben schwer machte . Unser Chef musste etwas tun, er ging auf den angreifenden Gänserich zu, packte diesen am Hals und drehte ihn mehrmals in der Luft und ließ ihn dann losflattern . Schimpfend machte der sich davon, seit dem hat mich keine Gans mehr verjagt, diese merken genau wer keine Angst vor ihnen hat . 

 

Es kam der Sommer 1961, wir hatten Ferien und eine schöne Zeit, abends saßen wir an unserer Straße und verabredeten am nächsten Tag auf den Schießplatz zu gehen . Unsere beiden Kumpel sah ich nie wieder, in der Nacht sind deren Eltern in den Westen abgehauen, sie mussten logischerweise mit, ohne es vorher zu ahnen .

 

Ab da, existierte keine Kol..... - Bande mehr . Uns blieb nur noch übrig ein paar Sachen zu sichern, ehe deren Hausrat ganz verschwand, so kletterten wir in den Schuppen holten die Dampfmaschine, ein Segelflugzeug und noch einige Kleinigkeiten heraus, Anschließend gab das noch Ärger, weil man uns beobachtet hatte .

 

 

 

Wern, Vögele und Meck waren nun keine ernst zu nehmende Bande mehr, wir durchstreiften aber noch jahrelang die bekannten Reviere . Eine Zeitlang waren die Schuttplätze in der Umgebung unser Ziel . Feuer brannte dort ständig und zu untersuchen und zu finden, gab es da mehr als wir brauchen konnten . Der Müll ist damals nicht sortiert worden, neben der Asche aus den ofengeheizten Haushalten, landete jeglicher Abfall auf den Müllkippen in der nähe der Stadt . Ausgenommen größere Metallmengen, Flaschen, Gläser, Lumpen und Altpapier, dafür gab es in jeder Stadt den " Lumpensammler " , dieser zahlte so gut, dass sich das sammeln und abgeben lohnte, besonders für uns Kinder . Neben " Werns " Haus und gegenüber von meinem, stand ein baufälliges Haus, dass erst kurz vorher verlassen worden   war . Da uns die Buntmetallpreise geläufig waren, beschlossen wir die Wasserleitung zu   " bergen ". Einige Kilo Blei haben wir letztendlich davon ausgeschmolzen, heute verstehe ich nicht mehr, warum wir es nicht direkt in Leitungsstücken verkauft haben . Wern besaß einige Zinnsoldatenformen, für die wir oft Blei geschmolzen haben, möglich das uns das Schmelzen spaß machte . Die Bleireiter und Soldaten, handelte ich später mit großen Erfolg in der Schule, z. B. gegen Silbermünzen, Mineralstufen und Aktfotos . Mir selbst brachte es nur den Titel " Geschäftsmann " ein, den mir Wern verlieh, er war 3 Jahre älter, somit konnte ich mit dieser Anerkennung gut leben .                                             

 

Einiges wird schon in meinen Taschen steckengeblieben sein, die Silbermünzen habe ich von ihm erst nach 20 Jahren  zurückgehandelt . Die Mineralstufen waren faszinierend, später als Bergmann sammelte ich begierig Stufen, heute besitze ich eine relativ wertvolle Sammlung . So wird wahrscheinlich schon im Kindesalter der Grundstein für spätere Interessen gelegt . Nun zurück zur Müllhalde, wir konnten randalieren ohne Schaden anzurichten, Flaschen aufstellen und mit Steinen abschießen, alles mögliche anbrennen oder zur Explosion bringen sowie " Wertvolle Sachen " finden . Vögele besaß ein Talent sich den ganzen Nachmittag in den Dreck zu graben (er war manchmal nicht mehr zu sehen) und immer etwas brauchbares zu finden . Diese Gabe ausdauernd ein Ziel zu verfolgen, nutzte er später auch um Radios und andere Elektrogeräte zu reparieren und ein wirkliches Können zu erreichen . Leider stand ihm seine schlechte Schulbildung im Weg, um später einen Beruf in diesem Bereich zu ergreifen . Auch einer der Gründe, weshalb ich die " Schulbildung " allgemein,  für ungeeignet halte Talente zu erkennen und diese zu fördern . Ein " Fachmann " von heute ist selten in der  Lage, dass zu leisten was sich Vögele damals selbst beigebracht hat .                                                                                                                          

 

 

 

Der Großvater eines Klassenkameraden besaß eine Klempnerei, von dem bekam ich mein erstes Fahrrad . Ein schweres Handwerkerrad mit einem 30er Rahmen und einer Übersetzung für Lastentransporte, sowie einen stabilen Gepäckträger über dem Vorderrad . Nach entsprechenden Umbauten nutzte ich es, musste jedoch noch einige Monate von Bordsteinkanten und ähnlichem auf sowie absteigen, da ich die nötige körperliche Größe noch nicht hatte, um den Boden zu erreichen .

 

In einem Lagerraum der Klempnerei haben wir Kartons mit Klein-kalibermunition gefunden, neben unserem Eigenbedarf, reichte sie noch um in der Schule damit zu handeln (Munition war in der DDR streng verboten), irgendwie flog das alles auf und wurde aktenkundig . Es betraf jedoch nur den Schulkameraden und seinen Großvater . Was damals daraus wurde, daran erinnere ich mich nicht mehr, der Kamerad ist später Lehrer geworden . Die Klempnerei war vor allem unser Karbidlieferant  (Karbid wurde früher zum löten und schweißen verwendet), mit Wasser vermischt entstand ein Gas was brannte und geschlossene Behälter zum " explodieren " brachte . Ein altes Auto welches auf der Müllhalde abgestellt war, haben wir damit " hochgejagt " und abgebrannt .  In bestimmte Teiche geworfen, stiegen Blasen an die Oberfläche und von uns angezündet, tanzten dann Flammen auf dem Wasser . Es war Umweltverschmutzung und eine Riesendummheit, nur wussten wir davon noch   nichts .

 

 

 

Zurück zum Kindergarten, ganz frühe Erinnerungen habe ich noch an die Mittagsruhe, so an jenen Tag als wir auf Liegen im Garten unter Bäumen schlafen durften . Sowie auch an Erzieherinnen, eine sehr freundliche von der ich noch den Namen weiß ( Frau Saub....), aber auch an Herrische deren Namen man schnell vergisst . Wir wurden bei Ungehorsam bedroht, in einen dunklen Verschlag unter der Treppe eingesperrt zu werden .

 

Es gab eine neue Spielecke für Mädchen, in dieser stand eine maßstabgetreue Küche für Kinder, ich spielte gern mit den Mädchen darin . Es wurde darüber gelästert, von Erzieherinnen und Kindern . Eine Freundin hatte ich tatsächlich schon (Ing... ) . Vögele hatte immer ein Nervenleiden, so verzog sich sein Gesicht in bestimmten Abständen, als Folge entstanden irgendwelche Grimassen, deren Aussehen sich mit der Zeit änderten . Im Kindergarten hatte er ständig die Zunge aus dem Mund hängen, so stürzte er einmal auf der Treppe, fast wäre die Zunge ganz weg gewesen . Es musste die Zungenspitze genäht werden . Im Freien Ostereier suchen, ist mir ebenfalls noch im Gedächtnis geblieben, die selbst  gebastelten  Pappkörbchen könnte ich noch heute nachbauen .

 

Auf dem Weg zum Kindergarten trafen wir früh meistens das                         " Milchauto ", der eine Fahrer nahm uns immer bis zur nächsten Rampe mit, ein morgendlicher Höhepunkt . Diese Rampen standen über die Stadt verteilt, die Bauern stellten ihre Milchkannen mit einer Begleitkarte darauf, auf dieser wurden im  " Milchhof " die Liter zur späteren Verrechnung eingetragen .

 

Eine alte Frau verdiente sich mit dem Kannentransport ein Zubrot, wir halfen oft den Wagen auf unseren " Berg " schieben, meist bekamen wir einen Groschen (10 Pfennige) . Dafür bekamen wir beim Bäcker eine Doppelsemmel  (ein Brötchen ), oder ein Eis . Später beim Bauern, fuhr ich unzählige Male die Milch zur Rampe .

 

 

 

 

 

Meine Mutter stammte von Dresden und im Krieg kam sie aus Sicherheitsgründen zu einer Schwägerin nach Lößnitz und arbeitete als Hausangestellte .                                              

 

Nach dem Krieg wollten die Russen mit allen Mitteln, dass Uranerz aus dem Erzgebirge holen . Die Amerikaner besaßen schon die Atombombe, die Russen mussten schnell nachziehen, um ein Gegengewicht zu schaffen . Um Arbeitskräfte anzulocken schafften sie eine bessere Versorgung und zahlten hohe Löhne . Bergbau ist ein harter Broterwerb, aber Deutschland war in großer Not, durch Flüchtlinge, Abenteurer und rückkehrende Gefangene gelang es ihnen trotzdem in kurzer Zeit, viele Tausend Menschen in den Bergbau zu bringen . Auch verurteilte Straftäter stellte man vor die Wahl, entweder Bewährung bei der Wismut, oder ins Gefängnis . Da wurde das Wählen leicht, lieber Gutes Geld verdienen und bessere Versorgung mit Nahrung, als Knast .                                                               

 

Die Gegend war Sperrgebiet und nur mit entsprechenden Papieren zu betreten, ich erinnere mich noch an eine Stelle wo sich der Schlagbaum mit den Russen befand, später wurde dieser aufgegeben .

 

Aus mir unbekannten Gründen, kam auch mein Vater von Niedersachsen ins Erzgebirge und wurde Bergmann . Es waren kaum Wohnungen vorhanden, so mussten die Leute durch Zwangs-einweisung untergebracht werden . Er wurde mit einem weiteren Mann, bei der Schwägerin meiner Mutter eingewiesen, deren Mann nicht aus dem Krieg zurückgekommen war .

 

Letztendlich heirateten sie ihre " Einquartierung " und bald darauf  begann mein Leben . Jedoch stellte sich die Heirat nicht als Glücksgriff heraus, mein Vater verdiente viel, nur kam das Geld nicht zu Hause an . Diese Zeit konnte labile Menschen schnell aus der Bahn   werfen, viele Frauen standen ohne Mann da, diese waren im Krieg geblieben oder noch in Gefangenschaft . Ein " Mann " war somit gefragt und konnte " aus dem vollen schöpfen ", mein    " Alter " nutzte das Angebot reichlich . Als er noch Probleme mit den DDR-Behörden bekam, flüchtete er zurück in den Westen (oder wurde ausgewiesen) . Es folgte die Scheidung, ich sah meinen Vater erst 1984 im Westen wieder .

 

 

 

Meine Mutter begann als Fabrikarbeiterin zu arbeiten und konnte uns gerade am Leben erhalten, in dieser Zeit heiratete sie erneut und ich hatte meinen ersten Stiefvater . Die frühsten Erinnerungen an ihn habe ich von meinem Schulanfang, er war Berliner und dementsprechend ein " Lebemann ". Gearbeitet hat er als Heizer in einer Färberei, dort kümmerte er sich um die Dampfmaschine und den dazugehörigen Generator, die Firmen stellten damals ihren Strom selbst her . Ich fand es dort sehr interessant und habe mich oft im Kesselhaus aufgehalten . Am Abend machte er noch Heimarbeit, er war ein sehr fleißiger Mann (nur gab er sein Geld auch gern aus), bei uns zu Hause ging es jedoch richtig aufwärts .                                                                                                                                                                                                                                                  

 

 

 

In unserer Stadt gab es ein privates Kino, Sonntags 10 Uhr war Kindervorstellung, für uns Pflicht . Einen Schock bekam ich bei einem Russenfilm (Kriegsfilm), als mich in der ersten Reihe sitzend ein Panzer " überrollte ". Heute ist mir klar, dass eine auf dem Boden stehende Kamera, mittig von einem Panzer überfahren wird . Damals befand ich mich aber in Lebensgefahr, vermutlich bin ich auch hochgesprungen um auszuweichen . Mit zunehmenden Alter durften wir die " Mantel und Degen Filme " sehen, uns animierten diese zu Fechtkämpfen . Nach dem Kinobesuch kam es zu solchen, der Kinobesitzer war der Leidtragende, da sein Gartenzaun die Schwerter und Säbel lieferte .

 

 

 

Aus dem frühem Kindesalter, ist mir noch eine Erinnerung haften geblieben, die mich für das Leben sicher beeinflusst hat, ein größerer Junge der irgendwie als dumm bezeichnet wurde und bei dem ich mir dachte, ich könnte ihn ungestraft beleidigen, wollte mir ernstlich an den Kragen . Auf meiner Flucht in unsere Wohnung verfolgte er mich und als ich die Haustüre hinter mir schloss glaubte ich mich in Sicherheit, doch er verfolgte mich auch dort weiter und selbst als meine Mutter die Vorsaaltüre öffnete, wollte er noch hinter mir her . Es hat bestimmt dazu beigetragen mich im Leben mit einer gewissen Vorsicht zu bewegen, die es mir ermöglichte, ohne weitere größere Probleme dieser Art durchs Leben zu kommen .

 

                                                                                                                                                                    

 

Das erste Schuljahr habe ich mit Erfolg überstanden, in Rechnen Note 1, Schreiben und Lesen Note 2, meine Lehrerin Frau Rod...., war wie für mich gemacht . Leider wechselten die Lehrer mit der Zeit und mit ihnen meine Noten .                                                                    

 

Zu Weihnachten bekam ich richtige Geschenke (das erste Mal), eine Dampfmaschinenanlage mit verschiedenen Maschinen und einer Wassermühle, welche von der Dampfmaschine im Wechsel angetrieben wurden . Später eine Eisenbahnanlage, diese war vom feinsten leider hatten wir eine zu kleine Wohnung, nach Weinachten musste sie abgebaut werden . Ich erinnere mich noch an Wutaus-brüche, die ich bekam wenn auf der Anlage etwas nicht lief wie ich es wollte . Ich habe des öfteren mit einer Armbewegung die Anlage leergeräumt . Wenn man Sachen nicht versteht, ist man ohnmächtig und das kann aggressiv machen . Später kaufte die Anlage der Vater von Vögele, dort haben wir über die Jahre ab und an mal damit gespielt . In unserem Schrank stand Meißner Porzellan, nur zu einem Fernseher reichte es scheinbar noch nicht,  von " Autokauf " sprach mein Stiefvater ebenfalls . Die Schwägerin meiner Mutter besaß inzwischen ein Seitenwagenmotorrad und einen Fernseher, es schien nur eine Frage der Zeit zu sein bis wir so etwas auch besaßen . An deren Fernseher sah ich eines Sonntagnachmittags beim Kaffeetrinken, die Bilder vom Mauerbau und merkte an den Reaktionen der Erwachsenen, dass da etwas " Besonderes " vorfiel .

 

 

 

Wir Jungen hatten von irgendjemand den Tipp bekommen, beim Fleischer nach Wurstresten für die Katze zu fragen . Das funktionierte gut, diese packten uns Papiertüten mit Wurstenden und anderen Abschnitten zusammen, wir sortierten für uns Essbares aus und ließen es uns schmecken . Wir bekamen zu Hause genug zu essen, scheinbar wollten wir aber selbständig für uns sorgen können und brachten auch von unseren Streifzügen Essbares mit nach Hause . Öfters Brunnen-kresse, Äpfel, Birnen oder auch Kirschen, eben was gerade reif und greifbar war . Logisch das wir über Zäune kletterten, ein Bauer legte in einem Feld immer ein Erdbeerbeet an . Keiner sah es, nur wir waren auf unseren Streifzügen daraufgestoßen und über Jahre bedienten wir uns dort . Wenn er gerade mit dem Fuhrwerk aufs Feld kam, mussten wir einige Zeit im Feld versteckt liegen bleiben, bis die Luft wieder rein war . Früher legte man an den Landstraßen Obstgehölzalleen an, meistens Äpfel verschiedener Art gemischt mit anderem Obst . Das ergab beim Laufen von Ort zu Ort, für die Pferdefuhrwerke und die zu Fußgehenden einen Schatten . Nebenbei erntete man und aß was die Saison gerade bot . Die " Alten " von früher waren auch pfiffig ! Bei uns gab es noch einige intakte Alleen und erst Ende der 60er, wurden im Rahmen des Straßenbaus, die meisten vernichtet .

 

 

 

Einstweilen ging es uns Zuhause gut . Die Schwägerin meiner Mutter besaß einen weißen Spitz, als Kind wünscht man sich natürlich einen Hund, diese hören jedoch auf die Befehle eines fremden Kindes nicht . So wurde die Freude darüber, das ich zu meinem Schulanfang den Hund von uns zu Hause in die Wohnung meiner " Tante " bringen durfte, sehr getrübt, da er sich von mir los riss .

 

Er war kurz vor seiner Wohnung und kannte sich in seinem Revier aus, ich verstand damals nichts von Rangordnung, ich begriff einfach nicht, wieso er nicht zu mir kam .

 

Was große Angst bei mir auslöste, ich sollte ja auf ihn aufpassen . Diese Verantwortung war in diesem Moment zu viel für mich, es flossen Tränen . Der Hund lief davon, ich hinterher aber es gab eine glückliche Wendung . Er lief direkt zu seiner Haustür und wartete davor, damit ich ihn in seine Wohnung ließ . Heute leicht verständlich, durch meine Erfahrung mit 2 eigenen Hunden . Damals nach meiner Panik, war es eine große Erleichterung, ich fühlte mich eben verantwortlich .

 

Verantwortung nehme ich heute noch sehr Ernst, ich will auch möglichst keine mehr übernehmen, diese bedeutet immer Stress  für mich . Jahrelang befriedigte übernommene Verantwortung mein Selbstwertgefühl und den Machtinstinkt, heute brauche ich das nicht mehr, da langsam Verstand einkehrt .

 

Tante und Eltern hatten nichts mitbekommen, sie feierten fröhlich meinen Schulanfang . Feiern war eine allwöchentliche Angelegenheit meines Stiefvaters, er gab einen großen Teil seines hart erarbeiteten Geldes in den Kneipen aus, gern gab er zu fortgeschrittener Stunde Lokalrunden, um sich hochleben zu lassen . Der Sonntag brachte ihm Kopfschmerzen und schlechte Laune, was zunehmend mehr Streit im Hause brachte, ich erinnere mich an einen Sonntag als er das Mittagessen mit der Tischdecke als Bündel zusammengerafft zum Fenster hinaus werfen wollte (oder hat) . Streit in Familien war damals ein Problem, da Wände dünn, Fenster undicht und die Gassen in der Stadt eng waren . Die Nachbarschaft hörte alles mit, aber wir waren beim Streit andere Leute, ebenfalls oft die Nachbarschaft . So konnte damals keiner dem anderen etwas vormachen, jeder wusste über jeden Bescheid, auch deshalb war gute Nachbarschaft normal .

 

 

 

Nun noch einige Erlebnisse aus der Zeit mit meinem 1. Stiefvater, Sonntag nach dem Essen schlief er auf dem Sofa, ich spielte mit einem Kamm in seinen Haaren (die schon dünn waren) letztendlich waren sie so in den Kamm eingedreht, dass dieser nicht mehr zu lösen war . Als er aufwachte musste ich flüchten, vermutlich setzte es Prügel, was zumindest normal gewesen wäre . Er brachte oft Schokolade mit, diese legte er in eine Porzellandose auf unseren Bücherschrank, wo ich mich dann bediente . Einige Male legte er einen stinkenden Käse hinein, klapperte dann mit dem Dosendeckel, so das ich es hören musste und freute sich über mein verzogenes Gesicht, welches ich über den Gestank und die Enttäuschung machte .

 

Wenn es ihm Sonntagabend noch " schlecht " ging  kam es vor, dass ich das Kesselhaus für das er Verantwortlich war, allein anheizen durfte, was mir Freude machte . Es dauerte Stunden bis der Kessel den nötigen Dampfdruck erreichte, somit wurde am Sonntagabend angefeuert um am Montag früh die Maschinen starten zu können . Er ging dann später los und heizte fachmännisch weiter, neben diesen Job machte er noch Heimarbeit, wobei er in unserer kleinen Küche (mein späteres Zimmer) Blechhülsen lötete, die für Pinsel verwendet  wurden . Diese Arbeit holte er in der Kreisstadt mit einem Rucksack, egal ob er mit dem Zug oder Bus fuhr, es waren überall Kneipen am Weg und viele Male kam er nicht daran vorbei . Es war eine Belustigung der Nachbarn, wenn er schwankend mit dem vollen Blechhülsenrucksack, an der Hauswand anschlug und schleifte, was dann nicht zu überhören war .

 

Ein 2. Arbeitgeber für seine Heimarbeit befand sich in unserem Ort, der stellte unter anderem Spielgeld und Kassen für Kinder her . Öfters brachte ich am Sonntag das Essen dahin und konnte mir an den Maschinen selbst etwas Geld stanzen . Im Garten stand für seine Arbeiter ein Pavillon mit Schilfeindeckung, unter dem im Sommer die Pausen eine wirkliche Erholung waren . Über den Arbeitgeber ist später erzählt worden, er sei als Spion verhaftet und im Gefängnis, es könnte wenn es war ist, auch etwas mit der Enteignungswelle ende der 60er zu tun haben und damit von den Behörden konstruiert gewesen sein . Vieles was von den Leuten erzählt wurde, wird auch nicht wahr sein .

 

Auf dem Marktplatz stand ein Bushäuschen in dem Fahrkarten verkauft wurden und vor dem regensichere Bänke standen, ein beliebter Treffpunkt für viele . Hinter dem Häuschen befanden sich öffentliche Toiletten, die scheinbar wegen Personalmangel geschlossen waren . Mein Stiefvater kam aus der Kneipe und pinkelte hinten an das Häuschen . Was einen Streifenpolizist anlockte, der mit der Bemerkung " Sie wissen doch, Öffentliches Ärgernis macht 5 Mark ", für Ordnung sorgen wollte . Anton erwiderte " Sie wissen doch, öffentliches Scheißhaus zu " und ging davon . Wenn für den Winter Kohlen eingelagert werden mussten brachte mein Stiefvater einige Kneipenkomplizen mit und innerhalb kürzester Zeit waren die Kohlen im Keller. Bei dieser Gelegenheit hat mich einer der Männer zum Spaß an meinen Sachen im Rücken gefasst und aus dem Fenster im zweiten Stock gehalten. Ich hatte zwar keine direkte Angst, aber ungewöhnlich und leichtsinnig war das schon .  

 

Mein Stiefvater verfiel immer mehr dem Alkohol, mir hat das keine Probleme bereitet da er nicht gewalttätig wurde, sondern großzügig mit Geld umging, was auch mir zugute kam . Aber meine Mutter ließ sich von ihm scheiden, für uns bedeutete das zunächst wieder Bescheidenheit, was damals bei uns genau vorging, habe ich nicht verstanden .

 

Ob dadurch meine Schulleistung abfiel, kann ich nicht so einfach nachvollziehen, es gab einen Klassenkameraden der zu dieser Zeit oft Schule schwänzte und ich begann es ihm  gleichzutun, dass könnte sowohl als auch Ursache sein . Der Junge nahm scheinbar alles locker, mich drückte dabei ein schlechtes Gewissen . Die Folge war, dass ich mich am nächsten Tag wieder nicht in Schule traute, bis dann der Lehrer bei meiner Mutter nachfragte was mit mir los ist . Es ging dann immer eine Weile gut, jedoch schwänzte ich ab und zu wieder, warum kann ich nicht mehr nachvollziehen, vermutlich weil irgendwelche Probleme vorhanden waren . Der erwähnte Kamerad, hatte sich in einem Garten seiner Nachbarschaft einem Unterschlupf gesucht, diesen durfte ich beim Schuleschwänzen mit ihm nutzen . Der Garten gehörte einer Familie von Geschäftsleuten, die noch Waren vom Krieg auf dem Heuboden des Gartenhauses versteckt hatten, irgendwie sind diese Seifenstücke wertlos geworden, oder man hatte sie einfach vergessen .

 

Im Gartenhaus befanden sich noch wahre Schätze, wir konnten damit nichts anfangen, zu Hause hätte das nur unangenehme Fragen gebracht . Erst viel später wurde mir klar, dass es sich um afrikanische Waffen und Kunst gehandelt hat, vor allem Speere und Schilder . Wir dachten damals an Indianerwaffen, von denen waren uns Schilder bekannt . Der Kumpel hatte in Kanada Verwandte, die ihm Spielzeugindianer geschickt hatten . Diese hatten eine sehr gute Qualität (im Vergleich zu den DDR Indianern), auch als Kinder beeindruckten uns die Westsachen schon sehr . Einfache Dinge wie Postkarten usw., sahen ganz anders aus, als DDR Karten . Kaugummi war schon gar nicht vergleichbar und so entstand langsam ein " Westmythos " in mir .

 

Jedenfalls stimmte etwas mit den Schildern nicht, denn jene aus dem Gartenhaus hatten eine längliche Form, ich machte mir keine großen Gedanken darüber, nur das jemand alles aus fernen Ländern mitgebracht haben musste beeindruckte mich nachhaltig .

 

Eigentlich war es verwunderlich das alles in einem Gartenhaus ohne Absicherung aufbewahrt wurde, es hätte ohne großen Aufwand gestohlen werden können .

 

 

 

Ich hatte allerdings schon meine Diebstahlerfahrung hinter mir und war geheilt . Die alte Frau welche die Milch für die Bauern ausfuhr, wohnte ein paar Häuser die Straße rauf in einem kleinen Haus, als kleine Kinder war uns das Haus immer unheimlich gewesen .                                                                                                                          

Als später unser Mut stieg erkundeten wir das Haus (war nie abgeschlossen) und stellten fest, dass es bis unters Dach mit Krempel vollgepackt war . Radios, Grammophon und Truhen mit " Zeug " usw., interessierten uns besonders, da wir uns für deren Innenleben begeisterten . Wobei ich schon immer alles zerlegt hatte, was mir in die Finger kam . Die Frau war, wie die Leute sagten, liederlich und roch auch unangenehm, wir wussten auch das sie nicht mehr ganz klar im Kopf war und immer von ihrem Sohn erzählte, der bald aus der Gefangenschaft kommen sollte . Er kam leider nie wieder, wie viele zu dieser Zeit . Nach dem ganzen Zeug was im Haus gestapelt war, mussten sie bis Kriegsende ein großes Haus besessen haben . Wir meinten scheinbar, dass sie das Zeug sowieso nicht mehr gebrauchen konnte und holten ab und zu etwas weg, es muss uns jemand beobachtet haben, sie wollte die Sachen wieder haben und kam bei unseren Eltern in die Wohnung . Wir bekamen also wieder mal Ärger und diesmal noch mit der Polizei, da sie einem Verwandten bescheid sagte, welcher Hilfspolizist war und uns aufs Revier brachte . Der merkte schnell was wir für Angst hatten und nahm das auch für einen Jungenstreich, welcher es auch war, somit war das Problem nach einer Ermahnung für uns erledigt . Nur die Frau kam weiter in die Wohnung, was besonders für meine Mutter, welche eine sehr reinliche Frau ist, unangenehm war wegen des Geruchs usw. . Wir haben die Gehäuse der Geräte wieder zu ihr gebracht, nur sie merkte doch noch das nichts mehr drin wahr und gab sich nicht zufrieden . Ein Blöder (wie damals Nervenkranke hießen) hat sie eines Tages die Treppe runtergestoßen und sie ist nicht mehr aus dem Krankenhaus zurückgekommen . In dem Fall für uns damals eine Erleichterung, aber es bleibt ein schlechtes Gewissen zurück (auch wenn wir nichts mit dem Treppensturz zu tun hatten) .

 

Über die Jahre haben wir auch einige Späße  mit der vorgenannten Frau und ihrer Freundin erlebt (mit Spitznahmen " Federkästel "), wenn die beiden auf der Straße kamen und wir ihnen " Ann  &  Federkästel " zuriefen, drohten sie uns mit ihren Regenschirmen und schimpften . Trafen wir sie nach einem Kneipenbesuch, was oft mal der Fall war, so sangen sie in den engen Gassen und winkten uns zu, egal was wir riefen . Ein Riesenspaß für alle die, welche diese Situation  miterlebten .                                                                                                            

 

 

 

Ähnliches  gilt für  die " Blöden ", wovon 2 in unserer Stadt aktiv waren, einer war besonders kontaktfreudig, wobei er zu allerlei Unternehmungen von uns Kindern animiert wurde . Wir hatten unseren Spaß, ebenso er, nur die Farbe Grün brachte in ihn Panik . Wenn irgendein grünes Kleidungsstück gelaufen kam, war er weg . Das hielt er für eine Polizeiuniform, vor der er große Angst hatte, selbst jedoch spielte er gern Polizei und stellte sich auf eine Kreuzung um den Verkehr zu regeln, sehr zum Spaß der Beteiligten . 

 

                                                                                                                                                                                                           Ansonsten trieben wir allerhand  Blödsinn, Wern,s Vater hatte Hasen, wir mussten täglich 2-3 Einkaufsnetze voll Hasenfutter holen, was am Wegrand von jedermann geholt werden durfte . Wir hatten also auch Pflichten, diese Hasen ließen wir auch mal im Hof laufen weil gerade das  verboten war . Ein paar Wochen später wussten wir warum, es gab reichlich Nachwuchs und dabei noch aus Inzucht, selbstverständlich hatten wir keine " Ahnung ", wie dass geschehen konnte . Über die Jahre hielten wir alle möglichen Tiere, unter anderem eine Schlange welche wir selber gefangen hatten, sie riss uns aus und wurde von einem Nachbarn in dem verlassenen Haus neben Wern, s Grundstück gesehen . Das gab ein Straßengespräch, über die Behörden, weil sie nichts gegen die Ruine unternahmen, in der nun schon die Schlangen hausten .

 

Ein Feuersalamander ist mir mal aus einem rahmenlosen Fischglas am offenen Bodenfenster abgehauen, heute weis ich, dass er nur so Überleben konnte . Er stand in der Sonne und ist ein Tier, was feuchte Kühle und Dunkelheit braucht, ich hoffe dass er irgendwie über das Dach gesund den Hof erreicht hat . Kaulquappen hatte ich im Terrarium logischerweise auch, als kleine Frösche konnten sie dann rausspringen, was Ärger mit meiner Mutter einbrachte, noch Wochen später fanden sich kleine Froschmumien in der Wohnung . Krebse überleben im Fischglas ebenfalls nicht, Fische ließen sich dagegen einfach halten . Weißfische fingen wir selbst, in Gemüsegläsern, etwas Brot hinein ein Strick um den Rand gebunden und ins Wasser gelegt . Nach dem man ruhig wartet, schwimmen diese einfach hinein und werden hochgezogen . Wasserpest (eine Wasserpflanze) holten wir aus dem Bach und da es Kaltwasserfische waren, brauchte man auch keine Heizung, Sauerstoff wird bei Sonnenlicht von der Wasserpest gebildet, den sieht man im Wasser direkt aufsteigen .

 

 

 

Wir holten mit selbstgebastelten Köchern (Perlonstrümpfe), an verlassenen Fischteichen Wasserflöhe, es gab Zeiten in denen soviel Flöhe im Köcher waren, dass wir diese in Massen trockneten und als Wintervorrat sammelten und sogar verkauften . Später als wir mehr Geld hatten kauften wir bunte Guppys, die konnten ganz gut ohne Heizung überleben . Strom wurde damals nicht so verschwendet wie heute, da fällt mir ein, zu der Zeit bis Mitte der 60er Jahre hatten wir noch 110 Volt Stromversorgung . Die ersten Fernseher wurden alle mit einem davor geschalteten Transformator betrieben, bei dem die noch ständigen Stromschwankungen mit der Hand nachgeregelt werden mussten . Das Licht war dem entsprechend bescheiden und die Einstellung der Erwachsenen zum Stromverbrauch, wie auch zu anderen Dingen welche Geld kosteten, war von Sparsamkeit geprägt . Ich habe oft mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen, da mir von meinem 2. Stiefvater verboten war abends im Bett Licht zu  brennen . Er glaubte Strom sparen zu müssen, ohne zu wissen wie viel eine Glühbirne in der Stunde kostete . Doch die Menschen sind in Zeiten aufgewachsen, als Strom im Haus noch nicht selbstverständlich war und somit als etwas Besonderes galt .

 

 

 

Es ist in unserer Stadt eine Neubausiedlung gebaut worden (der schon beschriebene Kriegsschauplatz ) die einige Zeit unser Spielplatz war, zumal eine " Lorenbahn " für den Abtransport der Erde errichtet wurde, die mussten wir einfach für unsere Zwecke nutzen . In einem der Keller, die gerade unter Wasser standen, versank ich während einer Erkundungstour in einem Gully im Wasser, wobei der Schreck das schlimmste war . Dort habe ich mir auch ein Loch im Kopf geholt, für Scheinkriege benutzten wir die aufgeschütteten Erdhügel als Stellung, es wurde mit Steinen von einem Hügel zum anderen geschossen und obwohl ich in Deckung war, ist ein Schuss zwischen die Arme hindurch an meine Stirn gegangen . Stark blutend lief ich schreiend nach Hause, beim Arzt wurde die Wunde geklammert, ich schrie ein 2. mal, wegen der Spritze welche mir nun noch verabreicht wurde . Erst im Erwachsenenalter verlor ich die Angst vor den Spritzen . 

 

Eine weitere größere Verletzung habe ich mir am Knie zugezogen, es war ein Sonntagnachmittag, ich war fein angezogen und durfte inzwischen vorm Haus auf die Eltern warten . Ermahnt mich nicht dreckig zu machen, spielte ich unten am Ende der Gasse, dort war eben ein Haus abgerissen worden (eine Fleischerei deren Besitzer in den Westen abgehauen war) . Es standen aufgestapelte Dachschiefer zum Abtransport bereit, auf denen ich herumsprang, irgendwie bin ich abgerutscht und mit dem Knie (kurze Hose) an einer Schieferkante heruntergeschliffen . Ich meinte die Kniescheibe gesehen zu haben, es wurde also nichts mit dem Spaziergang, dafür Klammern, Schreien und Spritzen .

 

Es ist gar nicht so selbstverständlich Groß zu werden, wenn auch die Wahrscheinlichkeit sehr dafür spricht .

 

Einen tödlichen Unfall erlebte ich in der 1.- 2. Klasse, nach der Schule mussten wir damals durch die Stadt zum Kinderhort laufen und dabei eine Fernverkehrstraße kreuzen .

 

Wir standen und warteten an der Kreuzung um einen LKW vorbei zulassen, als ein Mädchen neben uns auf die Straße lief und vom Laster überrollt wurde . Ich weiß nicht, ob die Bilder in meinem Kopf realer Art sind, jedenfalls sehe ich, dass sie vom Laster nach vorn geschleudert wird und schnell die Straße entlang rollt, als Film immer noch vor meinen Augen .

 

Ihr Vater war Polizist was uns irgendwie beschäftigt hat, als wie, sie hätte doch besonders aufpassen müssen . Natürlich alles Quatsch, nur ein unschuldiges Mädchen hat man sterben sehen und wir haben soviel gefährliche Situationen provoziert und keiner musste auch nur für einen Tag ins Krankenhaus . Ist so was Glück, oder Instinkt ?

 

Ein anderer Fall in der Stadt ist mir nur vom hören bekannt, ein Junge, so wurde vermutet, wollte über einen Gartenzaun klettern, er soll abgerutscht sein und sich auf der Zaunslatte den Kopf aufgespießt haben .

 

Als ich noch in den Kindergarten ging, hatte ich mit einem Jungen zu tun der weiße Haare und helle Haut hatte, man sprach von Albino, der auch kurze Zeit darauf tot war. Über das Sterben habe ich vor allen dann nachgedacht, wenn wir am Friedhof vorbei liefen und gerade eine Beerdigung stattfand . An sonnigen Tagen wollte ich nicht verstehen, wieso da jemand sterben musste, ansonsten war es mir relativ egal . Schönes Wetter war überhaupt sehr wichtig da uns ein Aufenthalt in der Wohnung eine Strafe bedeutete, nun wir hatten noch keine Fernseher . Außerdem begann früher das Programm erst am späten Nachmittag und war noch langweilig dazu . Da eben vom Friedhof die rede ist, wir erkundeten unseren eine Zeit lang und hinter Hecken fanden wir Knochen, die vermutlich aus aufgegebenen Gräbern stammten . Einmal gingen wir durch die Stadt und spielten mit einem vermutlichen Oberschenkelknochen Fußball, wir hatten großes Kopfsteinpflaster auf den Straßen, was ganz schön schepperte . Einige Leute wären sicher erschrocken gewesen, wenn sie über die Herkunft des Objekts gewusst hätten .

 

 

 

Als ich noch kleiner war spielte ich auf dem rückseitigen Weg unseres Hauses, der Bauer hatte sein Jauchenfass dort abgestellt . Um die Jauche auf dem Feld verteilen zu können, war unter dem Abflussrohr eine kleine Schaufel angebracht die den Strahl in die breite lenkte . Ich bewegte den Hebel, der über meiner Kopfhöhe war und " duschte " mich mit Jauche, von der Reaktion meiner Mutter weis ich nichts mehr, vermutlich stand ich unter einem kleinen Schock . Es gibt noch eine Erinnerung aus der frühen Zeit, ich musste im Sommer immer kurze Hosen tragen und oft schauten die Unterhosen hervor, es war ein Kraus für mich . Auch " Leibchen " an denen die langen Woll-strümpfe angeknüpft wurden, zählten damals zur Jungenbekleidung, und diese musste ich gegen meinen Willen tragen .

 

Stellt sich die Frage, wieso ich das nicht tragen wollte ? Vermutlich hat uns irgendwer deshalb gehänselt, in dem Alter ist man doch kaum in der Lage, sein Aussehen zu beurteilen oder Eitel zu sein . Ein Foto aus dem Kindergarten zeigt mich noch mit hervorschauender Unter-hose und erinnert mich jedes Mal daran .

 

 

 

Ein Weisenhaus befand sich auch in der Stadt, von  der Schule aus haben wir es besucht und ich erinnere mich an ein sehr unangenehmes Gefühl dabei . Die Kinder wirkten sehr verschüchtert auf uns, wir haben diese auch nie in unserer Umgegend beim Spielen getroffen .

 

 

 

Während der Scheidung meiner Eltern begann die 5. Schulklasse und da kamen immer die Schüler der Nachbardörfer in unsere Schule, für einige in den alten Klassen bedeutete das ebenfalls einen Klassenwechsel, da man die Dorfkinder zusammenlassen wollte . Die Schülerzahlen in den Klassen sollten einigermaßen gleich sein und ich war gerade auffällig (Schwänzen usw.) wurde also bei dieser Gelegenheit gleich mit umgesetzt, was für mich doppelt schwer war . Die Schulprobleme nahmen noch mehr zu und ab dem Schuljahr wurde auch Russisch unterrichtet, zum Glück noch kein volles Hauptfach sonst wäre ich damals " Sitzengeblieben ". Mehrere junge Lehrer kamen jetzt auch an die Schule . Die neue Russischlehrerin haben wir oft zum Weinen gebracht, ich tat mich zu der Zeit besonders als Klassenclown hervor, baute vermutlich so meinen Frust über die häusliche Situation ab oder arbeitete an der nun neuen Rangordnung in der Klasse .

 

An einem Tag schwänzte ich wieder mal die Schule und kam vom Brötchen holen beim Bäcker (für meinen Bauern), als mich diese Lehrerin sah und natürlich merkte dass ich in der Schule sein müsste . Nach dem sie mich zur Rede gestellt hatte, sollte ich die Brötchen reinbringen und sie wollte mich in der Schule abliefern . Dem Bauern habe ich die Brötchen gegeben und bin auf der Rückseite des Hofes raus, während diese Lehrerin vorn an der Haustür wartete, in Panik lief ich nun auf den " Hexenhübel " und begann erst mal nachzu-denken . Es waren ein paar Probleme auf einmal, ich hatte Schule geschwänzt, die Lehrerin verarscht und rechnete damit, dass der Bauer auch vom Schwänzen erfahren hat . Der durfte das nicht wissen, sonst hätte er mich nicht auf den Hof gelassen, ich habe ihn immer von                  " Lehrer krank " usw. erzählt . Glücklicher Weise hat die Lehrerin nicht den Mut gehabt mit dem Bauern zu reden, wie ich einige Stunden später rausfand, war er ahnungslos als ich zurück kam . Das schlechte Gewissen drückte mich sehr und am nächsten Tag traute ich mich wieder nicht in die Schule, aber spätestens nach drei Tagen kam jemand aus der Schule zu Hause vorbei . Dem Ärger konnte man nicht entfliehen, irgendwann habe ich das begriffen und nichts mehr vor mich her geschoben, besser war ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende .

 

Meine Mutter hatte es sehr schwer mit mir, es gab immer Probleme mit der Schule und sie selbst war ja auch in der Scheidungsgeschichte, damals hätte keiner geglaubt das aus mir irgend etwas vernünftiges wird .

 

 

 

Ein Klassenkamerad war vom Elternhaus aus sehr christlich erzogen und beeinflusst, ich sagte zum ihm, dass ich am Nachmittag im Park (wo er durch musste) mit dem Teufel auf ihn warten würde . Zufällig hielt ich mich wirklich im Park auf und sah einige von der Klasse ihn nach Hause bringen, da er nicht allein nach Hause gehen wollte . Einige haben mir nun gedroht mich zu verprügeln, dumm gelaufen . Mir hing das ganze noch über Jahre nach, um die Sache zum 1. Klassentreffen nach der Wende zu bereinigen, wollte ich mit ihm darüber sprechen . Er erschien jedoch nicht, zum 2. Klassentreffen war er anwesend und ich versuchte nun das zu klären . Er reagierte nicht darauf und erzählte immer, wie schön es früher doch war, nun konnte ich mit ruhigem Gewissen alles vergessen, er wusste scheinbar nichts mehr davon, oder er verdrängte es .

 

Die meisten Eltern sahen es nicht gern wenn ihre Kinder mit mir spielten, was aber auch manchmal durch Lügen der eigenen Kinder verursacht wurde . Ein paar Zwillinge waren in der alten Klasse meine langjährigen Freunde gewesen, wir schaukelten eines Tages auf einem baufälligen unteren Teiles von einem Brückengeländer, das mit Draht befestigt war, am oberen noch stabilen hielten wir uns fest . 2-3m unter uns floss der Bach und nun riss der Draht, wobei einer der beiden Zwillinge in den Bach fiel, er war nass aber unverletzt sie gingen nach Hause und als ich später nach Hause kam fiel meine Mutter über mich her . Die Zwillinge hatten zu Hause erzählt, ich habe sie in den Bach gestoßen und deren Mutter hatte sich bei meiner Mutter über mich beschwert . Nun war deren Vater noch bei der Polizei, wodurch ich gar keine Chance hatte, meine Unschuld glaubhaft zu machen, ich hätte mir wohl auch nicht geglaubt . Doch so kann ein schlechter Leumund, noch genährt werden .

 

Der Bach zeigte übrigens täglich an, mit welcher Farbe in der Färberei gearbeitet wurde, alle Abwässer gingen damals direkt in den Bach, ob privat oder Industrie . Es ist erstaunlich das wir, obwohl ständig im Bach spielend nicht krank wurden .

 

Im Katzentümpel (einem Ortsteil) wohnte eine Bekannte meiner Mutter, welche mich behielt wenn meine Eltern verreisten . Hinter dem Haus ging eine Treppe zum Bach runter und ich konnte den Bach in alle Richtungen erkunden, wäre sonst nicht möglich gewesen da es ein Revier von anderen Banden war . Sie hatte eine Hübsche Tochter, obwohl die Mutter klein und dick und ihr Mann klein und dünn war, diese Tochter war gerade in der Pubertät und ich wurde Zeuge eines Liebeskummers . Ihr Freund war wohl nicht treu und alles wurde getan um sie von ihm fern zu halten, er taugte nichts, wie man sagte . Sie hat später einen geheiratet der sie angeblich schlug, dieses mir als lebensfroh bekannte Mädchen habe ich später immer mit traurigen Gesicht gesehen . Vielleicht wäre sie mit dem anderen, angeblichen     " Hallotrie ", doch glücklicher geworden . Ich bekam von ihr für die Zeit meines Aufendhaltes eine Kette, welche Nachts leuchtete (vermutlich Phosphor) und war ganz Stolz darauf, erinnere mich sicher auch deshalb daran . In dieser Familie erlebte ich an einem Neujahrstag auch das Versterben des Großvaters dieses Mädchens, wir waren zum Kaffeetrinken eingeladen, die Torte stand auf den Tisch und in der kleinen Nebenkammer verstarb gerade dieser Mann, der schon lange dort bettlägerig war . Wir sollten noch Kaffeetrinken und Torte essen, gingen aber sofort nach Hause . Einen ähnlichen Fall erlebte ich noch einmal, was mich vermuten lässt, dass Früher die Sterbenden in kleinen kalten Abstellkammern auf ihrem Tod gewartet haben .

 

 

 

Nahe der Färberei war eine Flaschenbierhandlung, in der ständig Männer herumstanden .

 

Im Hof wurden die leeren Pfandflaschen gelagert, von dort holten wir ab und an welche um sie dann im Laden abzugeben, es gab immerhin 30 Pfennige Pfand für eine Flasche und Limonade zum " Datrinken " kostete nur 21 Pf. Pro Flasche . So leisteten wir uns manchmal was gutes zu trinken .

 

In den Sommerferien kletterte Vögele und ich durch das offene Fenster in den Chemieraum unserer Schule, neben Kleingram nahmen wir einen Bunsenbrenner mit, um Vögeles Dampfmaschine damit zu beheizen . Die Idee ließ sich nicht verwirklichen, da der Bunsen-brenner um den Wasserkessel beheizen zu können, zu hoch war . Wir experimentierten dann mit Reagenzgläsern, wollten Glas blasen und ähnliches . Es ergab sich dann noch die Möglichkeit, auf dem Gaskocher von Vögeles Eltern die Dampfmaschine zu heizen, der Deckel auf dem Gasbrenner ließ sich abnehmen und ergab eine schmale hohe Flamme . Die Dampfmaschine stellten wir wie einen Topf auf den Kocher, durch das für die Kerzenfeuerung vorgesehene Loch stand die Gasflamme genau unter dem Kessel und kurze Zeit später lief die Maschine, wie noch nie in ihrem Leben .

 

Sie überschlug sich förmlich, bis es knallte, das Überdruckventil war in den Kessel eingelötet gewesen und durch die nicht eingeplante Hitze einfach herausgeschmolzen . Es ist an die Zimmerdecke geflogen, hat ein Loch in den Lehm geschlagen und das heiße Wasser tropfte von der Decke, unsere Instinkte funktionierten scheinbar denn keiner war verletzt . Ob Vögele deswegen eine Tracht Prügel bekam weiß ich nicht mehr, in Erinnerung blieb jedenfalls nur das Experiment, möglich das die Eltern ein paar Stunden später kommend nicht an die Decke geschaut haben .

 

Vögele wurde von Wern zu Leuten in die Wohnung geschickt um Senker von ihren Kakteen oder anderen schönen Pflanzen zu erbetteln, Wern hatte damals gerade Interesse für Pflanzenzucht entwickelt und an jedem Blumenfenster schaute er nach neuen Sachen .

 

In Geschäfte ließ Vögele sich auch schicken, um z.B. beim Fleischer nachzufragen, " Haben sie Eisbeine " ? . Wenn er bejahte, sagte Vögele nun auf Anweisung von Wern, " Immer schön warm halten " ! Wir freuten uns vorm Laden, über die " Aufregung " der Betroffenen . 

 

 

 

Im Ferienlager (was jeder größeren DDR-Betrieb für die Kinder seiner Arbeiter im Sommer anbot) war täglich Fahnenappell, beim hissen der FDJ-Fahne und beim Befehl " Heißt   Flagge ", versprach sich der Lagerleiter und schrie " Heißt Fladen "  (Fladen, war ein Ausdruck für etwas Ausgespucktes), es erschalte allgemeines Gelächter und war etwas zum zu Hause erzählen . In Diktaturen auch gefährlich, wenn man Mutwillen unterstellt .

 

Im Ferienlager zelteten wir " Großen " meistens einige Nächte, ein großes Gemeinschaftszelt wurde im Wald an einem See aufgebaut, ein Lagerfeuer gemacht und alles war ein Abenteuer. Nachts mussten wir wie beim Militär Wachen aufstellen, die wurde mit einem Luftgewehr ausgerüstet und regelmäßig abgelöst . Es wurde auch im Sommer in der Nacht kalt, was  einem da erst bewusst wird und es tat gut wieder ins Zelt zu können . In der Gegend gab es in den Teichen Schilfbinsen, mit meiner Freundin habe ich später auf dem Motorrad welche dort geholt . Die Strecke war bis zu dem Ort, etwa 100 km auf der Landstraße zu fahren . Auch den mir dort bekannten Aussichtsturm, wollten wir bei der Gelegenheit besteigen, der war mittlerweile wegen Baufälligkeit gesperrt . 

 

 

 

 

 

 

 

Aktuelle Notiz.

 

Es ist gerade Weihnachten 2001 vorbei und ich habe nicht mit der Familie gefeiert, obwohl uns Erzgebirglern Weihnachten viel be-deutet . Meine Frau hat mich eine Woche vorher beleidigt, sie hatte bei einer Auseinandersetzung keine Argumente mehr und wurde unsachlich, dass führt bei mir zur Bockigkeit, sie gib ihr Unrecht auch nicht zu und so blieb ich Weihnachten in meinem Zimmer . Durch einen wichtigen Grund, begann sie gestern Abend ein Gespräch mit mir, unsere beiden Kinder bekommen Nachwuchs !

 

Wir glaubten schon bald nicht mehr daran und unsere Freude ist groß, wenn gleich ich immer an die Ökonomie denkend, bemängeln muss, dass Beide zur gleichen Zeit ankommen . Denn das heißt alles doppelt kaufen, so finde ich eben immer etwas zu bemängeln, aber auch eine Herausforderung um sie zu meistern .

 

Meine Tochter war im Herbst mit Ihrem Freund in Australien, ich sagte noch zu meiner Frau, vielleicht bekommen wir einen kleinen Australier, und es scheint einzutreffen .

 

 

 

 

 

 

 

Nun zurück und zu Vögele, er lernte in der Schule schwerer als andere, so konnte er Jahre lang nicht die Uhrzeit ablesen . In dem Alter spielten wir oft im Stadtpark, welcher nicht weit von unseren Wohnungen lag, Uhren besaßen wir Kinder damals nicht, doch der riesige Kirchturm hatte auf allen 4 Seiten Uhren, sowie ein lautes Schlagwerk . Zum Abendbrot mussten wir pünktlich zu Hause eintreffen, Vögele eher als Wern und ich, er war also auf unsere Hilfe angewiesen . Wir haben ihn oft solange hingehalten bis wir gehen mussten, es machte uns Spaß wenn er zu Hause Ärger bekam . Wenn er noch dazu einen schlechten Tag bei seinem Vater erwischte setzte es mit einem Pantoffel Prügel, einige Male haben wir uns neben dem Fenster versteckt und belustigt zugehört, wenn der " Alte " tobte . Es war normal das es auch bei uns ab und an eine Tracht Prügel setzte, somit hatten wir kein Unrechtsgefühl dabei . Vögele hat vermutlich wegen unserer Schlechtigkeit, schneller gelernt die Uhr abzulesen . Freunde sind wir über Jahre geblieben und Misstrauen zu schulen, ist vielleicht für uns alle wichtig gewesen . Ich bin Misstrauisch und trotzdem einige Male beschissen worden, was wäre erst gewesen wenn ich vertraut hätte ?

 

Vögele ist wegen seiner " Begriffsstutzigkeit " vor der ganzen Schul-mannschaft mit einem Orden aus Pappe (Tranlampe 1. Ranges) ausgezeichnet worden, in der Schule fanden einmal wöchentlich Fahnenappelle auf dem Schulhof statt und vor dieser Kulisse hat das DDR-Bildungswesen einen Schüler bloßgestellt .     

 

 

 

Mit meinem 30er Fahrrad fuhr ich mit Vögele auf der Stange den Feldweg zur Schutthalde hinunter, bei zu hohem Tempo rutschten wir auf nassem Gras weg und zogen eine lange Schneise ins angrenzende Getreidefeld . Unverletzt lachten wir lange Zeit im nassen Feld liegend, vermutlich hatten wir eine Adrenalinausschüttung . Hinten auf dem Gepäckträger eine 2. Person mitnehmen wirkt sich ungünstig auf das fahren aus, da das Rad sich bei Bewegungen der hinteren Person aufschaukelt, deshalb fuhren wir immer auf der Stange vor dem Fahrer sitzend mit .

 

Am unteren Ende unserer Gasse befand sich ein Fahrradhändler mit Reparaturwerkstatt, er nahm von uns Kindern für jede Schraube Geld, er wurde von uns als " Jude " bezeichnet . Schräg gegenüber gab es eine Eisenhandlung  Hübner, der von uns selten Geld für Kleinteile  nahm, folglich gingen wir gern dorthin und blieben seine Kunden auf Jahre .

 

 

 

Wern,s Hasenstall diente uns als erhöhte Sitzgelegenheit, zwischen den Ställen waren viele Spinnenweben, bei Sonnenschein hat er aus Langeweile die Spinnen mit dem Vergrößerungsglas geröstet . Zum Feuer machen wurde das Brennglas ebenfalls oft benutzt, es gab uns irgendwie Kraft, aus Nichts Feuer zu entfachen . Der Abort von Wern,s Haus befand sich im Hof und grenzte direkt an unsere Gasse, wenn er " Sitzung " hatte und wusste das ich von meinem Fenster heruntersah (welches genau gegenüberlag) stöhnte er lautstark, als sei er bei einer " sehr schweren Geburt " . Wenn ich anschließend berichten konnte, dass Leute sich Kopfschüttelnd auf der Gasse gewundert haben, freute er sich diebisch .

 

Wern hatte eine Begabung, er konnte " Strichmännchen " zeichnen und daraus richtige Bildergeschichten erstellen, er hat leider nie etwas aus dem Talent machen können .

 

Wern,s Mutter kam von einem Bauernhof und war schon mal mit einem anderen Mann verheiratet gewesen, deswegen hatte er noch einen großen Halbbruder sowie einen kleinen Bruder . Sie hatten irgendwie genug Geld gehabt um sich ein Haus zu kaufen, auch wenn es damals recht billig zu bekommen war, zählte es schon als Statussymbol . Sie besaßen als erste auf der Gasse eine Fernsehgerät und der Vater hatte ein neues 250er Motorrad, in ihrem Wohnzimmer lag ein hellblauer Teppich und sie glaubten sozial höher zu stehen, was ich an einigen Äußerungen heraushörte . Das Wohnzimmer wurde (wie damals üblich) nur zum Repräsentieren und zu Familienfeiern genutzt, vor allen zu Weihnachten, der Fernseher stand in der Küche auf dem Aufwaschtisch und da spielte sich auch das tägliche Leben ab, wir sahen als Kinder oft ins Fenster und wollten vom Fernsehen etwas mitbekommen . Die Mutter zog dann das Rollo runter, ist aber aus meiner heutigen Sicht auch verständlich . Sein Vater fuhr mit dem Fahrrad auf Arbeit, das Motorrad stand nur im Waschhaus, wenn er nach Hause kam rauchte er seine Tabakpfeife und sagte kaum ein Wort . Werns Mutter schmiss den ganzen Laden, wie man so sagte .

 

Als ein Klassenkamerad von Wern mit 15 Jahren eine feste Freundin hatte und es bekannt war das sie auch zusammen schliefen, geiferte seine Mutter unaufhörlich über diese " Sauerei " .

 

Im Haus wohnte eine Familie mit Töchtern und die Große davon (in Werns Alter), veranstaltete eine Zeit lang Doktorspiele, ich durfte wegen meines Alters nicht teilnehmen, was mich sehr ärgerte .

 

Als ich vor meiner Ausreiseangelegenheit 1981 bei Werns Mutter die neue Adresse von diesem haben wollte um ihm meine Mineralien anzubieten, fuhr ich in meinem " Lada " vor und merkte wie die Mutter sich wunderte . Über einen der doch nichts werden sollte und nun ein sehr großes Statussymbol besaß . Sie hatten es zu keinem Auto gebracht und der Sohn auch nicht, aber der ärmliche Nachbarssohn stand mit diesem Auto vor der Tür .

 

 

 

Im Winter banden wir zwei Schlitten zusammen, legten uns auf den hinteren und steuerten den vorderen mit unserem Armen, das wurde Bob genannt . Eine steile Böschung, die zwischen zwei Bäume hin-durch führte, wurde Todesbahn genannt . Einige sind mit Fahrrädern oder im Winter mit Schlitten, nicht " Heil " zwischen die Bäume hindurch gekommen . Vögele ist auch mal mit dem Schlitten dort        " hängen " geblieben .

 

In meinem Haus wohnte ein Rentner, der den ganzen Tag am Fenster saß und während er seine lange gebogene Pfeife rauchte immer die Gasse im Blick hatte . Auch stand immer eine große Flasche Bier bei ihm auf dem Fensterstock . Betrunken war er jedoch nie, sein kaum zu verstehender Dialekt soll wohl aus einer Fränkischen Gegend gewesen sein . Wir Kinder kämpften nun auch hin und wieder untereinander, der alte Max beobachtete uns dabei und schimpfte erregt aus seinem Fenster, ab da machten wir in seinem Blickfeld öfters Schaukämpfe, um ihn aus der Reserve zu locken . Ganz schön gemein da er mir ja helfen wollte, andererseits auch eine Abwechslung für ihn .

 

 

 

In der DDR sammelten die Schüler im Auftrag der Schule öfter mal Altmetall, um den Erlös für irgendwelche Kommunistischen Projekte zu spenden, es war ein Spaß für uns Kinder . Durch die Stadt ziehen und bei den Leuten klingeln, um nach wiederverwertbaren Rohstoffen zu fragen . Ich durfte bei der Gelegenheit immer unseren neuen Handwagen benutzen, welcher sonst für mich verboten war, es war ein Riesenspaß in ihm die zum Teil steilen Kopfsteinpflasterstraßen herunter zufahren .    

 

Drei Jungs im Wagen fuhren wir, ich die Deichsel zwischen den Beinen um lenken zu können, im Park einen steilen Weg hinunter die Geschwindigkeit wurde zu hoch und in einer Kurve kippten wir um . Es waren steinige Straßen und so hatten wir alle ein paar Schürf-wunden, wir erzählten aber noch lange von diesem Erlebnis .                " Docker " bauten wir in dieser Zeit ebenfalls, Kinderwagenachsen und Räder schraubten wir an Bretter diese wurden lenkbar gemacht und damit konnten wir die Gassen hinunter fahren, nur sehr belastbar waren diese nicht .

 

In der Schule konnten wir täglich zu Mittag essen, was die Woche 2,50 Mark kostete, der Betrag reichte genau für einen Goldhamster, so kam es das ich öfters nicht an der Schulspeisung teilnahm . Ein Zoogeschäft gab es nur in der Kreisstadt,  diese lag 5km von unserer Stadt entfernt, dadurch machte ich meine ersten selbstständigen Reisen überhaupt . Weil Geld knapp war liefen wir viele Male zu Fuß in die Zoohandlung, meist rafften wir aber die 80 Pf. für den Zug (hin und zurück) irgendwie zusammen, Bus fuhren wir nicht so gern .

 

Dabei lernten wir die Kreisstadt kennen und später gehörte diese in mein Revier, was jedoch noch dauern sollte .

 

Die Hamsterzucht erwies sich als langweilig, da Hamster nachtaktiv sind, wovon wir keine Ahnung hatten . Sie bissen einen deshalb oft in den Finger, wenn wir sie tagsüber aus dem Glas nehmen wollten . Das Männchen fraß dann auch noch seine eigenen Jungen auf, ich sattelte nun um auf Weise Mäuse, aber alles blieb brotlose Kunst . Einige Zeit war mein Hamster verschwunden, Tage später rief meine Mutter mich und sagte ich solle den Hamster in den Käfig tun . Er hatte sich die ganze Zeit unter unseren Schrank versteckt, in dessen Fußblende man nicht hineinsehen konnte, der war nun wohl durstig geworden . Das er bei diesem Ausflug auch das Sofa schwer angenagt hat, haben wir erst später gemerkt .

 

 

 

Wern hatte einen Wellensittich, ich " zog nach " aber da ich selten zu Hause war wurde meiner nie so zahm wie Wern seiner . Der noch dazu einen gebrochenen Flügel hatte, was zahm machen musste . Wern,s Vogel fiel oft von der Gardinenstange, immer hinter den Küchenschrank über dem sein Stammplatz war . Er schlief ein und kurz darauf kam er schimpfend unter dem Schrank hervorgekrochen, wir hatten unseren Spaß mit ihm . Wern,s kleiner Bruder war ein verwöhntes Muttersöhnchen und sie konnten sich nicht leiden, Wern ärgerte ihn deshalb ständig . Der Kleine petzte dann bei der Mutter und unser Chef bekam dann vor unseren Augen links und rechts eine Backpfeife, wodurch niemals Frieden zwischen den Brüdern ein-kehrte . Wern gab allen und jedem Spitznahmen, sein Bruder hatte irgendwie Würmer eingefangen und wurde als " Würmli " tituliert, der rannte zur Mutter, worauf diese wie eine Furie aus dem Haus kam,       " Alter großer Dremel " waren ihrer Worte und dabei ging es, klatscht-klatsch in Wern,s Gesicht . Vögele und ich hatten wieder was zu lachen .

 

In einem der Sommer kam ich aus dem Kinderferienlager zurück und der Sohn von " meinem  Bauern "  erwartete mich aufgeregt, Mattn, Mattn (sein Vater nannte mich so) rief er mir zu, " Ich habe draußen bei der Scheune einen wellensinnigen Vogel gesehen ". Es war wohl ein Wellensittich ausgerissen und saß auf einem Baum, ich sollte diesen fangen er war jedoch nicht mehr zu sehen .

 

 

 

Mit Vögele habe ich im Ferienlager einem Mädchen einen Strick um den Hals gelegt und wir zogen daran, symbolisch wollte ich sie mir wohl einfangen . Es war ein dünner Strick und hat sich in den Hals des Mädels eingeschnitten, wir wurden dann von den Großen noch als Mörder beschimpft, dabei wollte ich sie nur auf mich aufmerksam machen . Für die war ich nun gestorben, wie man sich denken kann .

 

 

 

In der Stadt gab es damals viele Kneipen (Gaststätten), irgendwie lebten sie alle von diesem Geschäft, obwohl die Menschen wenig Geld hatten . Eine Ecke weiter von uns war eine alleinstehende ältere Frau die Wirtin, sie kehrte gerade die Straße als wir auf der Seite gegenüber vorbeiliefen und Wern ausspuckte, was für uns normal war . Sie fing ein großes Geschrei an, von wegen vor ihr ausspucken usw., sie hatte gedacht wir wollten damit etwas ausdrücken . Was jedoch nicht der Fall war und so kam es, dass in der Zukunft öfters von uns vor ihr gespuckt wurde . Uns gefiel ihr Geschrei und sie hatte uns selbst darauf gebracht . Wern arbeitete schon als Lehrling in einer Eisengießerei und durch das einatmen des vielen Staubes musste er auch die Lunge Freihusten, wir immerhin 3 Jahre jüngeren begannen mit Wern nun ständig um die Wette zu husten und auszuspucken, wer am meisten, am weitesten usw. . Ich glaube fast dieses " Training " hat mir geholfen meine Speicheldrüsen so zu verbessern, dass ich später in meiner 20jährigen Bergbauzeit den Staub besser abbauen konnte, was sich jedoch niemals beweisen lässt . Ich spuckte in meinem Leben jedenfalls viel und tauche heute mit meinen 50 Jahren noch mehrmals hintereinander 25m im Schwimmbad, habe dabei auch noch 35 Jahre geraucht .

 

 

 

Die Kirche in unserer Stadt hatte ein sehr schönes Glockenspiel, von einem Elektromeister in der Stadt wurde es wieder in Ordnung gebracht . Da es keiner spielen konnte, hat er sich das auch noch beigebracht . Es gab zum Morgen und am Abend immer automatisch Lieder (is, Feieromd) zu hören, ansonsten und an Feiertagen konnte es mit der Hand wie ein Klavier gespielt werden . Zu Weihnachten und Silvester war zu hören wenn der Alkohol beim Spielen wirkte, die Misstöne wurden immer mehr . Der Elektromeister ist, wenn ich mich recht erinnere, auch Rallye gefahren . Später gab es dann inter-nationale Konzerte in der Stadt, wirklich hörenswert .

 

 

 

Wern kam täglich nach 16 °° von der Arbeit und nahm sein Mittag-essen ein, welches ihm seine Mutter aus ihrer Firma in einem Thermobehälter mitbrachte, danach begannen wir unser jeweiliges Ziel anzusteuern . Es war in jeder 2. Straße ein Bäcker an dem wir vorbei mussten, Wern ging immer noch zu einem rein und aß ohne Probleme, nach dem eben eingenommenen Essen, noch 3 Stück Kuchen . Weinachten essen viele Erzgebirgler grüne Klöße und Hasenbraten, Wern erzählte dann voller Stolz das er, " 13 Kließ gruß wie Kinnerkepp und de Klußbrie " (auf Erzgeb. Mundart) gegessen und getrunken hat, ich glaube das ohne  Zweifel . Hochdeutsch heißt das, 13 Klöße groß wie ein Kinderkopf und das Kochwasser . Mir wäre solches nie möglich, zumal extra noch Braten dazu kommt, Wern war übrigens klein und schlank .

 

 

 

In der Stadt hatten wir noch drei Zigaretten & Tabak-Geschäfte, im Laden an der Wand war ein Gaszigarrenanzünder angebracht, der ständig brannte und zugleich als Zigarrenabschneider diente, heute sieht man so was nicht mehr . Wern hat spätestens mit 14 Jahren in der Gießerei angefangen zu rauchen, somit war ich mit 11-12 Jahren im Kontakt mit Zigaretten und weis noch wie Vögele und ich unsere 1. " Lungenzigarette " rauchten . Wir waren auf einem  " Biel " (so nannte man Baum und Strauchgruppen inmitten der Felder auf Erzge-birgisch) und zündeten uns jeder eine Zigarette an, nach einer kurzen Zeit konnten wir ohne zu Husten den Rauch in die Lunge ziehen . Wir wollten danach auf einem Baumstamm balancieren, fielen jedoch immer wieder runter . Dabei lachten wir ohne Grund, es hatte irgendwie mit der gerauchten Zigarette zu tun, später haben wir solche Zustände nie wieder gehabt . Wir rauchten ab da nur gelegentlich, etwa mit 14 Jahren rauchte ich dann täglich und wünschte heute ich hätte nie damit angefangen . Seit 2 Monaten rauche ich nicht mehr, habe mir diesmal ernstlich vorgenommen nie wieder anzufangen, denn aufhören war nie das Problem, ich habe es schon mal für 9 Monate geschafft .

 

In den Zigarettenläden konnten wir zu jeder Zeit (auch am Sonntag) durch den Hausflur gehen und einkaufen, ich habe an einem Sonntag als die Inhaber beim Mittagessen waren, eine einzelne Zigarette gekauft (Geldmangel) und sie ohne Probleme bekommen und das als Kind . Einerseits sehr Kundenfreundlich, unverantwortlich jedoch wegen meines Alters .

 

In dem gleichen Haus wohnte ein Schulkamerad, der schon als Kind Klavier spielte und scheinbar ein Naturtalent war, wir hörten ein Lied im Radio und er konnte es sofort nachspielen, ich habe ihn später auf einem Tanzsaal getroffen als er bei einer Band spielte, aber nur als Feierabendmusiker .

 

 

 

Mit der Schulklasse sind wir mehrmals in die Jugendherbergen des Erzgebirges gefahren, wir fanden einmal so viele Pilze das wir sie nicht abtransportieren konnten .

 

In einer Jugendherberge, einer alten Villa, war ein WC-Becken mit bunten Blumen und einer Aufschrift " Servus " zu sehen . Das musste mich beeindrucken, wenn ich an unseren " Freischwinger " denke .

 

 

 

Obwohl wir wenig Geld besaßen musste ich 14tägig zum Frisör gehen, ich hasste das da mir die Zeit von meiner Freizeit abging und ich das Gefühl hatte draußen etwas zu verpassen . Ich glaube auch, wir Kinder mussten die Erwachsenen vorlassen, jedenfalls ging ich nach meiner Armeezeit (1970-71) nie wieder zum Frisör . Meine Frau lernte es ihrer Familie die Haare zu schneiden, wir sparten Zeit und Geld .

 

Auch die Redensart, " Den Menschen erkennt man an seinen Haaren und Schuhabsätzen ", hat meine Mutter verinnerlicht, wobei ich alle 2-3 Wochen unsere Familienschuhe zum Schuster tragen und zurück-holen musste .

 

Ein schwachsinniger Ausspruch, denn die bekanntesten Kriegs-verbrecher, hatten sauber geschnittene Haare und korrekte Absätze, man sollte immer alles " zu ende Denken ".

 

In unserer Kleinstadt (etwas über 10000 Einwohner schätze ich) war das Kino eine oft besuchte Einrichtung (es waren erst wenige Fernseher vorhanden), viele Plätze hatte es nicht und so kam es mitunter zu Drängeleien, die auch beibehalten wurden wenn nicht viele Menschen hinein wollten . Als Kind bekam man Angst erdrückt zu werden, es wurde vielleicht auch Gedrängelt um den Besitzer zu ärgern, denn der regte sich ernstlich auf und drohte dann den Film nicht zu zeigen . Früher gab es öfter mal einen Filmriss und das ganze Publikum johlte und pfiff, darauf kam der Besitzer aus dem Vorführraum und drohte wieder abzubrechen, es war eigentlich eine Art Ritual und brachte Spaß .

 

Unser " Blöder " stand bei der Gelegenheit ebenfalls vorm Kino und bettelte um Zigaretten (haste mol ne Kipp), er verkürzte die Wartezeit enorm . Bei sehr guten Filmen blockierten die Zuschauer die enge Straße vorm Kino und Autos kamen kaum vorbei, es fuhren aber noch nicht viele . Die Kinder spielten richtig auf den Straßen (Kreisel mit Peitsche, Federball, Hüpfkästchen usw.) und alles nahm Rücksicht auf uns .

 

Neben dem Kino ist, wer weis woher, eine Frau mit ihrem seltsamen Sohn eingezogen, er war älter und sah anders aus als wir . Selten sah man ihn, ich glaube das er Transvestit war, nur keiner kannte sich damals damit aus . Unser Frisör hat sich auch umgebracht, es war eine bekannte Truppe mit der er herumzog, harte Jungens dabei . Womöglich war er Schwul und verliebt, damals wusste niemand was alles möglich ist und der § 175 (Schwulen §) war noch gültig (ist jedoch nur eine Vermutung von mir) .

 

 

 

Wern hat sich später ein Luftgewehr gekauft, einen Knicker denn die  " Magaziner " taugten seiner Meinung nach nichts . Ab da gingen wir oft Schießen, Vögel zu schießen war noch erlaubt, meist jedoch schossen wir auf hingestellte Flaschen und Gläser beim Schuttplatz . Ich glaube Wern durfte mit 16 Jahren offen mit dem Gewehr herumlaufen und ich meine er tat es ganz Verantwortungsvoll . Ich konnte mir einen alten Knicker, ohne Schaft und mit Sechskantlauf besorgen, durfte jedoch nicht damit herumlaufen und meine Mutter wollte " so was " nicht in der Wohnung haben, also lagerte er bei Wern auf dem Boden . Dort schoss ich auch, er hatte keine große Wirkung, eines Tages schoss ich aus dem Bodenfenster auf das Bodenfenster des Nachbarhauses und traf es unverhofft, eine Scheibe ging kaputt . Der Nachbar konnte sich wohl was zusammenreimen und Wern opferte meinen Alten, um seins zu behalten . Sein Knicker hat einmal ein dickes WC- Becken durchlagen, was immer für die       " sagenhafte Gefährlichkeit " des Gewehres, als Beweis galt . Er ging noch im Erwachsenenalter auf Rattenjagd, mir war das alles zu langweilig .

 

 

 

Wern goss in der Gießerei auch Trommelrevolver aus Aluminium, das Modell dafür war ein aus dem Westen stammender Zündplättchen-revolver, diese waren stark nachgefragt und ein guter Handels-gegenstand . Später wurden auch Wandteller gegossen, sowie Ofenplatten aus Grauguss und damit gehandelt, da sie leicht sprangen und öfters erneuert werden mussten .

 

 

 

Eine Zeit lang musste ich quer durch die ganze Stadt zu einer Quelle laufen, um Brunnenwasser zu holen, es hielt sich ein Gerücht, dass der Kaffee damit besser schmeckte . 

 

Zum Glück, konnte man sich damals nur Sonntags Kaffee leisten .

 

 

 

An einem Osterfest wollte Wern mit dem Fahrrad seine etwa 20km entfernt wohnende Verwandtschaft besuchen, ich begleitete ihn mit meinem 30er Fahrrad . Eine wirklich harte Tour über einige Berge und Täler, die Sonne schien und alles klappte bis auf den Rückweg . Ca. 5km vor unserem zu Hause, auf einer Strecke die nur noch Bergab ging und man nicht mehr treten musste setzte ein typischer Aprilhagelschauer ein, wir fuhren damals leicht bekleidet und es gab keine Unterstellmöglichkeit . Total unterkühlt fing ich an zu weinen, ich war wirklich am Ende, überstand jedoch auch das .

 

Das Revier über welches wir verfügten hatte mehrere " Biele ", in denen wir in Abständen unsere Zeit verbrachten, sie lagen oberhalb unserer Stadt auf den Wiesen und Feldern zum Nachbardorf . Zur Herbstzeit brieten wir uns Kartoffeln am offenen Feuer, die wir auf den rundumliegenden Feldern ausbuddelten, versuchsweise hatten wir auch schon im Frühjahr und Sommer welche gebraten, aber wieder aufgegeben . Vermutlich sind diese zu Grün oder zu klein gewesen, reife schmeckten jedoch sehr gut obwohl sie einfach ins Feuer gelegt wurden, es war dann ein verbrannter " Batzen ", der wurde mit einem Stock aus der Glut gerollt . Nach dem abkühlen mit der Hand auseinandergedrückt, enthielten sie etwa zweidrittel essbare Masse der vorherigen Kartoffel . Auf einem Biel stand ein großer Laubbaum und in der Krone hatte jemand eine Bank gebaut, wir nutzten diese so oft es ging und kamen uns in ca. 15-20 m Höhe ziemlich wichtig vor . Meine beginnende Pubertät ließ mich dort besonders häufig antreffen, da neben dem Biel ein Haus stand und ein Mädchen, was mir gefiel, dort wohnte . 12 jährig scheint manchen etwas früh, für mich traf es nicht zu . Ein Juwelier in unserer Stadt verkaufte preiswerten Silber-schmuck und so erwarb ich eine Silberkette, mit einem Herzen und übergab ihr diese (vielleicht ließ ich sie auch übergeben), sie nahm diese an und ich glaubte nun wir sind ein Paar . In dem Sommer musste ich in ein Ferienlager verreisen, Vögele sollte das Mädchen beobachten und nach meiner Rückkehr sah ich diese mit einem anderem Jungen im Schwimmbad . Vögele hatte sie ebenfalls oft mit dem gesehen und so schickte ich Vögele zu ihr um mir die Kette zurückzuholen, was auch klappte . So war die erste Liebe vorbei, ohne geküsst zu haben . Wenigstens hatte ich die Kette gerettet und der Juwelier hatte uns als Kunden wieder, denn ich tauschte das Herz gegen ein Seemannsgrab und trug sie selbst, er fertigte für uns später auch silberne Siegelringe .

 

Ein anderer Biel hatte einen jungen Baumbestand und zufällig entdeckten wir, dass wir wie Affen von Baum zu Baum schwingen konnten, so biegsam waren die Stämme . Nur eine Erinnerung habe ich daran, vermutlich sind so viele Bäume abgebrochen, das sich dieses nicht Wiederholen ließ . Wern verrichtete seine " Notdurft " gern von den Bäumen der Biele herab, was wegen dem vielen Essen oft geschah und er freute sich dann wenn " Alles " breit verstreut war .

 

 

 

Aber einer der schönsten Plätze unserer Kindheit wurde Schieferloch genannt, unzählige Stunden haben wir dort verlebt, es handelte sich um einen alten offengelassenen Schieferbruch in dem sich Grund-wasser gesammelt hatte . Während des Betriebes hatten vermutlich irgendwann die Pumpen das Wasser nicht mehr bewältigen können und so war ein Stollen zum abfliesen des Wassers gehauen worden, als Kinder mussten wir noch den Kopf einziehen um uns darin bewegen zu können . Er wurde allgemein Krebshöhle genannt, in der Tat steckte er voller Krebse, da diese nachtaktiv sind hatten sie ihren Unterschlupf dort wie aber auch im gesamten Schieferloch unter den Steinen . In der einen Ecke des Bruches kam das Quellwasser in einem tiefen Becken hervorgeflossen, durch die seltsame Farbe wurde dieses Grie (Grün) genannt . Es war sehr klar und kalt wir schafften es deshalb nicht auf den Grund zu tauchen und sonst hat es wohl auch keiner versucht, denn über lange Zeit lag ein Spielzeugschiff auf dem Grund ohne geborgen zu werden, obwohl es gut zu sehen war .                                                Von dort floss das Wasser durch einen Bach ins nächste Becken und verteilte sich nun, breit auseinanderfließend auf zwei weitere . Bei Niedrigwasser waren es 5 Becken und nach der Schneeschmelze oder Regenfällen lief alles ineinander und war eine große Wasserfläche, die über die Krebshöhle abfloss . Da ergaben sich die vielfältigsten Spielmöglichkeiten,  z.B. Steine flach übers Wasser tanzen lassen, von den steilen Hängen herunter werfen usw.. Wern stemmte eine große Schieferplatte über den Kopf um sie ins Wasser zu werfen, dabei brach sie auseinander und schnitt ihm den inneren Unterarm auf . Ein wirklich langer und tiefer Schnitt, wir wunderten uns das es kaum blutete, es wurde mit Taschentüchern zugebunden und oben fand sich ein Motorradfahrer, der ihn zum Arzt fuhr . Es blieb zum Glück nur eine wenn auch lebenslang sichtbare Narbe zurück .

 

Eines Tages kamen mehrere Russen vom nicht allzu weit entfernten Schießplatz zu uns herunter, die hatte man scheinbar losgeschickt um etwas essbares aufzutreiben . Sämtliche im Schieferloch anwesenden Kinder sammelten für diese Soldaten auf einmal Krebse und wir waren alle Stolz, als die Feldtasche der Russen voll von Krebsen war und vor allen das unser Mut stärker war als der von den Soldaten, denn die hatten Angst unter die Steine zu greifen und die Krebse anzufassen . Krebse fängt man indem man ihnen den Rückweg versperrt, in unserem Fall brauchten wir nur die Steine anheben unter denen wir sie vermuteten . Die Krebse gehen oder schwimmen bei der Flucht vor Gefahren rückwärts, in ihren Unterschlupf sitzen dann hilflos darin . Wenn der Stein von der Öffnung aus, nach oben gekippt wird, ist ihnen der Rückweg versperrt . Sie drohen dann angriffslustig mit ihren Scheren, jetzt muss man sie nur schnell von hinten an ihrem Panzer aus dem Wasser heben . Normalerweise kamen sie dann direkt ins Feuer, was heute als Delikatesse verkauft wird leisteten wir uns wann wir wollten . Übrigens ein wirklich schmackhaftes Fleisch, nur sehr wenig da wir nur Scheren und Schwanz aßen . Das änderte sich schlagartig als ich einen schönen großen Krebs fing, aus dessen Panzer mir Würmer entgegenschauten . Es war ein lebender Krebs und hatte Löcher im Panzer, seit dem war für mich das Thema  erledigt .

 

 

 

Die Wände des Schieferbruchs gingen zum Teil fast senkrecht nach oben, ich glaube wir kletterten schon mit 10 Jahren daran hoch . Nur die ganz senkrechte, die früher vermutlich einem Aufzug diente, haben wir nicht bezwungen . Es ist meiner Erinnerung nach nie etwas passiert, einige Jahre später hat (vermutlich) der Angelverein die Krebshöhle zugemauert und ein Rohr eingebaut, so wurde das Wasser einige Meter aufgestaut . Nun war sicher eine bessere Fischzucht möglich, aber Krebse habe ich später keine mehr gesehen . Allerdings konnte man jetzt wunderbar baden und was uns als Kinder besonders gefreut hätte, war nun die Möglichkeit von den Felsen Kopfsprünge ins Wasser zu machen . Das Wasser erwärmte sich auch langsamer als Früher, wir hatten früher in einem der alten Becken, eine deutlich erhöhte Temperatur da es seitlich des Wasserlaufes lag und nicht direkt durchflossen wurde (genannt Fleischbrühe) . Ich wohnte später nicht mehr in der Stadt bin aber hin und wieder mit meinen eigenen Kindern zurückgekehrt, um dort Baden zu gehen und vor allen um von den Felsen zu springen, allerdings erst als ich einige Kinder springen sah . Es standen früher an der steilen Wand Bäume und ich war mir nicht sicher was unter Wasser noch stehen geblieben war, es war jedoch alles abgefault oder vorher entfernt worden . So konnte ich viele Jahre später an unserer Kletterwand aus ca. 6-8m Höhe gefahrlos Kopfsprünge machen und musste Bedauern das uns dies früher nicht möglich war .

 

 

 

Schwimmen habe ich eigentlich spät gelernt, aber es hat mich nicht gehindert vom 3m-Brett einen Kopfsprung zu machen, der Bademeister hat mich einige Male aus dem Schwimmerbecken herausgejagt . Auf meinen Fotos ist nachzuvollziehen das ich mit 9 Jahren im Schwimmbad tauchen gelernt habe, somit habe ich spätesten mit 10 die ersten Kopfsprünge gemacht, ans Ufer kam ich Problemlos durch " Hundepaddeln ". Nur der Bademeister durfte es nicht sehen, obwohl, wenn jemand tauchen kann geht er auch nicht mehr unter und so hätte er mich ruhig weiter Paddeln lassen können . Ich schwimme auch heute noch nicht gern, obwohl es mir kein Problem bereitet im Meer bei hohen Wellengang zu Baden . Es langweilt mich einfach, springen macht mehr Spaß und heute mit 50 Jahren springe ich auch noch vom 5m Turm einen Kopfsprung, nur das die Augen schlechter sind und die Entfernung zum Wasser ohne Brille schwierig einzuschätzen ist .

 

In einem Ferienlager (Pirna-Cobitz) besuchten wir ein in der Nähe befindliches Waldbad, es hatte trübes Wasser und auf einem Startblock machte ich ohne das Wasser zu testen, einen Kopfsprung . Mir gelangen damals aus dem Stand hohe Sprünge, die kerzengerade ins Wasser gingen, nur war dort an der Stelle eine Wassertiefe von höchstens 1m und ich schlug mit dem Kopf auf dem Beton auf . Längere Zeit saß ich benommen und wurde von unserem Sanitäter betreut, ich hatte eine große Beule an der Stirn . Das Wasser hatte einen normal hohen Stand und die Form des Bades ließ keine Sportschwimmerei an dieser Stelle zu, also ein vollkommen nutzloser Startblock hätte mir das Genick brechen können . Es lehrte mich noch mehr zu misstrauen, nichts ist so wie es scheint !

 

Nach diesem Ferienlager hatte ich eine neue Freundin, sie nahm ebenfalls an dem Lager teil und ich besuchte sie einige Zeit lang in dem Dorf wo sie zu Hause war, etwa 2km von meiner Stadt entfernt . Ihr machte es scheinbar Spaß zu testen wie viel ich für sie tun würde, denn sie meinte ich würde nicht in die Brennnesseln hinter ihrem Haus springen . Es war ein aufgegebenes Bauerngut aus dem ehemaligen Stall führte eine Mistbahn hinters Haus, an den Schienen der Bahn hangelte ich mich bis über die Brennnesseln, welche auf dem ehemaligen Misthaufen in großer Zahl wuchsen und ließ mich hineinfallen .

 

Ich hatte kurze Hosen an und man kann sich denken wie das ausging, wir trennten uns kurze Zeit später, was in dem Alter normal ist und eigentlich war es eine sinnlose Tat . Gelernt habe ich jedoch, dass es nichts bringt, sich für Mädchen zu sehr ins Zeug zu legen, aber Nesseln reiße ich heute noch mit bloßen Händen aus .

 

So hat doch alles einen Sinn, wenn man diesen nur finden will .

 

 

 

Im Herbst war in unserer Gegend überall Kirmes mit Rummel (Volksfest), die Tochter vom Besitzer des Riesenrades gefiel mir und ich wollte ihr nah sein . So hielt ich mich ständig dort auf und machte mich nützlich, da sie im Winter in unserer Stadt fest wohnten, gehörte ich dann schon fast zur Familie und sie schien ebenfalls für mich etwas übrig zu haben . Logisch, das ein Riesenrad für mich ein Abenteuerspielplatz gewesen ist, in der Ruhezeit am frühen Nachmittag kletterte ich bis in die oberste Gondel und kam mir wichtig vor . Den Winter über habe ich geholfen das gesamte Rad neu zu streichen und war täglich bei der Familie, es gefiel mir dort gut, denn es war eine vollkommen intakte Gemeinschaft . Bei mir zu Hause herrschte damals durch den neuen Stiefvater und vermutlich durch meine beginnende Pubertät ein eisiges Klima, zu Hause habe ich mich nicht Wohl gefühlt . Aus mir heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen kühlte über den Winter die Liebe zu meiner neuen Flamme ab . Zu Ostern gingen sie auf die alljährliche Reise, ich musste zurückbleiben und weiterhin in die mir verhasste Schule gehen .

 

Aus meiner Klasse hatte ich nie eine Freundin, ich hielt mich da vermutlich aus mangelndem Selbstvertrauen zurück, denn ich litt unter meinen schlechten Schulleistungen . Ich hatte eine Körpersprache die viel darüber aussagte, ich ging einige Zeit mit vorgebeugtem Oberkörper gesengten Kopf und " Onkelte " (Füße nach innen gedreht beim laufen) . Zeitweilig musste ich deshalb zum  Orthopädischem Turnen gehen, es war wie ich heute vermute, psychisch bedingt und es gab sich immer in einer fremden Umgebung (z.B. Ferienlager) . Später verschwand es von allein . Das Leben kann einen ganz schön fordern und zum Glück konnte ich mich selbst ablenken, eben durch meine vielen Aktivitäten und auch noch ein wenig Selbstvertrauen daraus gewinnen, um nicht zu verzweifeln .

 

So schob ich einmal unseren Gesangslehrer mit seinem Klavier in die Ecke des Klassenzimmers, sperrte einen Mitschüler in den Klassenschrank ein und betätigte mich ständig während des Unterrichts als Unruhestifter . Spätesten in der 6. Klasse begannen wir  weiterentwickelten Jungs uns für die Busen unserer Mädchen zu interessieren und einigen gefiel das auch und die ließen sich anfassen, andere klebten uns eine . Eine neue Erfahrung begann und zog sich bis zur Schulentlassung hin, ich versuchte " meine Mädchen " vor allen außerhalb der Klasse zu finden und hatte damit einige Erfolgserlebnisse .

 

Besonders im Ferienlager war ich aktiv und konnte über alle Jahre eine Freundin vorweisen, auch schon mal zwei . So hatte ich ein mein " Ego " schmeichelndes Erlebnis in Neustadt-/Orla, als meine Schwarzhaarige Freundin sich mit meiner neuen Eroberung, einer Naturblonden prügelte . Die letztere gewann und ich schrieb mich lange Zeit mit ihr . Meine Mutter glaubte damals ich müsse mehr für die Schule arbeiten und hat in der 8 . Klasse zwei meiner damaligen Brieffreundinnen brieflich aufgefordert das Schreiben mit mir zu unterlassen und hatte Erfolg damit . Ich habe erst später, von meiner Mutter selbst, davon erfahren . 

 

Bei einem Kuraufenthalt im Kyffhäuser lernte ich ein etwas älteres Mädchen kennen und sie hatte sich in mich verliebt, ohne das ich dies bemerkte, als ein anderes Mädchen mit mir anpendeln wollte weinte sie und die Erzieherin ermahnte mich deshalb . Ich sollte kurz gesagt, mit einer zufrieden sein, was ich befolgte . Nachts schlich ich runter in den Mädchenschlafraum und wir knutschten und fummelten herum, nach der Kur besuchte ich sie zu Hause bei ihr . Später brach der Kontakt ab und als ich ca. 2 Jahre später mit einem Freund, der mich mit dem Motorrad hinfuhr, bei ihr vorbeischaute erzählte sie mir von einem neuen Freund und das er beim Militär sei . Seit dem sah ich sie nicht wieder, wie alle Verflossenen war sie für mich gestorben .

 

Der Kuraufenthalt hat mir mein einziges Erfolgserlebnis in der Schulzeit gebracht, ich hatte eine Urkunde bekommen, für den 2. Platz im Streckentauchen  (25 m wie heute auch noch), viele Jahre hob ich die Urkunde auf . Ebenfalls trainierte ich meinen Machtinstinkt, ich war nach einem Berliner (er älter und größer) der 2 . Chef im Heim und es tat mir Gut . Der Berliner siegte übrigens beim Strecken-tauchen mit 37,5m, was 3 mal durch das dortige  Schwimmbecken schwimmen entsprach .

 

Ab dem 12. Lebensjahr gingen wir oft ins Nachbardorf zu einer Jugendherberge um nach Mädchen zu schauen, ab und zu war für unser Alter etwas dabei und einige waren unsere Freundinnen geworden . In der Regel schrieben wir uns dann eine Zeit, bis es einschlief, meist wegen einer neuen Flamme . Ansonsten war es ein allgemeiner Treff der Jungen in der Umgebung, besonders im Winter kamen viele Berliner zu uns um Schneeschuhlaufen zu lernen . Es kam Abends regelmäßig ein Krankenwagen der die Verstauchungen und Knochenbrüche in die Poliklinik fuhr, ein gefundenes Fressen für uns, das lästern hörte nicht auf, besonders weil die Berliner eine          " Große Schnauze " hatten .

 

Ein Klassenkamerad hatte ein Rennrad (vermutlich selbstzu-sammengebaut), er fuhr mit mir die Stadt hinunter und wollte mir sicher zeigen wie schnell er fahren kann, bergab überholte er einen Bus, ich sah das dieser links abbiegen wollte, nur er war bereits mit ihm auf gleicher Höhe und er rutschte unter den Bus, der bereits die Fahrbahn versperrt hatte . Genau zwischen den beiden Achsen kam er zum liegen und ich glaube das der Busfahrer ihn noch gesehen hat, er war im letzten Moment noch zum Halten zu kommen, es ging gerade noch mit ein paar Schürfwunden ab . Er hat sicher was gelernt, denn beim letzten Klassentreffen war er gesund anwesend .

 

 

 

Erinnerungen habe ich noch an die Feste bei denen man neue Dinge erlebt hat, Nachts nach einem Feuerwerk in der Kreisstadt, erlebte ich mit meinen damals noch zusammenlebenden Eltern etwas neues . Auf dem Rückweg sind wir die 5 km gelaufen und kamen im Wald an eine Stelle, wo Glühwürmchen in Massen auftraten, das beeindruckte mich sehr .

 

In unserer Stadt wurde ein alljährliches Parkfest gefeiert und oft durften die Kinder Nachts lange aufbleiben, die Gerüche der Fisch und Wurstbuden und des Bieres welches auf die Grills geschüttet wurde, bleiben ein Leben lang im Gedächtnis . Die Erwachsenen sind unter Alkoholeinfluss in der Regel ebenfalls besser drauf und es war eine besondere Atmosphäre in der Luft .

 

Vogelschießen gab es damals ebenfalls noch, es war für uns Kinder ein großer Holzvogel (ähnlich dem Bundesadler anzusehen und aus Einzelteilen zusammengesteckt) an einer Art Galgen angebracht, am Galgen hing ein Strick herab an dem ein Metallvogel befestigt war . Die Aufgabe bestand nun darin mit dem am Seil hängenden Metallvogel, Teile des bunten Holzvogels abzuschießen, welche man dann behalten konnte . Eine billige und einfache Angelegenheit, um Kinder zu beschäftigen und diese bei Erfolg glücklich und Stolz zu machen .

 

 

 

Mit Vögele hielt ich mich oft auf unseren 2 Bahnhöfen auf, wir waren von der Eisenbahn fasziniert und besaßen selbst Anlagen, die aber genaugenommen unseren Vätern gehörten .

 

Auf dem unteren Bahnhof musste die Lok auf einer Steigung anfahren und es drehten dabei immer die Räder durch, wir standen direkt daneben im heißen Dampf . Geldstücke legten wir auf die Schienen um sie nach dem Überfahren im Schotter zu suchen und zu begutachten . Auch Steine vom Schotter legten wir aufs Gleis und brachten uns vor eintreffen des Zuges in Sicherheit, es passierte jedoch nichts, zum Glück ! Der Gepäckschuppen war bei schlechtem Wetter und im Winter ein hervorragender Spielplatz, Vögele lernte später bei der Bahn und arbeitete einige Jahre dort . 

 

In der Schule bekamen wir etwa im 5. Schuljahr junge Lehrer, diese kamen frisch vom Studium, was dazu führte das ein Testen begann, wie weit man bei ihnen gehen konnte . Die eine Russischlehrerin brachten wir zum Weinen, die 2 männlichen Lehrer schlugen sich besser, wer von uns Schülern am meisten auffiel bekam " Kopfnüsse " dafür . Diese haben sich sofort Respekt  verschafft .

 

Einer wurde unser Klassenlehrer und war ein Sportreibender durchtrainierter Mann, ich wäre mir irgendwie überflüssig vorgekommen, wenn ich nicht regelmäßig meine Kopfnuss einge-fangen hätte . Heute ist so was nicht mehr vorstellbar, doch ich habe mich erst dadurch ernstgenommen gefühlt . Nur einmal war sehr heftig, als er einen Handball nach mir warf . Er war aktiver Handballspieler und konnte straff werfen, ich war mit irgendetwas beschäftigt und sah den Ball nicht kommen, der traf mich voll ins Gesicht und auf die Nase es tränten mir sofort die Augen . Beim letzten Klassentreffen habe ich erfahren, das ein anderer Schüler noch schwerer getroffen wurde und anschließend betreut werden musste .

 

Eines vergesse ich auch nie, die von der DDR kommunistisch ausgebildeten Lehrer erzählten auf eine Frage, " Wann es denn im Kommunismus kein Geld mehr gebe ? " (was ein Ziel des Kommunismus sein sollte), das es vermutlich 1970 soweit sei . Ich hatte schlechte Schulnoten, dumm war ich jedoch nicht und dachte über meine doch guten Aussichten nach . Mir in einigen Jahren ein Auto und überhaupt alles leisten zu können . Es musste nicht unbedingt sein, dass ich lernte und eine Ausbildung machte, denn bald gab es alles ohne Geld zu kaufen . Ihr seht, Kommunismus ist eine gute Sache, nur war mir es damals schon unglaubwürdig, man hörte ja zu Hause, beim Bauern und sonst wo, andere Meinungen . Zuhören wenn etwas " wichtiges " gesagt wird konnte ich schon immer, was ich nicht verstand speicherte ich erst mal ab, für später . Dinge die mir unwichtig erschienen interessierten mich gar nicht, wie Mathematik z.B., obwohl ich das heute anders sehe . Rechnen konnte ich jedoch gut genug, um im Leben etwas zu Schaffen . Im Russischunterricht saß ich beim meinem letzten Lehrer auf der hintersten Bank und vor mir blieben 2 Reihen frei, damit ich niemand vom lernen abhalten konnte . Ich spielte mit Autos, Bleireitern und mit irgendetwas, dass ich in der Pause zu handeln oder tauschen gedachte . Er hat mich später nicht mal mehr nach meinen Hausaufgaben gefragt, sondern nur eine Note 5 (schlechteste) ins Klassenbuch geschrieben, ohne seinen Kopf zu heben . Da bis zu meiner Schulentlassung Russisch noch kein Hauptfach war interessierte es mich absolut nicht . Mein Klassenlehrer kam öfters zu uns nach Hause, besonders kurz vor den Zeugnissen und versuchte mich zu einem Endspurt anzuregen und ich kam so, ohne sitzen zu bleiben bis in die 8. Klasse . Die schaffte ich nicht mehr, hatte jedoch schon einen Lehrvertrag und begann danach eine Lehre in der Gießerei als Handformer .    

 

 

 

Während unseren Streifzügen entdeckten wir abends Licht in der Turnhalle, die Fensterscheiben bestanden aus Riffel und Milchglas und da in der DDR nicht alles zu jeder Zeit zu bekommen war, ist eine zerbrochene Scheibe auch schon mal durch eine Durchsichtige ersetzt worden . Nun schauten wir durch so eine Scheibe und sahen abends unsere jungen Lehrer und Lehrerinnen beim Sport treiben, so auch beim Bockspringen . Da die Lehrerinnen scheinbar nicht so sportlich waren, wurden sie bei der Landung von den Lehrern aufgefangen, meistens vergriffen sie sich und griffen an die Brüste, was allen Beteiligten Freude bereitete, uns eingeschlossen . Wir hatten in der Zeit die gleichen Interessen wie unsere Lehrer, nur wussten wir es bis dahin nicht .

 

Im Schwimmbad stand ich mit einer Zigarette da, als mein Klassenlehrer mit einer anderen Klasse zum Schwimmen kam, hinter dem Körper die Zigarette versteckend wollte ich ihn vorbeilassen . Er hatte schon gesehen was los war und sagte, " Ma.... brauchst sie gar nicht zu verstecken  " ! Nichts kam nach .

 

 

 

In der DDR wurden wir automatisch Jungpioniere, Thälmannpioniere und genauso auch mit 14 Jahren FDJ-ler, wenn Eltern sich nicht dagegen aussprachen, ich benutzte diesen Ausweis wenige Tage nach der Aushändigung zum Feuer machen und meine Kumpels zollten mir Respekt .

 

 

 

Einmal entstand im Schieferloch während unserer Anwesenheit ein Brand und es kam die Feuerwehr, wir hatten nichts damit zu tun, es waren auch andere Jungen dort und vermutlich hatten sie nicht so viel Erfahrung mit Feuer wie wir . Das Beerenkraut war trocken und brannte wie Zunder, doch in kurzer Zeit hatte die Feuerwehr alles unter Kontrolle . Zur gleichen Zeit sahen wir am anderen Berghang etwa 2 km weg, eine Rauchfahne und die Feuerwehr sofort dorthin abrücken, die Eisenbahn hatte, wie schon öfters, den Wald neben den Gleisen angezündet . Wir rannten schnell rüber, kamen aber zu spät, es war alles schon gelöscht worden . 

 

 

 

Im Sportunterricht bekam ich keine guten Noten, nur weil ich nicht gern vor anderen " Kunststücke " vorführte . Denkt man nun darüber nach, stellt sich die Frage, was Schulnoten aussagen . Ich bin auf Bäume geklettert, vom 3m Brett gesprungen und habe Felswände erklommen, ich habe ständig und den ganzen Tag lang meinen Körber trainiert .                             

 

Heute mit über 50 Lebensjahren tauche ich noch über 25m durch ein Schwimmbecken und ersteige Berggipfel, die " Schule " stuft mich jedoch als unsportlich ein ! Es ist meine feste Überzeugung, dass die Schulnoten nur aussagen, wieweit ein Mensch sich in der Gesellschaft anpassen kann und in ihr funktioniert . Davon aber, erfahrt ihr später mehr .

 

Im Gesangsunterricht stellte ich mich ähnlich an, ich hatte Hem-mungen vor anderen etwas Vorzutragen und demnach schlechte Noten, obwohl ich singen kann .                                                                                                                                                   

 

 

 

In dieser Zeit lernte meine Mutter einen neuen Lebenspartner kennen, der wollte mich nun  von sich überzeugen und so bekam ich einen Wellensittich mit Käfig . Letztendlich machen die Erwachsenen doch was sie wollen und so bekam ich in der beginnenden Pubertät, meinen 2. Stiefvater und es ging auch alles ganz gut . Nur nicht sehr lange, wie es nun zu Missverständnissen kam weis ich heute nicht mehr . Später lernte ich einen Sohn von ihm kennen und war etwas beeindruckt, da er studiert hatte und als Parteisekretär arbeitete, ein 2. Sohn war in Berlin bei der Staatssicherheit . Der Stiefvater glaubte wohl das sie durch ihn soweit gekommen waren und verzweifelte an meiner Unfähigkeit, gute Noten zu schreiben . Es ist jedoch eine Tatsache, dass er keine besonderen Fähigkeiten hatte, weder geistig noch handwerklich . Er hatte einen Handwerksberuf (Schweißer) aber kein Talent als Handwerker, so konnte er im Haushalt weder tapezieren noch Fenster streichen, ich weiß noch wie er an den Wochenenden wenn meine Mutter das Fenster gestrichen haben wollte, solang nach Streitgründen suchte, bis es auch zum Streit kam . Meine Mutter strich dann mit mir und er ging in die Kneipe zum Frühschoppen . Er hat mir in Nichts etwas vormachen können und dieses zumindest instinktiv gewusst, so konnte unser Verhältnis nicht besser werden . Ansonsten ging er gern in den Wald um Pilze zu sammeln, da nahm er jeden Essbaren mit um ihn von den Leuten bewundern zu lassen . Ich habe sie im Wald schon aufgeschnitten, um nach Würmern zu sehen, die häufig darin sind . Ich nahm nur die Guten mit, er hat sogar seine so un-kontrolliert  verkauft . Dann war er noch Stolz, über seine Ausbeute .

 

Zu Hause war ich nun nur noch zum schlafen und essen, später war ich immer beeindruckt wenn ich in eine Familie Einblick bekam, in der es harmonisch zuging .

 

Nun, ich wuchs auf und musste durch mein Leben gehen, ich bin heute froh so viele Erfahrungen gemacht zu haben, jedoch wäre es mir auch angenehm gewesen mit mehr Liebe und Harmonie aufzu-wachsen . Überzeugt bin ich aber, dass ich ein anderer Mensch geworden wäre und möchte das heute nicht mehr . Es hätte mir jedoch ein wirklicher Ratgeber gut getan, ich war von meinem Opa beeindruckt, den ich im Leben nur wenige Male sah . Er wohnte in Dresden und damals waren 100km eine große Reise, so sah ich ihn bewusst nur 2 mal im Leben . In den Sommerferien hat er sich mit mir auseinandergesetzt und ich begann im darauf folgendem Schuljahr mit Elan, allerdings hielt der nicht lange an und es war alles wie vorher .

 

In Dresden fuhr ich mit vorliebe Straßenbahn, zu Hause gab es ja keine . Nach kurzer Zeit konnte ich schon alleine in der Stadt umherfahren und für 20Pfennige konnte man damals von einem Ende der Stadt zum anderen fahren . Bevorzugt nahm ich die ganz alten, bei denen man hinten am offenen Fenster stehen konnte, Orientierung bekam ich schnell, wo ich einmal war fand ich mich auch später immer zurecht .

 

Einen Taschenatlas von Opa mit seiner Widmung besitze ich noch heute und Opa währe sicher, mit dem im Leben von mir Erreichten zufrieden . Alles andere, was wäre wenn, ist spekulativ und unsinnig darüber Nachzudenken . Ich wünschte aber, er hätte mir eine Erfahrung in Form von Zeilen (wie diesen) hinterlassen, mich würden sehr seine Lebensumstände, Gedanken und seine Erfahrungen interes-sieren .

 

Opa habe ich mit meiner Freundin 1967 besucht und erst nach über einer Std. begriff er wer ich war und weinte, es hieß damals " Ver-kalkung " . Mit 85 Jahren hatte er noch 2 Schrebergärten und nun das Erlebnis, mir war nicht gut dabei . Aber es ist der Preis für ein hohes Alter, er ist 92 Jahre alt geworden .

 

 

 

Meine Mutter lebte mit dem 2. Stiefvater bis zu seinem Tod 1990 relativ gut zusammen, doch die ersten Jahre waren auch für sie nicht leicht . Er war eifersüchtig auf alles und jeden, ging gern in die Kneipe und kam volltrunken nach Hause, zum teil auch schwer verletzt durch Stürze . Später wurde er ruhiger und es lief für meine Mutter in geordneten Bahnen weiter . Verstand hat er jedoch nie bekommen, so gab er bei Diskussionen jedem in dessen Ansichten Recht, er war einfach nicht in der Lage zu denken und zu argumentieren . Ich habe ihn bereits in jungen Jahren wortlos gemacht, bei einer Auseinandersetzung um lange Haare, vertrat er die Meinung, das Langhaarige liederliche und unanständige Menschen sind . Er war Partei-Genosse, ich sagte ihm, dass Karl Marx lange Haare und einen langen Bart hatte und dennoch ein guter Mensch   war . Hitler dagegen kurze Haare hatte und ein Lump war . Er wusste darauf nichts zu antworten, trotz seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und russischer Gefangenschaft, aus der er mit ca. 45 Kilo Körpergewicht zurückkehrte . Als er sich einmal mit meiner Mutter sinnlos stritt, baute ich mich in meiner Ohnmacht und Wut vor ihm auf, und drohte ihm Schläge an . Seit dem Tag vermied er jeden Streit mit mir .

 

Sein Stolz auf seine Söhne ist nun auch unsinnig geworden, da diese für die DDR gearbeitet und gelebt hatten und nun auf der Verliererseite stehen . Auf ein sinnloses Leben zurückzublicken, muss sehr weh tun, doch diese Menschen blicken nicht zurück und analysieren ihr Leben vermutlich auch nicht . So müssen sie nicht nachdenken und leben in den Tag, ohne zu wissen warum sie auf der Welt sind . Sie funktionieren einfach und diese Menschen hat jede Gesellschaftsordnung (Macht) gern . Sie werden schon im Schulsystem durch gute Noten belohnt und somit gefördert, nun aber weiter mit meiner Kindheit .

 

Es scheint war zu sein, das der Mensch gute Erinnerungen behält und schlechte schneller vergisst, den ich erinnere mich kaum an schlechte Erlebnisse und muss doch sehr viele davon gehabt haben . Es ist vermutlich ein eingebauter Selbstschutz, um nicht am Leben zerbrechen zu müssen, irgendwie wird alles zu einer sinnvollen Erfahrung oder zu einem Sieg .

 

Es ist Tatsache, dass ich keine Schneeschuhe, Schlittschuhe oder ein Fahrrad von meinen Eltern bekam, meine Garderobe bestand meistens aus alten Sachen welche meine Mutter von ihrer Arbeitsstelle mitbrachte . Sie arbeitete damals in einer Fabrik, die Putzwolle aus Alttextilien herstellte und die Mütter nahmen " gute Sachen " mit nach Hause, auch für ihre Kinder . Ab einem gewissen Alter, will man sich jedoch modisch kleiden, besonders um Mädchen auf sich aufmerksam zu machen und ab da beginnt ein Kampf und Leiden mit der über Jahre gewöhnten Situation . Da wir in dieser Zeit wenig Geld hatten, betraf es mich besonders und ich litt darunter und wurde sicher auch gehänselt .

 

Meine Schneeschuhe usw., besorgte ich mir von Anderen und so war es nur altes Zeug, denn gute Sachen gab damals keiner weg .

 

Statussymbole wie Feuerzeug, Zigarettenetui tauschte ich natürlich in der Schule, es gab sehr schöne Sachen, vermutlich einige aus dem Westen stammend und beim öffnen sprangen einen die Zigaretten entgegen, diese waren somit interessant für jedermann . Die Teile sind wahrscheinlich den Eltern entwendetet worden und es zeigt, dass die Eltern ihren Kindern zu sehr vertrauen . Ich habe wenn möglich auch aus der Geldbörse meiner Eltern Kleingeld gestohlen .

 

 

 

Am Tag vorm 1. Mai war abends ein großer Fackelumzug und wir Kinder durften auch dabei sein, da es von der Schule gewünscht wurde . Es bekam jeder eine Fackel, als Kind trug man diese dann voll Stolz und im Gleichschritt zur Marschmusik . Anschließend gingen wir zum Hexenfeuer, dass so ähnlich wie das Osterfeuer hier im Harz, eine alte Tradition darstellt . Nur das noch alles was große Flammen machte, verbrand wurde, besonders Autoreifen die dazu noch schön qualmten, heute nicht mehr denkbar . Zum Ende des Feuers sprangen die Mutigen noch darüber hinweg, auch Alkohol macht Mut .

 

 

 

Es war nun soweit, dass mich die Pubertät in Ihre Fänge nahm .

 

Wern war 3 Jahre voraus und ich bekam nun mit was das bedeutete, mit einigen Schulkameraden schloss er sich nach dem Unterricht in die Küche seiner Eltern ein und wir mussten draußen bleiben . Nun lagen damals die Zimmer direkt am Hausflur angrenzend und hatten nur selten einen Vorsaal, dass ermöglichte mir durch das Schlüsselloch direkt auf das Sofa seines Vaters zu schauen . Dort saßen nun einige 14jährige Jungen und frönten der gemeinschaftlichen Selbstbefriedigung, ich hatte daran noch kein Interesse und weiß nicht mehr, ob und wie mich das Beeindruckt hat . Wern jedenfalls war oft mit sich beschäftigt und mir war es eher unangenehm dabei zu sein . Auch später war ich bei meinen " Aktivitäten ", lieber allein, weiß jedoch das es oft gemeinschaftliche Befriedigung in den ver-schiedenen Jungengruppen gab . Es ist also in diesem Alter eine scheinbar normale Sache und nichts abnormales, aber zu unserer Zeit gab es noch keine Aufklärung und wir mussten alles selbst   Ergründen . Wern hatte in seiner Brieftasche immer mehrere Mini-aktfotos und so klärten wir uns gegenseitig (und über diese in der DDR verbotene Pornofotos) auf . Die Fotos wurden in Privatlabors selbst abfotografiert und scheinbar durch Verkauf unter die dankbaren Kunden gebracht, gleiches galt für die Westsänger und Schau-spielerbilder . Als pfiffige Kinder hatten wir zu allem, was gefragt war, auch Zugang . In der Zeit lernte Wern in der Gießerei Hand-former und war in einer anderen, mir unbekannten Welt . Er rauchte, begann Bier zu trinken, nur mit Mädels " klappte " es nicht, ich war damit noch auf der selben Ebene wie er .

 

 

 

Es musste damals die hauseigene Jauchegrube regelmäßig geleert werden und dafür gab es eine Privatfirma, deren Tochter ging mit Wern in eine Klasse . Als Hausbesitzer mussten Werns Eltern die Rechnung bezahlen, wir wurden hingeschickt und sollten das erledigen . Als wir ins Büro kamen, stand das besagte Mädel vor uns, Wern wäre am liebsten verschwunden, obwohl er immer unser großer Chef sein wollte hatte er Hemmungen bei seiner ehemaligen Klassenkameradin die Jauchenabfuhr zu bezahlen und wurde Knall-rot . " Wir wollten etwas bezahlen ", brachte er gerade noch heraus und das Mädel fragte nur, " De Gauch " ? (Die Jauche), er gab schnell das Geld hin und wir verschwanden aus dem Büro . Anschließend haben wir ausgiebig gelacht und uns noch lange über diese Situation lustig gemacht .

 

Wern besaß aus der Vorkriegszeit stammende Zigarettenbilder, diese waren damals den Zigarettenschachteln beigelegt und es gab Sammelalben für die jeweilige Serie dazu . Sie sind heute sicher viel Geld wert, damals waren sie jedoch im Müll oder auf Dachböden zu finden und für uns normale Tauschobjekte gewesen . Wern hatte nun eines von Hitler und seinen engsten Vertrauten in der Brieftasche (nur weil es verboten und somit abenteuerlich war) und aus dem Grunde gingen wir, als er 16jährig wurde, am 20. April in die Kneipe und feierten Hitlers Geburtstag . Jahre später erfuhr ich eine Geschichte von einer Geburtstagsfeier am 20. April in einer Gaststätte . Eine Gruppe Männer prostete sich ständig lautstark zu mit, " Zum Wohl Adolf ! " und provozierte somit einen Polizeieinsatz, diese musste jedoch mit einer Ermahnung aussprechend die Gaststätte wieder verlassen, da in der Runde wirklich ein Adolf am 20. April Geburtstag hatte . Es wurde in der DDR von vielen Leuten versucht irgendwie zu opponieren, man fühlte sich einfach besser wenn man sich nicht vollkommen unterordnete . Es half natürlich nur, dem eigenen Ego .

 

 

 

In der Schule schrieben sich während des Unterrichts Mädels und Jungen kleine Zettel und verabredeten Treffen zum Fummeln, ich hatte relativ wenige Chancen vor allen wegen meiner doch hohen Ansprüche an die Optik der möglichen Partnerinnen, aber auch wegen des schwachen Selbstvertrauens (Schulleistungen) .

 

Da gab es attraktivere Jungen und nicht so verrufene wie mich, außerdem ging ich nicht gern selbst auf die Klassenkameradinnen zu, aus Angst vor Abweisung, was das ganze zusätzlich komplizierte . Aber einige Erlebnisse waren doch interessant, so erinnere ich mich an eine Filmvorführung in der Schule, wo ich feststellte, dass die Mädchen im Dunkeln mehr zuließen als ich vorher dachte .

 

Eine bestellte mich mal über einen Zettel in den Wald und als ich mit einem Klassenkameraden die Situation besprach, stellte sich heraus das sie ihn ebenfalls vorher bestellt hatte, jedoch ohne Erfolg . Sie hatte leider noch kaum Busen und war somit für uns nicht interessant, es hinderte uns aber nicht zu zweit in den Wald zu gehen, um sie zu ärgern . Da sie ja anscheinend unbedingt Erfahrung sammeln wollte, versuchten wir sie auszuziehen und da sie nicht damit einverstanden war und wir sie noch beleidigten, rächte sie sich indem sie ihrer Mutter die Sache erzählte und die ging in die Schule, um uns bestrafen zu lassen . Wir waren uns eigentlich dem Mädchen gegenüber keiner Schuld bewusst, sie wusste wie jeder in der Klasse, was diese               " Spielchen " bedeuteten . Unser Klassenlehrer redete mit unseren Müttern (der Kamerad hatte ebenfalls keinen Vater, dieser lebte auch im Westen) und die Sache lief dann doch noch glimpflich ab . Ich vermute, er hatte Verständnis für unsere Pubertätsprobleme und so straften uns die Mütter nicht ab . Das Mädel war für uns natürlich ge-storben, übrigens entwickelte sie sich später zu einer attraktiven Frau und hätte sicher bei uns dann Chancen gehabt, nur wussten wir damals nichts davon . 

 

Ich sah sie nach der Wiedervereinigung zweimal beim Klassentreffen und sprach kein Wort mit ihr, es ist scheinbar beiderseits doch noch ein schlechtes Gewissen vorhanden .

 

 

 

Über die Jahre habe ich mir einen Satz eines alten Mannes eingeprägt und immer auf seinen Wahrheitsgehalt geprüft, er meinte, " Ehe du ein Mädel nimmst, schaue dir erst ihre Mutter  an " . Er hatte zu zwei Dritteln recht, somit kann es als Wahrheit gelten . Meine Erfahrung nach, sind es die damals eher als Mauerblümchen Ungefragten, welche man heute den damals als attraktiv geltenden vorziehen   würde . Übrigens trifft das genauso auf meine Frau zu, auf ihren Schulfotos ist sie so anzusehen, dass sie mir nicht als attraktiv aufgefallen wäre, doch als ich sie mit ihren 16 Jahren kennen lernte, war sie äußerst attraktiv für mich . Ihre Mutter sah auch nicht hässlich aus und somit konnte ich sie beruhigt heiraten, selbstverständlich sieht sie heute noch gut aus, besonders wenn man sie mit anderen Frauen in ihrem Alter vergleicht . Was Mann, natürlich ständig tut . Fazit, lasst euch nicht zu sehr von hübsch anzusehenden Mädels in der Pubertät blenden, erst die Mutter noch begutachten !

 

Wir waren oft (besonders im Winter) bei der Jugendherberge im Nachbardorf anzutreffen um nach fremden Mädels zu schauen, einmal verliebte ich mich " Unsterblich " in ein Mädchen aus Torgau . Am Tag ihrer Abreise lief ich sofort nach der Schule zur Jugendherberge, obwohl ich wusste, dass sie schon weg sein musste . Es sollte einfach nicht wahr sein, dass sie weg war, doch sie war es . Ich schrieb mich lange Zeit mit ihr (weiß heute noch den Namen

 

und die damalige Anschrift) bis meine Mutter, wie schon berichtet, es unterband . Als ich sie dennoch in Chemnitz bei einem Besuch ihrer Verwandten traf, (über Wern schrieb ich noch ab und an ) kühlte unsere Liebe ab . Sie hatte sich schneller weiterentwickelt als ich, was in dem Alter bei Mädchen normal ist, und somit konnte ich für sie nicht mehr attraktiv genug sein . Sie bereitete sich gerade mit ihrer großen Schwester auf einen Tanzabend vor, für mich war das noch Utopie.

 

Nun hatte ich ständig Mädchen im Kopf und somit zwangsläufig neue Bekanntschaften, welche mich über diese Niederlage hinweg   brachten .

 

Wern schrieb sich mit einer Freundin von ihr, sie sahen sich ebenfalls nie wieder . In der Zeit bestimmte ich eigentlich schon, was wir täglich so unternahmen . Wern hatte seine Stellung als Chef eingebüßt, als er bei einer Auseinandersetzung mit einem in seinem Alter befindlichen Jugendlichen den kürzeren zog, obwohl dieser in unserer sozialen Rangordnung unter uns stand . Er hatte sich die ganzen Jahre als Chef von uns gefühlt und obwohl ich 3 Jahre jünger war, übernahm ich langsam die Führung (ich schlug vor wohin wir fuhren um Mädels zu treffen), was jedoch so langsam und wie selbstverständlich ablief das es zu keinen Problemen zwischen uns kam .

 

 

 

Silvester baute Wern unsere Knaller selbst, zumal diese in der DDR schlecht zu bekommen waren . Es wurde um eine Wunderkerze Magnesium in Beuteln (als Fotoblitzlicht in Drogerien erhältlich) in Isolierband gewickelt und unten an der herausschauenden Wunder-kerze angezündet, wenn die Kerze nun unter der Isolierung durchgebrannt war, explodierte das Magnesium und ein " Superknall " war das Ergebnis . Wenn das Isolierband zu eng gewickelt war, ging alles aus . Ich versuchte so ein Teil auf einem Fenstersims doch noch zu zünden . Ein Riesenfehler, denn als das " Hoch " ging stand ich noch davor und minutenlang (Zeitgefühl hat man da nicht mehr) war ich " Blind ", zum Glück kam ganz langsam das Sehvermögen   wieder ! 

 

 

 

Wir gingen nun oft in eine Kneipe, welche ca. 2 Std. Fußweg von unseren Wohnort entfernt lag, sie war ein bekanntes Ausflugsziel und abgelegen . Da im Winter kaum ein Mensch dahin kam konnte ich Bier trinken, obwohl ich erst 14jährig war . Der Wirt war froh über unser Erscheinen, da auch noch andere Jugendliche aus einer anderen Stadt dort anzureffen waren gingen wir einige Male dorthin . Ausnahmsweise ließen sich auch mal ein paar Mädchen  sehen, doch da alles zu unergiebig war ließen wir bald davon ab . Einige Jungens wollten uns dort mit ihren Kofferradios imponieren, damals war ein Kofferradio ein Statussymbol, welches im Arm liegend mit herum getragen wurde . Es war 1965/66 und die Beatzeit näherte sich ihrem Höhepunkt, Radio Luxemburg war auf Kurzwelle zumindest am Abend in der DDR gut zu empfangen (vermutlich eine Besonderheit der Kurzwelle, das sie nach Sonnenuntergang besonders weit strahlt) somit hatten wir " Fans " (so nannten sich die Jugendlichen die auf Beatmusik standen) die heißeste Musik aus erster Hand . Durch den kalten Krieg gab es noch 2 Propagandasender, die vermutlich in der DDR standen, den Deutschen Freiheitssender und den Deutschen Soldatensender, die am Abend und in der Nacht stundenweise auf der Mittelwelle sendeten . Sie hetzten gegen die Bundeswehr und waren für diese konzipiert worden, was bedeutete, es wurde Westmusik gesendet und da die Mittelwelle bei uns besser empfangen werden konnte, hörten wir diese Musik mit max. Lautstärke und ohne Störungen . Die Kurzwelle war starken Schwankungen unterworfen und musste ständig durch drehende Armbewegungen des Radios und der Antenne ausgeglichen werden, es gab trotzdem einen ständigen Rausch oder Pfeifton . Stellt euch nun vor wie es aussieht, wenn mehrere Jugendliche mit Kofferradios im Arm hin und her schwenkend durch die Straßen laufen, aber wir waren trotzdem " In " .

 

Die vorgenannten Jugendlichen forderten uns durch ihren superlauten DDR-Radioaperrat zum Duell heraus, Wern,s Arbeitskollege besaß einen Phillipsempfänger, den dessen Vater der Auslandsmonteur war aus Indien mitgebracht hatte . Eine Woche später trafen wir uns in der Waldkneipe und sie traten nicht mehr zum Duell an, sie hatten uns schon Minuten vor unserer Ankunft " kommen hören " und ihr Gerät ausgeschaltet . Totaler Sieg für das Westgerät und   uns !

 

Es waren eigentlich nicht direkt Statussymbole, bildlich gesehen eher eine Art Lagerfeuer um das man sich versammelte und Lieder sang (hörte) . Hatte also mehr mit Instinkt zu tun, Rudelbildung usw.. Ich erinnere mich an einen Sonntag, an dem auf besagten Radio " Rack and Roll Music " von den Beatles lief und die Leute sich in der Kreisstadt noch in zweihundert Meter Entfernung nach uns Umdrehten .

 

Zu dieser Zeit gab es in der DDR noch den Feiertag Himmelfahrt und einige andere Kirchenfeiertage, die wurden wenig später als die Sonnabende (erst alle 14tage) arbeitsfrei wurden, abgeschafft . An eine solche, ich glaube meine 1. Himmelfahrt und wohl auch einzige in der DDR erinnere ich mich noch, Ull kam aus seiner Stadt zu uns und ich war sehr enttäuscht da er ohne das erwähnte Kofferradio auftauchte . Er meinte es ist zu riskant wegen des Bier trinken,s usw. das Gerät mitzunehmen, ich hatte eher an die Möglichkeit des Mädchens Anlockens gedacht . Es lief dann so ab, dass wir gegen 8 Uhr morgens in der 1. Kneipe das erste Bier tranken und danach ging es in die Nächste und nächste, so liefen wir bis zum Nachmittag 20-25km um unsere Stadt und deren Dörfer herum und tranken in jeder Kneipe die am Weg lag ein Bier . Mir lag so etwas gar nicht, ich hätte lieber in einem ergiebigen Revier nach Mädchen geschaut, am späten Nachmittag kamen wir auf dem Rückweg an der Jugendherberge vorbei und auch dort war kein einziges Mädchen anzutreffen . Sinnloser Tag .

 

 

 

So entwickelten sich unsere Interessen unterschiedlich und durch meine Lehre in der Kreisstadt eroberte ich mir ein neues Revier, Wern hatte in der gleichen Firma bereits ausgelernt und verdiente schon richtiges Geld . Nun wurden die Lehrlinge ständig " verkohlt " und von jedem der glaubte etwas darzustellen niedergemacht, da Wern das schon 3 Jahre  mitgemacht hatte, wusste ich durch seine Erzählungen wie der Hase läuft . Ich ließ mich nicht in die Werkstatt nach einer      " Schwungradfeile ", einen " Kernhobel " und ähnlichen erfundenen Werkzeugen schicken . Meine Mutter war ja in der besagten Alttextilienfirma tätig und so hatte ich eine echte Matrosenbluse sowie einen großen Filzhut mit hochgesteckter  Seitenkrempe als Arbeitskleidung in der Gießerei an . Es war eigentlich wie eine Faschingsverkleidung und in den Pausen gingen wir in der Kreisstadt damit spazieren und erregten Aufsehen, was natürlich gewollt war . Einerseits fiel man Mädchen auf, andererseits war es Opposition, wegen dem Westernhut vor allem, denn die Jugend sollte am liebsten im FDJ-Hemd herumlaufen . In der Gießerei kam ich arbeitsmäßig gut zurecht, nur die Berufschule war mir verhasst, so konnte es nicht lange gut gehen und nach ca.6 Monaten war meine Lehrzeit vorbei .

 

In der Gießerei ärgerte man sich gegenseitig, so wurde unserem Lehrmeister in den Pausen seine Formen zerstochen und nach dem Gießen sich über ihn lustig gemacht, wenn sein Ausschuss zum Vorschein kam . Wenn in den Formen ein wenig Wasser in einem kleinem Behälter untergebracht wird und dann beim Gießen das flüssige Eisen damit in Berührung kommt, gibt es eine regelrechte Explosion . Es kam tatsächlich zu einigen und im nachhinein ist es als riesige Dummheit zu bewerten . Ich habe selbst erlebt wie eine solche geschah, es spritzt flüssiges Eisen in der Gegend herum und die Form (der Formsand) fliegt in der Luft herum . Auch wurden fertige Formkästen in den Pausen weggehoben und darunter ein Loch gebuddelt, am Nachmittag zum Gießen ging nun jede Menge Eisen in die Form . Man durfte den Guss nicht abbrechen um Ausschuss zu vermeiden, erst nach einer Weile merkte der Betroffene, dass was nicht stimmen konnte .

 

In den Firmen war überall Alkoholverbot, in der Gießerei herrschte jedoch Anarchie und obwohl in der Firma schon aus anderen Abteilungen Leute wegen Alkoholkonsum entlassen worden waren, trank man weiter sein Bier und es kam später zu einem regelrechten Streik, als von " Oben " das Verbot durchgesetzt werden sollte .

 

Zum Frühstück wurden knusprige Brötchen und frische Jagdwürste geholt . Auf offenem Feuer wurde dann die Wurst in der Kernabteilung heiß gemacht und für 1,10 Mark an die Kollegen verkauft und mit dem Bier als schmackhaftes Frühstück verzehrt . Im Winter war in der DDR am Morgen noch eine Energieknappheit und es war immer ein Erlebnis, wenn ohne Strom alles stillstand .

 

Die Zeit wurde mit Blödsinnigkeiten überbrückt . Es gibt immer Menschen welche sich ärgern lassen und so auch dort, ein älterer Mann schrie in einer Tonart durch die Halle nach dem Kran, dass er einfach nachgeahmt werden musste . Ein langgezogenes Kraaa....n, in seinem hohen Ton nachgemacht, brachte ihn in Wut und er warf darauf mit Graphit in Papiertüten, immer ein Heidenspaß und es kam oft zu einer allgemeinen Graphitschlacht . Wer getroffen wurde war schwarz wie die Nacht und hatte beim duschen länger zu tun .

 

 

 

Wern hatte inzwischen von seinem großem Bruder eine gebrauchte 125er RT gekauft und nun versuchten wir damit Mädchen aufzugabeln .

 

Ein anderer Kumpel wollte mit Werns Motorrad das Fahren probieren und im Park ließ er ihn fahren, in einer Kurve nahm er beim lenken das Gas nicht zurück und fuhr in eine Lücke, zwischen einer Mauer und einem Strommast . Wern hatte einen Schock und wir 3 Mann konnten den Lenker nur schwer aus der Lücke heraus bekommen, für mich der als nächster dran sein sollte war nun meine 1. Motorradfahrt gestorben . In der Gießerei fuhr ich später auf einem Moped eines Kumpels das erste mal selbst .

 

Wir sind nun oft in den Nachbarorten herumgefahren, eines Abends hatte die Maschine Panne und wir wollten aus der Nachbarstadt gerade zurückschieben, als ein Mädel sich zu uns gesellte, dort in einem angrenzenden Park hatten Wern und ich unser " 1. Mal " mit  ihr . Sie schob dann die Maschine noch mit uns den Berg hoch (etwa 3km) und oben hatten wir unser 2. Mal . Das Mädel war leider nicht vorzeigbar und so ließen wir uns erst mal nicht mehr dort sehen, doch wichtig war, es hatte endlich einmal geklappt . So war ich ein viertel Jahr vor meinem 15. Geburtstag, keine " Jungfrau " mehr . In der Gießerei fühlten wir uns wie die Könige, unsere Kumpel hatten kaum so was vorzuweisen, besonders meine Altersgruppe (Wern war ja 3 Jahre älter) .

 

 

 

Ich war nun nur noch in der Kreisstadt, fuhr zwar nach der Arbeit erst nach Hause aber später wieder zurück . Im Sommer bevor die Lehre anfing, war ich schon dort auf " Suche " gewesen, wobei ich einmal mit einigen Jungens mitgelaufen bin, die angeblich wussten wo ständig willige Mädels waren, es war jedoch nicht ganz an dem . Die für mich über war konnte ich wirklich nicht akzeptieren und als wir alle spät in der Stadt zurück waren, konnte ich nicht mehr meinen Zug erreichen . Einer überredete mich bei ihm zu schlafen und es geschah auch so, nur das wir auch bei ihm zu spät waren und die Haustüre schon zugeschlossen war . Wir konnten über ein Dach in sein Zimmer klettern, ich hatte so ein schlechtes Gewissen, dass an Schlaf nicht zu denken war . Das 1. mal mit 14 Jahren nicht zu Hause und meine Mutter wusste nicht was los ist, Telefon hatte so gut wie keiner und so schlich ich am nächsten Tag nach Hause . Zu meiner Überraschung war es nicht so schlimm wie ich mir ausgemalt hatte und ich bekam sogar ab da meinen Haustürschlüssel, nun konnte ich kommen wann ich wollte . Vermutlich war meine Mutter so erleichtert mich gesund zu sehen, das sie die Folgen ihrer Großzügigkeit nicht übersehen hat, wie dem auch sei, ich hatte den Schlüssel und war an keine Zeit mehr gebunden .

 

Nur um Missverständnissen vorzubeugen, meine Mutter kümmerte sich schon um mich, nur wurde sie meiner nicht Herr . Wenn sie mich mal verprügeln wollte schmerzte ihr der Arm und ich lachte . Auf Arbeit bekam ich von ihr immer Gemüsesalat (je nach Saison) und genug zu Essen mit, solchen Paprika als Salat wie damals gibt es heute nicht mehr . Der schmeckte richtig nach Paprika und kam von ungarischen Feldern .

 

 

 

Es wurde nun immer spät bis ich ins Bett kam und oft fuhr ich mit dem letzten Zug nach Hause, lernte dadurch neue (ältere) Kumpel kennen und so war ich fast nur noch in der Kreisstadt, Wern hatte sich 3 Jahre zur Volksarmee verpflichtet und war dann schnell aus meinem Leben verschwunden . Danach sah ich ihn nur noch selten, denn in der DDR war es so, dass die einfachen Soldaten und Unteroffiziere bewusst weit weg von ihren Wohnorten stationiert wurden, er war an der See oben und kam wenig auf Urlaub . Er erzählte mir dann von seinen Erlebnissen und ich hörte heraus, dass er wiederum in der Rangordnung hoch zu stehen glaubte, denn er gab sich als Unter-offizier nicht mit einfachen Soldaten ab .

 

Er betrog sich ein weiteres Mal selbst, denn tatsächlich wurden Unteroffiziere verachtet und als " 1000 - Tage - Diener " ausgelacht, besonders von den jeweils entlassenen Soldaten .

 

 

 

Ich versuchte mein Leben in vollen Zügen zu genießen, dass gelingt jedoch nicht, weil man noch nicht weis was Leben ist . An Tagen wo Berufsschule anstand trafen sich alle Lehrlinge am Busbahnhof (Gummibahnhof) vor dem Kinoeingang, welcher mit so was wie einem Säulengang regensicher war, um gemeinsam zur Schule hoch zu laufen . Eines Morgens kam jemand auf die Idee das gesamte Geld zusammenzulegen und in die Bahnhofskneipe zum Frühschoppen zu gehen . Es gab damals in Bahnhöfen noch rund um die Uhr Alkoholausschank und so tranken wir morgens um Acht 15jährig unser Bier . Die Musikbox hatte eine Beatlesplatte (1966 in der DDR!), die lief  X-mal hintereinander und wir waren die " Größten " . Einer von uns lief auf dem Bahnsteig herum um vermutlich Mädels anzumachen und wurde von der ständig umherlaufenden Bahnpolizei kontrolliert . Es war einer der sonst immer die große Schnauze hatte und diese versagen oft in einfachsten Fällen, er sollte nun der Polizei sagen was er um diese Zeit auf dem Bahnhof wollte, wobei er sofort erzählte das er eigentlich in der Berufschule sein müsste, und aus Angst alleine Rechenschaft ablegen zu müssen, verriet er uns andere gleich noch .

 

So wurden wir von der Bahnpolizei (halb besoffen) in die Schule eskortiert, der Bahnpolizist sagte noch, " Bei Fluchtversuch wird von der Schusswaffe gebrauch gemacht " , ich meinte dazu, " Also auf der Flucht erschossen " und alle grinsten .

 

Der Stellvertretente Schuldirektor verhörte uns dann einzeln, er war ein von allen gehasster noch dazu kleiner Mann und ich konnte nicht anders, als ihn über seinen Schreibtisch zu schupsen, weil er mich an meiner " Lederoljacke " (50er Jahre Mopedgangs-Kunstlederjacken) anfasste . Es gab ein Sprichwort, " Man fühlt sich wohl, in Lederol ". 

 

Das war das Ende meiner Lehrlingskarriere, ich bekam einen               " Strengen Verweis " und mir wurde nahe gelegt die Lehre abzubrechen, weil keine Chance auf erfolgreichen Abschluss vorhanden war . Dieser vorgenannte Mensch nutzte seinen Ruf (er soll bei der Stasi gewesen sein) um sich immer ungestraft in den Vordergrund zu spielen, der eigentliche Direktor war ein älterer und besonnener Mann mit dem jeder zurecht kam, dieser wurde von seinem Stellvertreter in jeder sich bietenden Situation übergangen . Das sind die Typen die in jeder Art von Diktatur gebraucht werden, Menschen die in der natürlichen Rangordnung weit unten stehen und doch den Instinkt besitzen, sich in einer für sie günstigen Lage in den Vordergrund zu spielen .

 

Von Wern wusste ich über alle Lehrer und ihre Schwächen Bescheid, was ich in der Schule ständig ausnutzte und die Lehrer zu Weißglut bringen konnte . Es gehörte zum guten Ton Nachsitzen zu müssen, dass bedeutete zum Hausmeister in den Keller zu müssen um dann dort die verordneten 1-2  Strafstunden abzuarbeiten . In der Regel mussten kaputte Stühle geleimt werden, sobald die Lehrer die Schule verlassen hatten schickte er uns hinterher und sagte nur, " Lasst Euch nicht erwischen und haltet die Schnauze " .

 

Ob er Verständnis für uns hatte oder nur unbeobachtet sein Bier trinken wollte, weis ich nicht, nur das die Strafe nicht abschreckte ist wohl jedem klar .

 

Es kam nun auf allgemeinen Wunsch zu einer Aussprache mit den Eltern, dem Jugendamt, der Schule, sowie Gießereivertretern über meine Zukunft .

 

Ein weiterer Kumpel aus der Gießerei wurde auch noch mit mir entlassen und wir wollten zusammen als Waldarbeiter bei ihm oben im Gebirge arbeiten, das war ab 16 Jahre möglich ich war aber erst 15 Jahre und so ging er allein dahin, übrigens ein Kerl mit goldblondem Haar und stahlblauen Augen wie es selten zu sehen gibt .

 

Ich sah eine Gelegenheit mit meinen 15 Jahren die Welt kennen zu lernen und äußerte auf die Frage nach meinem Berufswunsch, dass ich gern mit Pferden arbeite und nach Mecklenburg auf ein Pferdegestüt möchte . Nur, so was hatte keiner im Plan und ich sollte in unserer LPG arbeiten gehen, diese Arbeit wurde jedoch von der Allgemeinheit als niedrigstehende angesehen und das nahm ich nicht an .

 

Kurz gesagt, am darauffolgenden Montag fing ich in meiner Heimatstadt als Packer in einer großen Herrenbekleidungsfirma an . Ich arbeitete mit Erwachsenen zusammen und machte neue Erfahrungen, die durchweg positiv waren .

 

Vor allem nahm man mich für voll und ich bekam Einblicke in die Denkweise von anderen Menschen, wobei es jemanden wie mir (der genug offene Fragen hatte) half nachzudenken .

 

Ich musste nun auf eine andere Berufschule gehen, diese stand direkt neben meiner alten und ich besuchte meine ehemaligen Kumpel und diese mich, was sicher auch daran lag, dass in meiner neuen Klasse nun auch Mädchen waren . Eine gefiel mir und wir kamen uns näher, sie erzählte mir das alle Jungens nur das Eine wollten und ich richtete mich auf eine gewisse Wartezeit ein . Einige Male holte ich sie von ihrer Arbeitsstelle ab und brachte sie zum Bus ohne ihr zu nahe zu treten, sie versetzte mich dann und ich ließ sie laufen (wie immer war eine Ehemalige für mich gestorben) . Nach Monaten lernte ich auf der Rennbahn einen Jungen kennen, der kurz zu unserer Truppe gehörte und der erzählte mir von dieser Verflossenen, und das sie sich bei ihm über mich beschwert hatte . Ich hätte keine Ahnung von Mädchen und mit mir wäre nichts los, usw. . Er kannte sie und ich erfuhr, dass sie in ihrer Stadt ein bekanntes Flittchen war . Mir erzählte diese aber, " Alle wollen nur das Eine ".

 

Ich verstand die Welt nicht mehr und begriff langsam, dass Frauen meist was anders sagen als sie meinen . Was einen im Leben aber auch schwer zu schaffen machen kann, denn es trifft eben nicht immer zu, jedoch findet das erst mal heraus . Mir war es sehr unangenehm von einem Jungen so was zu hören, es ist in dem Alter ein besonderer Kampf um die Rangordnung und dadurch könnte man leicht nach unten abgleiten . Es geriet jedoch schnell in Vergessenheit und schadete mir nicht .

 

Kurz darauf hatte die neue Schule zu meinem Glück die Papiere noch mal durchgesehen und festgestellt, dass ich gar keinen Schulabschluss hatte und ich deshalb auch nicht mehr Schulpflichtig sei . Ein sagenhafter Glücksfall für mich, nie wieder in die verhaste Schule zu müssen, schien mir unglaublich !

 

 

 

Auf der Rennbahn am Kino gegenüber stand ein Kiosk, an dem wir ab und zu mal ein Bier tranken, gegessen haben wir zum Abendbrot eine Bockwurst oder " Polnische " mit Brötchen. Zu der Zeit waren Automaten in Mode, für dieses und jenes . Da standen welche mit Fächern, in denen Speisen für eine Mark lagen, eben die Polnischen Würste mit Brötchen dabei . Meine Freundin und spätere Frau konnte jahrelang nicht vom Busplatz gehen, ohne eine Bockwurst zu essen .

 

Unsere allabendliche Beschäftigung bestand nun darin durch die Kreisstadt zu laufen und nach Mädchen zu schauen, dabei war am meisten auf dem Busbahnhof los, der direkt an das Kino angrenzte . Das Kino war etwas höher gelegen und wenn man sich zwischen die Betonsäulen stellte konnte man das Treiben am Kino und auf dem Busplatz ständig im Auge behalten . Bei Regen und Schnee war es ebenfalls hervorragend als Standplatz geeignet und es sah einen ein jeder und man sah auch jeden, wobei nur die Mädels interessant  waren . Gegenüber war eine Schule, in der am Abend noch Volkshochschule abgehalten wurde und so war eigentlich immer eine gewisse Abwechslung garantiert . Von diesem Platz ging ein Weg durch einen kleinen Park in Richtung Bahnhof und der wurde ebenfalls viel benutzt, am Abend saßen wir Jugendlichen mit unseren Partnerinnen (wenn es mal geklappt hatte) in diesem Park und fummelten . Eines Tages ging aus heiterem (dunklem) Himmel plötzlich helles Licht an, an der Hauswand der Turnhalle war ein Scheinwerfer angebracht worden . Wer auf eine solche Idee kam ist unklar geblieben, da die Polizei jedoch die Ausweise kontrollierte wird sie auch beteiligt gewesen sein . Man wollte sicher die Jugend im Auge behalten, wobei immer diese Jugend im Vorteil ist, da unternehmungslustiger und körperlich leistungsfähiger . Nach wenigen Tagen gehörte der Park wieder uns, da es nicht geschafft wurde das Glas und die Glühbirnen so schnell zu ersetzen, wie diese kaputt gingen .

 

Der Busbahnhof und das Kino lagen an der Mulde (Gebirgsfluss), ging man nun über die Brücke am Kino kam man auf einer Einkaufsstraße an, ging man darauf weiter erreichte man die Milchbar (ein weiterer Treffpunkt) und weiter gelaufen erreichte man eine andere Brücke die wieder über die Mulde an den Busplatz und zurück ans Kino führte . Das ganze dauerte etwa 5 Minuten, von uns wurde dieses Karree als Rennbahn bezeichnet und war unter diesem Nahmen im ganzen Kreis bekannt . Man traf sich auf der Rennbahn und weil in der Zeit das Fernsehen noch ein mageres Programm hatte gingen viele noch ins Kino, da in der Kreisstadt auch amerikanische Filme liefen um so öfter .

 

Es ist mir bekannt das der Western " Die Glorreichen Sieben " in der Zeit auch dort gezeigt wurde, was zu einem Massenspecktakel führte . Das erste mal in der DDR- Kinogeschichte, musste eine Nachtvorstellung gegeben werden, da die Leute sich nicht vom Kino, welches ausverkauft war, entfernten . Ich war damals nicht in dem Film, entweder war ich noch nicht 16 oder bin aus anderen Gründen nicht reingekommen, kann auch Geldmangel gewesen sein . Die Zeit war so von neuen Erfahrungen und Erlebnissen ausgefüllt, dass ich mich oft nicht an den genauen Ablauf und Zeitpunkt erinnere .

 

Auf der Rennbahn war immer etwas los und wir gehörten zu ihr, wie die Verkehrsschilder . Einen " Schock " versetzte mir folgendes Erlebnis, wir standen am Kino und ebenfalls einige Mädchen die an einer Säule lehnten . Es kamen 2 Bahnpolizisten vorbei, wovon der letztere einem Mädchen beim vorbeilaufen an die Brust fasste . Ich war sprachlos und das Mädchen ebenfalls, es waren Männer in Uniform und praktisch der normalen Polizei gleichgestellt . Mich hat das lange beschäftigt und ich verlor sicher den letzten Respekt vor der Gesellschaft und ihren Ordnungshütern, wir hatten Skrupel vor solchen Verlangen, obwohl wir nichts anderes im Kopf hatten und dieser " Hirnie " tat es einfach .

 

             

 

In dem Winter bevor ich 15 wurde zog " Rein " zu uns in die Straße, er war zu Hause rausgeflogen und seine Oma nahm in auf, eine andere hatte ihn auch schon rausgeschmissen .

 

Als Bergmannslehrling hatte er um diese Zeit seine Lehre aufgegeben, er ging vorher und auch später nur arbeiten wenn er kein Geld hatte . Immer nach dem Lohn auszahlen (damals noch in der Lohntüte), verschwand er einige Tage und so richtig schlau bin ich aus ihm nie geworden . Als ich später Urlaub hatte und zum Lohntag ihn direkt auf seiner Arbeit aufsuchte, sagte sein Kollege er sei gleich nach dem Geld auszahlen nach Hause gegangen . Es war noch nicht Mittag vorbei, so bin ich nie zu meinem Geld gekommen, was er mir noch heute schuldet .

 

Wern, Rein und ich zogen in dem Winter oft zusammen los, vor allen wenn Rein kein Geld hatte und das war meistens der Fall . Er               " schlauchte " (ein Ausdruck für, auf andere Kosten leben) sich bei uns durch, da ich nur wenig Lehrgeld bekam lag er vor allem Wern auf der " Tasche ". Eines Abends im Winter standen wir im Park und sahen uns den Himmel an, auf dem ein riesiger Vollmond zu sehen war, ich weis noch das uns beschäftigte, ob da oben jemand lebt usw. (also philosophierten wir), wenige Jahre später betrat der 1. Mensch tatsächlich den Mond .

 

Zigaretten waren unser größtes Problem und zum Glück verdiente Wern in der Gießerei schon gutes Geld, bei schlechtem Wetter saßen wir bei Rein,s Oma und rauchten die Bude voll . Der Aschenbecher wurde von Rein nie ausgeschüttet, aus den Kippen drehte er sich später mit einfachem Seidenpapier, neue Zigaretten . An einem solchen Winterabend kamen wir auf die Idee uns zu tätowieren, es wurde Tusche und Nähnadeln gesucht, 2 Nadeln zusammengebunden und nach einer primitiv aufgemahlten Vorlage die Unterarme selbst bestochen. Nun hatten wir bunte Dusche genommen, weil ich aus der Gießerei einen Mann kannte der eine farbige Japanerin auf seinem Arm hatte, mit buntem Schirm usw. . Wir wollten schon etwas be-sonderes und waren dann auch nach unserer " Selbstverstümmelung ", ganz  zufrieden . In dieser Zeit hatten nur Knastbrüder und Matrosen Tätowierungen und im Gebirge sind Matrosen selten, zu Hause bekam ich dementsprechend was zu hören . Nun ging zum Glück die Tätowierung nach ein paar Wochen zurück, denn die bunte DDR-Tusche war nicht zum Tätowieren geeignet wie wir nun erst merkten, es blieben nur einige schwarz tätowierte Stellen erhalten . Ich lief bis zu meiner Armeezeit mit diesen Resten herum, dort hat mir unser Unteroffizier diese Reste mit einer neuen Tätowierung überstochen . Heute ist eine Tätowierung  ein richtiges Kunstwerk und gesellschaftlich akzeptiert, nur in unsere Zeit war es eine reine Dummheit .

 

Rein hatte noch einige Geschwister und davon 2 Brüder, einer war ein ebenfalls solches Exemplar wie er, nur kleiner dafür mit einer größeren Schnauze, der hat uns später als wir zum Tanz gingen öfters in Schwierigkeiten gebracht . Er stänkerte andere Jungen an und wir sollten ihm dann raushelfen, Rein hatte ein Image als Schläger und so ging es für seinen Bruder in der Regel glimpflich aus, keiner wollte mit Rein Ärger haben . Übrigens ein Grund für mich gern mit Rein auf die Tanzsäle zu gehen, ich war 15 Jahre und ohne großes Selbstvertrauen, es wurden von den Jungens viele " Heldentaten " erzählt und man konnte schon Angst bekommen wenn man darüber nachdachte, was einen so passieren konnte . Genaugenommen ist selten was vorgefallen, die Geschichten schienen mehr der Imagepflege zu dienen, um so die Rangordnung zu festigen . Ich erweiterte also mein Revier und lernte  eine Reihe " wichtiger " Leute kennen, was mich nun wieder in der Rangordnung steigen    ließ . Rein war in der Umgegend bekannt und jeder wollte mit ihm gut auskommen, er fühlte sich gut dabei und so kam keiner zu Schaden . Es kam hinzu das er sehr gut aussah und Mädchen ohne Ende haben konnte, sie liefen im nach und er nutzte das kaum . Mir war es unverständlich und ich ärgerte mich über meine geringere Attraktivität, selbst die Sängerin einer Beat-Band ließ er sich durch die Lappen gehen, obwohl sie sehr gut aussah und ihn ständig anbaggerte . Im war das Bier wichtiger und vermutlich sein Image als Frauenheld und King des Tanzsaals . Übrigens, die Sängerin hatte große Brüder und ich kam mit einem sehr gut aus, wir gingen öfters an eine Bar die neben dem Saal lag, wir hatten unsere Tische auf gegenüberliegenden Seiten von der Tanzfläche und wenn es an der Zeit war riefen wir über den Saal, " Luft , Luft ,Luft "! (ein Kräuterschnaps " Bockauer Luft "), darauf erhoben wir uns " stilvoll " und tranken unsere Schnäpse gemeinsam an der Bar . Es war ein Ritual für uns und ich war froh so große Freunde zu haben, vor allem weil ich in dem Ort mit Wern schon den Rückzug angetreten hatte, um Prügeln zu entgehen .                                                           

 

Rein schuldet mir heute noch 25 Mark für ein paar Lederhandschuhe, die ich ihm verkauft habe, das Geld habe ich nie gesehen und da er sich schon vor Jahren erhängt hat, ist es auf ewig weg . Ich weis nur von anderen Leuten, dass er später eine Frau geheiratet hat die mehrere Kinder hatte und deren früherer Mann sich ebenfalls umgebracht hatte . Im Knast soll er auch noch gewesen sein und so ist zu sagen, gutes Aussehen allein ist gar nichts Wert . Ich habe mich gefragt, wieso eine mit mehreren Kindern ? Wenn ich mir überlege, dass er eigentlich keine Mädchen ernsthaft an seiner Seite haben wollte und später eine ganze Familie nahm, ist schon etwas ungereimt und wieso brachte er sich um ? Wenn ich an einige Äußerungen von ihm denke, ahne ich etwas, weiß aber nichts genaues .

 

 

 

In einem Western-Film sahen wir wie die Cowboys sich die Streichhölzer an allen möglichen Gegenständen anzündeten, wir wollten auch so " Lässig " sein . Unter unsere Schuhe, vor den Absätzen, wurde eine Streichholzschachtelreibfläche geklebt und auf der Straße sich am Schuh die Zigarette angezündet . 

 

Die zeitliche Reihenfolge ist nun etwas durcheinander und ich will erst mal von meinem 1. Tanz berichten, meine Kumpel aus der Kreisstadt gingen schon längere Zeit tanzen, so musste es auch für mich einmal soweit sein . Mit dem Zug ging es nach Johann,-stadt, da der Tanzsaal von den Kumpels nach der Beatgruppe und den dortigen Mädchenangebot ausgesucht wurde . In der DDR gab es in der Zeit  fast so viele Beatgruppen wie im Westen, nur das unsere die Musik nur nachspielten, genau das wollten wir . Ich habe mich nach der Übersiedlung, hier im Westen mit einigen Leuten meines Alters unterhalten und somit eine für mich unerwartete Feststellung gemacht, es war hier in der Provinz nicht anders als bei uns in der Kreisstadt . Die " Fans " waren eigentlich die Ausnahme, wir waren in der DDR mit den Haaren und den Gammlerklamotten Außenseiter, genauso wie im Westen die Fans . Damals Mitte der 60er dachten wir im Westen würde überall die Post abgehen und ich kann sagen wir hatten mehr Mut, da wir noch gegen die gewünschte DDR-Ordnung verstießen .    " Dritti " ein festes Mitglied unserer Gruppe, wurde mit der Polizei zum Frisör gebracht und ihm unter Aufsicht gegen seinen Willen das Haar abgeschnitten . Als diese wieder länger waren nahm man ihm den Ausweis ab, unter dem Vorwand, dass er auf seinem Lichtbild nicht zuerkennen wäre. Es musste laut Gesetz jeder seinen Ausweis dabei haben, so hatte er ständig mit der Polizei zu tun, da er keinen vorzeigen konnte . Erst als seine Mutter einen Anwalt nahm bekam er einen neuen, mit langen Haaren auf dem Lichtbild, was ihm Ruhe brachte .                                                                        

 

Mit 14 Jahren bekam man seinen Ausweis und die Beatzeit begann gerade erst, 15-18jährig wie wir waren sah nun keiner mehr wie auf dem Bild im Ausweis aus, also eine Angriffsfläche für die " Staats-organe ". Doch neue Ausweise mit einem Bild wo lange Haare zu sehen waren, wollten sie nicht ausstellen . Sie hätten uns zu gern auf ihre Linie gebracht, es war jedoch für sie nicht von Erfolg gekrönt . Meine Mutter ging mir täglich auf die Nerven, ich sollte mir unbedingt die Haare schneiden lassen, obwohl ich die erforderliche und gewünschte Länge noch gar nicht erreichte . 1966 liefen auf der Rennbahn schon einige mit Schulterlangen Haaren herum, " Dritti " war einer davon und es gab noch einige andere mit ähnlicher Pracht . Ich ließ mich damals noch von Mutter beeindrucken und so war ich relativ Chancenlos in dieser Rangordnung, nur vor der Polizei hatte ich Ruhe .

 

 

 

In dem Jahr lernte ich Walter kennen, er war Lockheizer bei der Bahn und er hatte eine neue 150er MZ, er war etwas über 20 Jahre . Wenn sein Dienst und das Wetter es erlaubten holte er mich von der Arbeit ab, es war ein gutes Gefühl mit dem Motorrad zu fahren und ich konnte mir noch nicht vorstellen auch mal eine Maschine zu fahren . Das nötige Geld wäre einfach nicht übriggeblieben, öfters lief ich in die Kreisstadt weil es nicht mal für die 40 Pfennige Zugfahrt reichte, Zigaretten kaufen war da wichtiger . Heute glaube ich, das Walter Schwul (ist) war, in der Zeit war es noch strafbar und ich denke er hat sich nur nicht getraut es rauszulassen . Er kam mit Frauen sehr gut aus und ich bewunderte ihn, wie leicht es ihm fiel sie anzusprechen und mit ihnen zu reden . Nur eine Freundin hatte er nicht, damals ist mir das nicht aufgefallen, doch mit meiner heutigen Lebenserfahrung bin ich mir schon sehr  sicher .

 

 

 

Ein anderer Kumpel von der Rennbahn nahm mich auch mal auf seiner 350er BK mit, er überholte auf einer Fernverkehrsstraße einen Bus und ein LKW kam uns entgegen, wir passten gerade zwischen die damals noch riesigen Stoßstangen .

 

Ich erzählte oft von dieser " Heldentat ", war mir aber sicher, mit ihm nicht mehr mitzufahren . Einige Monate später erzählte man von seinem Unfalltod . Er war in der Kurve, die ich bei meiner vorherigen Arbeitsstelle täglich aus dem Fenster sehen konnte, durch ein Brückengeländer in den Bach gefahren .

 

 

 

In meiner Firma war ein älterer Schneider beschäftigt, dieser hatte keine Frau und bei dem merkte ich das etwas mit ihm nicht normal war . Ein für die Damenwelt äußerst anständig und sehr vornehm wirkender Mann (der zog noch seinen Hut beim Grüßen), der sicher aber Stockschwul war . Er meinte immer mich zu eleganter Kleidung und Haarschnitt animieren zu müssen und sagte wie hübsch ich dann aussehen würde, ich blieb lieber ein " Gammler " und wie ich sonst war . Eine Arbeitskollegin besorgte mir eine Matrosenhose aus dem 2. Weltkrieg (mit Latz statt Hosenstall ), Rein,s Großmutter (über 70 schon ) musste sich an ihre Nähmaschine setzen und diese abnähen . Diese Hosen hatten einen " Schlag " von ca. 40 cm und bis zum Knie wurde sie hauteng abgenäht und nach unten Schräg eine Glocke eingenäht (bekannt als Glockenhosen) . Es schauten keine Schuhe mehr hervor, die Schuhe waren flache Lederschuhe, auch Wildlederschuhe waren in Mode nach vorn spitz auslaufend . Eine Hausjacke (kennt man aus engl. Filmen, tragen die Lords vorm Kamin) bekam ich von " Käs " meinem neuen guten Kumpel, er passte nicht mehr rein weil er 2 Jahre älter und somit rausgewachsen war, ein einfarbiges Hemd und Schlips machte das ganze komplett . Manschettenknöpfe gehörten ebenfalls zum Standard .

 

Als zusätzlicher Blickfang wurden noch Schaumgoldkettchen an den Glockenhosen und Jacken befestigt, ich hatte mir mit Rein ein Kreuz aus Draht und bunten Glasperlen gebastelt, die von einer  Lampe der Oma stammten . Die Leute schimpften Gift und Galle gegen uns, was wir auch bezweckten . Nur allein im Bus in die Stadt zu fahren war unangenehm, da war der Mut immer wieder aufs neue gefordert . Im Moment zu Jahrtausendwende ist diese Mode gerade bei der Jugend wieder " In " und wird als 70er Jahre Mode bezeichnet, es ist eine glatte Geschichtsfälschung . Wir trugen das 1966, in der DDR ! Nur die heutigen hohen Schuhe sind 70er Jahre . In Schlema gab es einen alten Schneider der für uns die Hosen auf Wunsch anfertigte, so machte er für Dritti eine Hose aus buntem Vorhangstoff, der                " Hosenstall " war mit Schnürsenkel zu verschließen und das ganze war von einem Rolling Stones Cover abgeschaut . Zu kaufen gab es so was in der DDR gar nicht, einige mit Westverwandtschaft hatten auch originale Glockenhosen, wie vorher bei den Nietenhosen (wie damals die Jeans hießen) .

 

Ich hatte leider nie solche, trotz Vater im Westen,  meine 1. Westjeans bekam ich in den 70ern von einer Urlaubsbekanntschaft (Bulgarien) aus Nürnberg geschickt . Bis zur Beatära waren Jeans und Lederol-jacken das beliebteste Anziehzeug bei der Jugend .                               

 

Wir waren nun sehr " Bunte Hunde " und so ging es auch auf die Tanzsäle, ich meine das damals die Gäste etwa 14-18 Jahre alt waren . Es war nicht erlaubt, aber wer wie ich ältere Kumpel hatte und aussah wie diese, kam ohne Probleme hinein .

 

Der Tanzsaalbesuch diente dazu um einen Partner zu finden, sobald ein fester Partner gefunden war zog man sich von den Veranstaltungen ins private Glück zurück (bis auf Ausnahmen) . Aus dem Grund waren wir relativ sehr jungen die Herrscher (so fühlten wir uns) auf dem Saal, sonst wäre das gar nicht möglich gewesen (natürliche Rangordnung) . Die Bands spielten nun am liebsten Beat, doch in der DDR gab es eine Vorschrift das nur etwa 40 Prozent der Titel Westmusik sein sollten . Es hielten sich nicht alle daran und wir gingen zu diesen Bands die Beat als Standard spielten, die für uns aktuellste hieß " Studio 66 ", als erstes Lied kam " Wolly Pully " und die Tanzfläche war sofort gefüllt . Andere Bands mussten bis zur Pause spielen, ehe die rechte Stimmung aufkam . Tanzschulen gab es, so weit mir bekannt ist, in unserer Gegend keine . Es wurde zum Glück gerade Mode (Beat) auseinander zu tanzen und nach einigen Bieren tanzte es sich locker, ich hätte mich nie ohne das Bier auf die Tanzfläche getraut . Übrigens, Jungen haben nie alleine getanzt (wie heute) Mädchen schon, solang bis die Jungen " locker " wurden .

 

Die Namen der Bands waren denen im Westen nachempfunden, The Panters usw. .

 

In Johann,-stadt war nun mein 1. Einsatz, wir tranken unser Bier und ich traf 2 Mädels die sich für mich interessierten . Die saßen unten in der Gaststätte und wir oben im Tanzsaal, ich hatte wohl die erste Runde Bier gezahlt und konnte nun einige Runden mittrinken, meine Sparsamkeit zwang mich oben keine Runde zu verpassen . Ich trank unten mit den Mädels noch zusätzlich Bier . Das konnte ich in meinem Alter nicht lange durchhalten, ich hatte kurze Zeit später einen Filmriss . Sagen wir, ich weiß nicht genau was dort ablief, ich habe immer eine Geschichte im Kopf, über deren Wahrheitsgehalt ich heute im Zweifel bin .

 

Aufgewacht bin ich als der Zug anhielt und im Lautsprecher etwas wie " Werdau ! " zu hören war, ich stieg aus und wusste nicht was los ist, oder wo ich war . Auf den Bahnhöfen wurden zu der Zeit die Fahrkarten beim verlassen derselben kontrolliert, meine galt dabei nicht bis dahin und ich " ging " einfach durch die Kontrolle . Draußen kam ich zum Nachdenken und erst nach einiger Zeit konnte ich die Uhr erkennen, ich begriff langsam das ich wieder mit dem Zug zurück muss . Nun stand der Kontrolleur noch im Weg, ich kam irgendwie vorbei und ein Zug fuhr direkt zurück . Ich hatte keine Ahnung wo Werdau lag und wie weit es zurück war, bestand jedoch dieses Abenteuer und als ich etwa halbzwei Uhr in der Kreisstadt ankam, fuhr zu genau der gleichen Zeit der letzte Zug aus Johann,-stadt ein . Auf dem selben Bahnsteig, auf dem gegenüberliegenden Gleis stiegen meine Kumpels aus und ein lautes Gegröle begrüßte mich, als sie bemerkten ich kam aus der entgegengesetzten Richtung . Wir liefen die restlichen 5km nach Hause und ich schlief Sonntags bis zum Nachmittag, was der einzige Tag in der Woche war an dem ich ausschlafen konnte .

 

In Johann,-stadt war ich nie wieder zum Tanz, vermutlich die Kumpels auch nicht sonst könnte ich mich daran erinnern .

 

 

 

Auf der Rennbahn waren wir zu der Zeit täglich und ein guter Kumpel, der mit mir über mehr als ein Jahr immer dort anzutreffen war, wurde " Käs " genannt, ich weiß nicht woher der Spitznahme kam, er hatte ihn schon . Als dritter im Bunde ist noch Dritti zu nennen, der jedoch nicht täglich anwesend war (könnte sein, er war auf " Montage " arbeiten), es gab dann noch " Hott " usw. .

 

Im Wechsel kam noch dieser und jener dazu, mitunter waren wir ca. 20 Mann die auf der Rennbahn mal in die eine mal in die andere Richtung liefen. Einmal liefen wir im Gänsemarsch ein Bein auf dem Bürgersteig, eines auf der Straße . Unsere Jacken waren im Normal-fall Jacketts, diese hatten wir das Futter nach außen gedreht, also andersrum an, das rief die Polizei auf den Plan und wir mussten aufs Revier, wegen Zusammenrottung . Es sollten wohl nur die Rädels-führer in die Wache (wer die längsten Haare hatte), die anderen stellten sich geschlossen gegenüber dem Revier auf und riefen den aus einem Film bekannten Satz, " Sheriff gib den Kumpel frei ". Es hatte zu Folge, dass ein jeder ins Revier geholt und eine Akte von ihm angelegt wurde . Über die ganzen Jahre glaubte ich das meine Stasi-Akte mit dem Delikt anfängt, jedoch nach der Wende stellte ich fest das sie erst viel später begann . Die  Polizei hätte wohl von den Vorgesetzten einen Anschiss bekommen, weil sie die Lage nicht im Griff hatten, und ließen alles unter den Tisch fallen . Ärger bekamen wir auch wegen des Hörens von Feindsendern, einige hatten immer ein Radio dabei und weil diese mitunter einbehalten wurden provozierten wir gern mit ausgeliehenen Geräten, diese ließen sie uns behalten, weil sonst scheinbar die staatliche Ausleihstation gestraft wäre . Ausleihstationen gab es damals noch und die waren auch gut bestückt, Zelte sogar Autos konnte man dort ausleihen .

 

In der Kreiszeitung stand ein Artikel in dem sich über jugendliche Elemente beschwert wurde, die vor dem Kino so laut Musik hörten das der Film gestört wird . Ich glaube das nicht, den so gut waren die DDR-Empfänger keinesfalls, nur Ull sein Phillips konnte das eventuell sein und der erzählte auch einige Jahre lang, dass er den Kasten voll laufen hatte und als die Polizei kam, verschwand er . Die soll einen verhaftet haben mit einem DDR-Gerät Namens Mikki (war etwa 12cm groß), ich kann das nicht so recht glauben, ist jedoch eine gute Geschichte . Der Artikel sollte wohl nur Stimmung gegen die Gammler machen .

 

 

 

Ich stellte mir in der Zeit damals die Frage, " Wenn alle Menschen Ungehorsam wären, könnte man sie gar nicht einsperren, schon aus Platzmangel ", womit ich natürlich Recht hatte, jedoch wusste ich noch nicht, dass " Menschen " im Normalfall - funktionieren - .

 

 

 

Ich war mit Käs bei jedem Wetter auf der Rennbahn und er war ein sehr unterhaltsamer und intelligenter Kumpel, hatte ständig gute Sprüche drauf und die Zeit ging mit ihm wie im Fluge vorüber .          (" Warum hat der eine Glatze ? - Gewichst und kaltes Wasser darauf getrunken! - " usw.)

 

Wir trafen uns etwa 17 Uhr und des Nachts fuhr ich mit dem Letzten Zug nach Hause, um Mitternacht ging ich ins Bett und 6 Uhr klingelte der Wecker . Frühmorgens nahm ich mir täglich vor am Abend nicht in die Stadt zu fahren und zeitig schlafen zu gehen, nach der Arbeit war ich jedoch so fit und unternehmungslustig, das ich nie dazu kam . Es führte schließlich dazu, dass ich 3 Wecker in einer Waschschüssel stehen hatte und es doch noch verschlief, Arbeit war in der DDR Pflicht und das war auch gut so, nur ich habe mir immer gewünscht einmal nicht mehr aufstehen zu müssen .

 

Mit 16 Jahren bekam ich einen neuen Job in der Firma (erst ab 16, durfte man an Maschinen arbeiten) und dieser war etwa 7-8 km entfernt im Zweigwerk in der Nachbarstadt . Ausgerechnet da fing es mit dem Verschlafen an und ich tauchte einige Male vollkommen durchgeschwitzt erst nach dem Frühstück auf, so schnell bin ich gelaufen (vor schlechtem Gewissen, es fuhr kein Zug oder Bus um diese Zeit) . Der Meister musste inzwischen meine Arbeit machen, da ich am Anfang einer Arbeitskette stand und deshalb die anderen auf den Vorlauf angewiesen waren, man kann sich vorstellen wie sauer der war . Meine Arbeit bestand aus dem bedienen einer Bügelpresse und ich bügelte Jacketts von Herrenanzügen, bekam da auch den normalen Lohn der Erwachsenen und hatte somit erst mal reichlich Geld, um über einen Monat zu kommen .

 

Auf der Rennbahn befand sich der erwende Kiosk und anschließend kam man noch an die Milchbar, dort tranken wir unser Bier, aßen Bockwurst und eben auch mal eine Fruchtmilch, geraucht hat man auch und am Wochenende war noch Tanz, so blieb keine Mark über . Kino kostete nur 1,35 Mark (Balkon am teuersten), aber selbst das war oft zu teuer . Wir schauten was für Mädels reingingen und holten uns die entsprechenden Karten, um sie von  hinten " anzubaggern ", wie es heute heißt . Übrigens eine schöne Zeit, denn die meisten trugen nun Miniröcke und waren sicher für uns sehr aufreizend anzusehen . 

 

Käs pflegte bei ganz extremen zu sagen, " Meck, halt mich fest, sonst passiert was ! " Und langte tatsächlich einige male ans Hinterteil, wenn vor uns welche die Treppen zum Kino hochgingen . Es war jedoch schon eine gewisse " Flirterei " vorausgegangen und wurde von den betroffenen Mädchen nicht sehr übel genommen .

 

Käs wurde mal, wegen irgend eines Deliktes, von der Polizei mit aufs Revier genommen und zu spät ins Kino gekommen rief er im Dunkeln nach mir, stieg dann in die Richtung der Antwort quer über die Sitze, bis zu uns . Fast hätte die Aufsicht erneut die " Schmiere " geholt, wie wir die Polizei nannten . 

 

Wir stießen an einem Spätsommerabend auf 2 " Bienen " und diese zierten sich nicht, ich hatte ab nun eine 19 jährige " Alte " (So wurden in unserer Gegend die Freundinnen und auch Ehefrauen genannt), am gleichen Abend holte sie den Gartenschlüssel aus der Wohnung . In der Laube ihrer Eltern brachte sie mir bei, zu was ein alter Sessel alles gut sein kann . Schon am nächsten Tag nahm sie mich mit in die Wohnung und stellte mich ihren Eltern vor . Eine Familie die in Ordnung war und mit ihrem großen Bruder und dessen Freundin gingen wir nun öfters aus . Am Abend hatten wir das Wohnzimmer für uns und ich konnte endlich das Leben genießen . Meine Kumpels mussten erst mal ohne mich auskommen, eines Nach-mittags fuhr ich mit dem Bus in die Stadt und es war ein Rummelplatz aufgebaut, der Bus hielt davor und ich musste einfach aussteigen . Käs war schon da und wir schauten was so los ist, am selben Abend erschien meine eben Verflossene und wollte mich mit einem Anderen eifersüchtig machen . Das war der Grund den ich brauchte, um mich nun ohne Schuldgefühle aus der Sache zurückzuziehen, es war nicht gerade das gewesen was mir fürs Leben vorschwebte, aber eine wundervolle Erfahrung . Ab nun war ich wieder auf der Rennbahn und wir hatten weiterhin unseren Spaß . Ein ganz besonderes Flittchen lief mit einem Rock herum, welcher einige Male zur Verhaftung führte, wegen          " unsittlichem Verhalten " . Mein Kumpel Jörg hat mit der eine Weile rumgemacht .

 

Auf dem selben Rummel ein paar Tage später war Rein dabei und mir gefiel eine schwarz-haarige Schönheit, die ich einlud mit mir eine Runde auf dem Autoskooter zu fahren . Diese sagte zu mir, wenn ich Rein dazu bringe mit ihr zu fahren, würde sie mit mir fahren . Rein tat mir den Gefallen und ich fuhr anschließend mit ihr . Hinterher habe ich erst nachgedacht, wie blöd ich war, aber in der momentanen Enttäuschung habe ich nicht schnell genug denken können . Ich machte mich in der Situation zum Deppen, sie jedoch glücklicherweise auch, da Rein nichts mit Mädchen in dem Alter zu tun haben wollte .

 

 

 

Es war immer noch Herbst 1966 und wir hatten ein neues Stammlokal für unseren Samstagstanz gefunden, den " Grünen Baum " in Berns-bach, es waren immer unsere beliebtesten Bands dort und wenn nicht, wechselten wir auch mal den Ort . Am Samstag trafen wir uns schon Nachmittags zum Tanz, einige Male konnten wir es nicht erwarten und fingen schon da an zu feiern, was uns bereits angetrunken auf dem Saal erscheinen ließ . Einerseits waren wir schon zu Anfang locker, andererseits auch schnell volltrunken .

 

Käs ist dann oft zur Pause verschwunden, aber beim nach Hause gehen immer wieder pünktlich eingetroffen . Es wurde erzählt er hätte eine Bekanntschaft in dem Ort, ich habe diese Dame jedoch nie zu Gesicht bekommen und war fast 2 Jahre täglich mit ihm zusammen . Eine Geschichte die mir immer noch seltsam erscheint, weg war er oft und wenn er auftauchte war sein teures Nylonhemd meistens kaputt (Farbe dran, Zigarettenloch, zerrissen, usw.) , etwa ein Wochenlohn dahin . In der Nacht liefen wir nach der Kreisstadt ca. 5km, da von Bernsbach anderweitig kein wegkommen war, es ging durch den Wald und bei Bewölkung war der Weg stockdunkel . Auf halber Strecke befand sich eine Quelle, die wir regelmäßig ansteuerten um zu trinken, es herrschte schlimmer " Nachdurst " und bei großer Dunkelheit sprachen wir dort nicht, um das plätschern zu hören und sie nicht zu verpassen . In der Kreisstadt fuhr früh ca. 4 Uhr der 1. Zug und den nahmen wir einige Male um nach Hause zu fahren, jedoch die ganze Woche kein ausreichender Schlaf und der Alkohol ließ uns im Zug so fest einschlafen das wir mehrere Male bis in den nächsten Ort gefahren sind . Dort wachten wir immer auf, weil der Zug auf den Gegenzug warten musste und stillstand, so kamen wir wenigstens noch zurück . Ich bin öfters am Sonntagmorgen über den Markt meiner Heimatstadt gelaufen und die Frühaufsteher konnten mich heimkehren sehen . Später erschien es uns sinnvoller direkt nach Hause zu laufen, was mehr Laufkilometer waren doch zeitmäßig viel günstiger war . Ein Kumpel sprang einmal aus dem Zug, er wohnte direkt unterhalb einer Kurve in der unser Zug wegen einer Steigung sehr langsam fuhr . Es befanden sich jedoch Signalanlagen dort und somit neben der Schiene Eisendrähte, in diese hätte er fallen können was zum Glück nicht passierte, meine Instinkte sagten mir, fahr lieber weiter und gleich anschließend zurück .

 

In dem Nachtzug traf man auch andere Heimkehrer, so lief ich einmal mit Charly vom Bahnhof nach Hause, er war besoffen und randalierte dann gern, 10 Jahre älter als ich hatte er schon im Gefängnis gesessen und wollte mich animieren mit ihm die 2 Fahnenmasten auf unserer Straße umzuwerfen . Ein Thälmann-Denkmal stand auf unserer Straße, wo die erwende Metzgerei früher stand, die nach dem abhauen der Besitzer in den Westen abgerissen worden war . Diese Fahnenstangen hatten mehrere Stadtarbeiter aufgestellt und Charly hat sie eines Nachts kurzerhand allein rausgerissen und war deshalb in den Knast gegangen . Ich wusste davon und gab mir alle Mühe ihn davon abzubringen, was mir auch gelang, in den Knast wollte ich nun nicht gerade, auch wenn mir diese Aktion Spaß gemacht hätte .

 

Ein anderes mal war Rein und Muck dabei und sie kamen auf die Idee, Nachts im Schwimmbad baden zu gehen, wir kletterten über den Zaun und sprangen im Dunkeln vom 3m Brett . Muck warf den Rettungsring ins Wasser und wollte vom Brett aus durch diesen hindurchspringen, die Ringe waren aus Kork und außen mit lackiertem Gewebe ummantelt . Aus der Höhe, könnte man sich eventuell das Genick darauf brechen . Ich weiß nur, das wir alle gut nach Hause kamen, ob Muck das Loch im Ring traf konnte ich im Dunkeln nicht erkennen . Er hatte noch andere Sachen drauf . In der Kneipe angestachelt, " aß er ein Bierglas ", und für ein Bier verspeiste er sofort die auf dem Tisch stehenden Blumen, als Kind hat er auch Regenwürmer gegessen, Nähnadeln durch die Backe stechen ist da nicht noch besonders erwähnenswert . Er ist später auf dem gleichen Schacht als Hauer gewesen wie ich und deshalb weis ich, dass er ein ganz normaler Familienvater wurde . Sein großer Bruder hingegen, ist der mir als erster (von unseren Bekannten) in den Westen abgeschobener Häftling in Erinnerung . Nach mehrmaligen Knastaufenthalten, ist es eine Belohnung gewesen (wir empfanden das jedenfalls) , wir wären auch gern gegangen !

 

 

 

Auf meiner Straße wohnte eine Familie mit mehreren Kindern, der große Sohn musste in den Knast, weil seine Freundin ein Kind zu Hause bekommen hat und das Baby in einem Teich gefunden wurde . Es wurde erzählt das er nicht schuld sei, aber wohl wegen des höheren Alters bestraft wurde . Ein Stadtgespräch damals .

 

 

 

An einem Samstag auf der Rennbahn fielen mir 2 Mädels auf, die uns nicht bekannt waren, sie waren aber schnell wieder verschwunden . Am Abend gingen wir nach Lauter in die " Achs " tanzen und dort sah ich sie wieder . Sie unterhielten sich mit einem Bekannten, ich             " hängte " mich kurz dazwischen, aber irgendwie verlor ich sie wieder aus den Augen . 1-2 Wochen später waren wir in Bernsbach, ich hatte schon etwas " Mut " in mir und saß bei einigen Mädchen, die ich aus der Firma kannte, am Tisch (es war schließlich ein Textilbetrieb mit vielen Lehrmädels) . In der Firma war ich zu schüchtern, aber unter Alkohol konnte ich aus mir raus gehen .

 

Auf einmal sah ich dieses besagte Mädel auf mich zu kommen und im vorbeilaufen sagte sie zu mir, " Du kennst wohl keine kleinen Leute mehr ? "  Das Mädel ist nun schon bald 33 Jahre mit mir verheiratet . Ich tanzte mit ihr den ganzen Abend und brachte sie zum Zug und da ich sehr aufdringlich war und sie wohl das auch laut äußerte, schrie eine Frau aus dem Fenster, ich solle das Mädel in Ruhe lassen . Das tat ich auch und auf dem Bahnhof angekommen, war ihr Zug gerade weg, wir hatten da erst 3km hinter uns (entgegengesetzt zu meiner Richtung), nun war ich Kavalier und brachte sie zu Fuß nach Hause, ich rechnete mir sicher noch was bei ihr aus . Nach den nun ca. 10-12km Weg war ich jedoch abgekühlt und ich verabschiedete mich anständig und wir wollten uns wieder treffen, ich weiß nicht genau aber wir waren wohl auf dem Tanzsaal verabredet . Für mich begann nun noch der Heimweg und in der Nacht bin ich über 30km gelaufen, aber doch irgendwie mit Leichtigkeit .

 

Wir trafen uns wieder und einige Male gingen wir noch gemeinsam mit meinen Kumpels Tanzen . Am späteren Abend spielten die Bands einige langsame Runden, es waren gerade die " Schwarzlichtshows " in Mode gekommen . Im Dunklen Saal beim UV-Licht leuchteten die Kunststofftextilien stark, die Bands hatten meist Sombreros mit vielen leuchtenden Farben  auf dem Kopf . Da kam man den Mädels näher, beim Beat hüpfte ja jeder allein, wenn auch zu zweit . 

 

Die Mädchentoiletten hatten meist große Vorräume, dort wurden die Tanzvorbereitungen getroffen . Haare tuppiert, Lippen geschminkt und die Stöckelschuhe angezogen .          

 

Am Samstagabend sah man in der Stadt welche Mädels zum Tanz gehen, diese trugen Stoffbeutel mit ihren Absatzschuhen darin .

 

Ein Bild von meiner neuen Freundin zeigte ich voll stolz meinen Arbeitskolleginnen, sie meinten es könnte nicht sein, dass sich ein so hübsches Mädchen mit mir einlässt, sie sah auch extrem gut auf dem Bild aus, es ist irgendwann abhanden gekommen (das Bild, nicht das Aussehen) .

 

In der Firma hatte man mich überredet in der Betriebsfeuerwehr mitzumachen und ich hatte meinen 1. Alarm an einem Freitag-nachmittag und es sollte ein Kanal für die Abwässer freiespült werden, ich musste meine Taufe bestehen und in einen sehr engen Kanal senkrecht nach unten rutschen, der in einem von oben nicht sichtbarem Bachgewölbe endete . Es war eine Überwindung, aber wenn es gefährlich gewesen wäre hätte man mich wohl nicht runtergeschickt . Dachte ich wenigstens und spülte mit dem Feuer-wehrschlauch einen unter der Straße verstopften Seitenkanal frei . Tatsächlich passte gar kein anderer in den Einstiegskanal, ich war sehr schlank und hatte schon Probleme durchzukommen . Es wurde spät und ich musste noch mit " Anstoßen ", mich zu Hause waschen und war mit meiner Freundin verabredet . Es war nicht zu schaffen und ich kam zu spät zur Verabredung .

 

Ins Kino in der Kreisstadt wollten wir gehen, ich hoffte sie ist ohne mich im Film . Am Kino wartete ich das Ende des Films ab und sie kam zum Glück auch alleine raus . Wir verabredeten für die Zukunft, wie wir in eventuell ähnlichen Fällen uns dennoch treffen können, privat gab es praktisch keine Telefone .

 

Damals hatte ich ständig Geldnot und es ist passiert das meine Freundin für uns das Kino zahlen musste . Besser, als wenn sich einer von den Mädchen ausnehmen lässt und ich war sicher, dass sie mich nicht wegen irgend einen Status wollte .

 

 

 

                                                                                                                                                                                  

 

 

 

Aktuelle Notiz

 

Heute ist der 3. 2 . 02 und 2 Uhr früh , gestern hat meine Tochter geheiratet , es war eine ruhige Feier . Mein Sohn hat endlich mal nach langer Zeit ohne besoffen zu sein, eine Feier überstanden . Ich hoffe, sie werden verantwortungsvolle Eltern . Ich bin nun schon bald ein Jahr " Trocken " . Es war ein unwirklicher Tag, mit Blauem Himmel und fast 15° C im   Februar .

 

 

 

 

 

 

 

In dem Herbst veranstaltete unsere Betriebsfeuerwehr ein Sau-schlachten, ich war schon einige Male besoffen gewesen und trank auch dort meine Biere, jedoch machte es den Kollegen Spaß wenn sie jemanden " Abfüllen " konnten und so musste ich auch einige Schnaps mit trinken, weil es beim Sauschlachten so sein muss, usw. . Ich mit meinen immer noch 15 Jahren konnte das nicht vertragen und so weis ich nicht wie ich nach Hause kam . Es bekam jeder ein Paket frische Wurst mit nach Hause, ich auch . Solange ich dort wohnte, wurde ich an dieses Schlachten erinnert wenn ich in unserem Haustüreingang stand, es war ein großer dicker Streifen Wustfett im Mauerputz zurückgeblieben und bis zum Auszug meiner Eltern noch Jahrelang zu sehen .

 

Am nächsten Tag wusste ich, dass an dem bekannten Spruch,              "Warum denn auf den Teppich scheißen, der Nachtopf stand doch da", etwas wahres dran war .

 

Im übrigen fällt mir dabei ein, ich habe als Kind bereits Hausarbeit machen müssen, so unter anderem Staub wischen, sowie Kohlen und Wasser in die Wohnung hoch tragen . Ich machte mein Zimmer generell alleine sauber und vom ersten Geld richtete mir auch das Zimmer selbst ein, es war zum Glück nicht groß .

 

Käs besaß ein Motorrad, eine 175er Jawa, wir sind ab und zu damit gefahren, er hatte nur keine Fahrerlaubnis, ich habe nie gemerkt das er das ändern wollte . Entweder durfte er nicht, weil sie ihm abgenommen worden war, oder er wollte keine .

 

Ein anderer Bekannter aus meinem Heimatort nahm mich mit auf seiner neuen 150er MZ, als ich gerade nach der Kreisstadt  lief, er war etwas älter und ich kannte ihn nur flüchtig . In der Stadt hielt uns die Polizei an und wollte seine Fahrerlaubnis sehen, er hatte sie angeblich vergessen und sollte diese holen, ich hatte damit nichts zu tun und lief den Rest des Weges in die Stadt . Am nächsten Tag erzählte man auf der Arbeit die Polizei wäre in der Siedlung (wo er wohnte) gewesen und hätte jemanden gesucht usw.. Mir war klar wen und er kam auch lange nicht mehr mit seinem Motorrad gefahren .

 

Später nach vielen Jahren, hielt er mich einmal an und nun in Polizeiuniform, er war sehr  " wichtig " geworden .

 

 

 

In dem Radio und Fernsehgeschäft der Kreisstadt gab es einmal japanische Kofferradios, die Mittelwelle und einen eingebauten Plattenspieler hatten, es waren Traumgeräte und auch ein Traumpreis (ich glaube 1200 Mark), wir hätten 3-4 Monate dafür arbeiten   müssen . Ein Sohn von Geschäftsleuten kam mit so einem Teil gelaufen und wir konnten es begutachten . Kofferfernseher gab es zur gleichen Zeit und die hatten einen ähnlich hohen Preis . Im großen Hotel der Stadt gab es an der Garderobe Westzigaretten für etwa 7 Mark, wir leisteten uns ab und zu mal solche .

 

 

 

In diesen Jahren wurden gerade bügelfreie Kunstfaserstoffe entwickelt und bei uns im Betrieb auch verarbeitet, es war für mich am Anfang noch zu teuer, so bügelte ich weiter meine Hemden und Hosen selbst, um auf dem Tanzsaal dem Standard zu entsprechen . Übrigens gehörte zum normalen Tanz, zu unseren Glockenhosen immer ein Jackett, ein Hemd und Schlips . Eine Zeit lang hatte ich zu den " Superhosen " ein schwarzes Hemd und einen schwarz-silber karierten Schlips getragen . Im Winter trugen wir einen Mantel mit dem typischen Fischgrätenmuster, jedoch nur offen, wie auch das Jackett, keine Ahnung warum . Meine Freundin hatte einen von den beliebten Dederonmänteln, die im Volksmund Natoplane hießen und blaugrau waren . So reich, war ich noch nicht .

 

Ich war mit nun 16 J., als Bügler in dem Werk angestellt und konnte also profimäßig Bügeln, aber auch schon vorher .

 

In dem Herbst gingen wir jedes Wochenende Tanzen und unter der Woche war ich sowieso mit meinen Kumpels auf der Rennbahn . Es war ein sagenhaftes Bild uns beim Tanzen zuzusehen, Käs hüpfte so das er etwa einen halben Meter über den anderen Köpfen heraus ragte und wir anderen hatten auch seltsame Stile . Tanzschule haben wir keine gehabt und so entwickelte jeder seinen eigenen Stil, mehr oder weniger gut anzuschauen . In Zwönitz begann am Mittwoch der Messtreff noch mit einem Tanzabend anzufangen, nun gingen wir schon 2 mal in der Woche zum Tanz . Körperlich war es nur noch schwer durchzuhalten, ich kam kaum noch aus dem Bett, trotz der drei Wecker die in einer Waschschüssel noch besonders viel Lärm machten (es gab damals nur welche mit Federaufzug, ohne Weckwiederholung) verschlief ich dennoch einige Male .

 

Zu Silvester verreisten die Eltern von Käs ins Ausland und schon lange vorher planten wir eine Party dort, es sollte jedoch keines der eingeladenen Mädels auftauchen . Ich hatte ja meines und einen Tag vorher blieb sie, weil ihr letzter Zug schon weg war, mit mir über Nacht bei Käs . Sie hatte ein schlechtes Gewissen und Angst vor ihrem Vater, tatsächlich bekam sie auch Schwierigkeiten .

 

Im Winter lud mich ein Bekannter zu sich ein und es stellte sich heraus, dass er mit der Cousine meiner Freundin zusammen war . Die wohnten im Nachbarort meiner Freundin und wir tranken den ganzen Abend und schliefen auch auf dem Sofa bei ihnen . Ich musste Nachts hinter das Sofa kotzen und am nächsten Vormittag brachte ich meine Freundin nach Hause, in der unsicheren Lage, nicht zu Wissen was ihr dort blühte .                              

 

Es entwickelte sich jedoch günstig, sie sollte mich doch mitbringen und nicht mehr über Nacht wegbleiben . Am nächsten Sonnabend brachte ich sie abends spät nach Hause und sie war sich ebenfalls wie ich unsicher, über dass was nun kommen sollte .

 

Wir klingelten an der Tür und wurden ohne umständliche Gestik in die Wohnung gebeten, in der Situation war mir nicht klar wen ich vor mir hatte, es klärte sich nach kurzer Zeit auf . Die Eltern hatten Besuch von einem Paar aus dem Haus und den Abend über schon einiges getrunken, was alles für mich leichter machte, sie waren eben " locker " drauf .                

 

Ich bekam noch ein Bier angeboten und als ich mich noch als              " gleichwertiger Mann " im mittrinken hervortat, wurde ich von den Männern akzeptiert, zu fortgeschrittener Stunde kam es dann zu einer Diskussion, wo ich nun schlafen solle . Klaus der Gast des Vaters meiner Freundin meinte, ich solle doch bei meiner Freundin im Zimmer schlafen und keiner sprach dagegen, die jüngere Schwester musste ihr Bett räumen und ins Ehebett der Eltern umziehen . Diese hatte ein vorlautes Mundwerk, wovor mich meine Freundin schon gewarnt hatte, und befolgte den Umzug nur unter Protest . Es war alles in allerbester Ordnung für uns und mir gefiel die Familie sehr, so das wir ab nun fast jedes Wochenende bei meiner Freundin zu Hause waren . In der nächsten Zeit lernte ich Klaus den Kumpel vom Vater näher kennen, einen Alleinunterhalter, wenn er unter Alkohol stand war für Spaß gesorgt . Es war nun bei meiner Freundin mindesten so unterhaltsam wie auf dem Tanzsaal, wir blieben zunehmend zu Hause bei ihr, was ich auch als normal bezeichnen möchte, weil die Partnersuche vorbei war .

 

 

 

Der Wohnort von ihr war etwa 25km von meinem Heimatort entfernt, heute keine Entfernung doch damals zu umständlich zu erreichen, um sich täglich sehen zukönnen . Es waren langsame Busse oder Züge, die auf dem Weg ständig anhielten und im Normalfall musste ich noch 2 mal umsteigen . Wir wohnten im Gebirge und mit einem Bus, der einen Anhänger zog, konnte man manchmal im Rennen mithalten . Auch waren die Fahrpläne nicht gut abgestimmt, kurz, ich war unter der Woche noch auf der Rennbahn .

 

Ich war nun gerade 16 Jahre geworden und ein Arbeitstellenwechsel in den Nachbarort hatte ich gerade hinter mir .

 

Im Alter von etwa 13 Jahren bekam ich in Abständen große Farunkel, die sich bis zur Armeezeit nicht verhindern ließen, es gab damals eine Zugsalbe welche mir mein Hausarzt verschrieb, mit verschiedenen Wirkungsgraden . Auch Krank geschrieben wurde ich, und dann konnte ich Vormittags Westfernsehen anschauen, mein Stiefvater hatte Angst das bei dem  " Gerausche " der Fernseher kaputt geht . In dem Jahr als er ihn gekauft hatte (1966), war Fußballweltmeisterschaft gewesen und es war unser erstes Gerät .

 

 

 

Ich kam also nur zum schauen wenn er nicht zu Hause war, eine Antenne hatte ich selbst gebaut . Westfernsehen war ein wichtiges Informationsmittel für Politik und allen anderen Gebieten, wir Jungen wollten hauptsächlich Musik und besonders Beat sehen und hören . Es wurden hierfür die Antennen und Verstärker selbstgebaut, die Maße und Zeichnungen für die Antennen gab man sich weiter . Wir hatten das Programm vom Ochsenkopf in Franken und hierfür benötigte man eine vertikale Antenne, die zwischen 2,20m und 2,40m hoch war . Je nach der Lage, konnte man Empfang haben oder überhaupt nicht, es wurden bis zu 4 solcher Antennen als Rechteck zusammengebaut und es waren dementsprechend große Bauwerke . Nun war es in der DDR ein Problem Buntmetall zu bekommen, hierfür wurden Kupfer oder Alustäbe benötigt . Ich wusste, dass auf dem nicht mehr bewirt-schafteten Schützenhaus eine Blitzableiteranlage installiert war, es lag daher nahe sich das Kupfer von dort zu besorgen, was ich mit einer Eisensäge auch erledigte . Nach dem Zusammenbau merkte ich das unsere Wohnung zu niedrig war, um die Antenne aufrecht hinzustellen, von vielen Leuten waren die Antennen aus Schutz vor neugierigen Blicken in den Wohnungen aufgestellt . Da einige Zeit vorher der Staat Westantennen von den Dächern reißen ließ . Mein Stiefvater war dazu noch in der Partei und hatte besonders Angst . Ich legte die Antenne erst mal auf den Küchenschrank und in dem Moment war ein Bild vom Westsender zu empfangen, unser Kirchturm der ein großes Kupferdach hatte reflektierte die Wellen so zu uns, dass diese auch horizontal empfangen werden konnten . Doch da oft der Empfang schlecht war, was sich im rauschen des Tones und im grießigem Bild darstellte, hatte wie schon beschrieben mein Stiefvater Angst um sein Gerät und schaute nur Ostfernsehen . Ich konnte somit nur im Urlaub oder bei Krankheit schauen, es war also selten das ich mal Studio-B oder andere Wiederholungen am Vormittag ansehen konnte .

 

Mein Hausarzt ist eine Erwähnung wert, er war ein in jungen Jahren aus dem Westen herübergekommener Arzt, keiner weis wieso . Da er sich für seine Patienten Zeit ließ und auf sie einging, war er sehr beliebt und geachtet, er soll auch in seiner Praxis selbst operiert haben und eben " viel Ahnung " (wie der Volksmund sagte) gehabt haben . In der Tat schrieb er die Leute erst mal Krank, da er wohl meinte das ist am besten für die Gesundheit der Patienten, wovon ein verständiger Mensch auch überzeugt sein sollte (Psyche und Selbstheilungskraft) . Ich konnte leider seine Dienste nicht lange in Anspruch nehmen, da ich bald zu meiner Freundin zog und dort leider nicht so gute Ärzte antraf . Er ging jeden Abend mit seiner Frau und dem Hund (ein Silberpudel) spazieren, wobei er an unserem Haus vorbei lief und meine Mutter ihn gern am Fenster freundlich grüßte . Leider blieb das Arztehepaar Kinderlos und es ist schade das solche Menschen keine Nachkommen haben und somit gute Erbanlagen verloren gehen .

 

 

 

Ich hatte als Kind das Zähneputzen nicht sehr Ernst genommen und bekam Zahnschmerzen, die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen und dachte an Werns letztes Erlebnis beim Zahnarzt . Bei ihm war die Zahnärztin (ein Flintenweib, wie wir grobe und männlich wirkende Frauen nannten) mit dem Bohrer auf dem Nerv stecken geblieben, dass ist sicher nicht angenehm . Ich steigerte mich des Nachts so in Angst, dass ich Früh im Sessel vor ihr sitzend nicht mehr den Mund aufmachte und daraufhin schmiss sie mich raus . Doch immer noch hatte ich Schmerzen . Wir kamen uns sehr stark vor wenn wir unterwegs waren, und hier hatte ich einfach die Hosen voll, man muss zum Verständnis aber auch die Technik von damals vor Augen haben . Die Zahnarztinstrumente waren beim bohren noch sehr langsam und vor dem Gesicht sah man die Gestänge und Seilzüge laufen, es dauerte dementsprechend lang und erzeugte schlimme Töne . An örtliche Betäubung war nicht zu denken, die gab es nur beim Zähne ziehen und noch dazu dieses grobe Weibsbild, ich hatte jedenfalls jämmerlich versagt . Auf der Arbeit angekommen sprach ich mit unserer Betriebsschwester und sie hatte Verständnis für meine Lage, rief einen ihr bekannten Zahnarzt an und erläuterte ihm meine Situation . Ich sollte zu ihm kommen und er erledigte das Problem, ohne mich zu quälen . Vögele ging übrigens nie zum Zahnarzt und hatte in dieser Zeit bereits schwere Karies, er bekämpfte seine Zahnschmerzen indem er kaltes Wasser über den kranken Zahn laufen ließ, mir hat das nicht geholfen . Nun begann ich auf meine Zähne mehr zu achten und würde jedem empfehlen damit ganz früh anzufangen, da später nicht so viele Schmerzen zu erwarten sind .

 

 

 

Die Betriebsschwester war eine Arztwitwe und sehr gebildet, ich verstand damals nicht was sie mir mitteilen wollte, weis aber heute das sie gern und gut Philosophierte . Da ich mir auch Sachen merke die ich im Moment gar nicht einordnen kann . Als einzigen jungen Mann der Firma, behandelte sie mich besonders aufmerksam .

 

In einem Frauenbetrieb, bekommt man auch tiefen Einblick in die Denkart der Frauen und ihre Instinkte, zum 8. März (Internationaler Frauentag) und vor anderen Feiertagen tranken sie schon einiges an süßen Schnaps, und sie sind dann nicht mehr wieder zu erkennen .

 

 

 

An meiner Arbeitsstelle als Bügler verdiente ich etwa 350 Mark im Monat, es handelte sich um Bügelpressen die mit Dampf und Druck den Stoff glätteten . Im Raum standen etwa 6-7 Pressen und jede erledigte einen Arbeitsgang, am Ende war ein akkurater Herrenanzug fertig . Es musste in der Schicht eine bestimmte Stückzahl erreicht werden und dafür gab es den festgelegten Lohn, die Arbeiter wollten ihren Lohn haben und machten täglich fast genau die gleiche Anzahl . Jedoch vermieden sie mehr zu leisten, da es eine Normerhöhung zur Folge gehabt hätte . Ich tat das nötigste um das geforderte zu erreichen und musste es auch, da ich als erster in der Reihe den nächsten beliefern musste, meine Qualität war noch nicht die beste und einige Male musste ich nacharbeiten . Es war auch meinerseits kein Interesse an der Arbeit vorhanden, ich hatte als 16 - jähriger andere Sorgen und Arbeit war nur eine lästige Pflicht .

 

Wir bekamen dann eine englische " Blaspuppe ", eigentlich eine ganz simple Maschine die Jacketts mit Luft und heißem Dampf aufblies, aber dadurch einige Arbeitsgänge einsparte .

 

In der Firma existierte auch eine moderne Knopflochmaschine aus dem Westen, die sehr teuer war aber gut und zuverlässig arbeitete . Um Geld zu sparen kaufte man ein nachgebautes CSSR-Gerät, was ständig vom Mechaniker repariert werden musste und so letztendlich teurer kam . Eine typische DDR-Dummheit, immer am falschen Ende zu sparen .

 

Neben mir stand ein älterer Mann an der Presse, der von Schlesien (Breslau) stammte und sich gut ärgern ließ, ich habe ihn oft zur Weisglut gebracht und darauf schlug er mit einem großen Pappkarton auf mich ein . Ein ebenfalls von Breslau stammender Kollege war sein Alptraum, da dieser den Spaß begriff und wenn wir von Polen als seiner Heimat redeten, sagte er noch zu ihm, " Gib doch zu, das wir aus Polen stammen ". Das konnte dieser nicht begreifen und drehte fast ab . So hatte man auf der Arbeit seine Unterhaltung und überall gab es solche Leute, die sich sinnlos aufregten . Horst war wieder für Porno zu haben und man lernte dazu (wenigstes indirekt), als der Paragraph 175 gerade aufgehoben wurde machte er sich ernstlich Sorgen, ob er sich noch in der Öffentlichkeit bücken könne .  Eine Kollegin war abergläubig und glaubte noch an Übernatürliches, Hölle, Spuck und Geister . 

 

Stefan hatte Brüder in den USA, sie sind alle nach dem Krieg aus Ungarn gekommen, in den Westen gegangen und später einer in die USA . Der " Bürgte " dann für die anderen und so waren, bis auf Stefan und seinen Vater, alle in dem " Gelobten Land ", ich habe ihn oft gefragt

 

wieso er damals nicht mitging . Er war der jüngste und wollte angeblich den Vater nicht allein lassen . Er hatte Farbbilder von seinen Brüdern dabei, sie gingen in Kanada auf Bärenjagd, alle hatten Häuser und eine Bar im Keller und mich beeindruckten am meisten die Straßenkreuzer . Er erzählte das sie erst vor kurzem in Europa waren, so in Ungarn, in Westdeutschland und auch in der DDR . Zu dritt hatten sie einen Buick auf dem Schiff mitgebracht, der in der DDR natürlich für Aufsehen sorgte . Als er mir die Bilder zeigte wusste ich das ich damals das Auto gesehen hatte . Übrigens bin ich ein besonderer Fan von 60er-Jahre Straßenkreuzern, wenn das kaputte Kreuz nicht wäre und ich noch " basteln " könnte, hätte ich schon einen .

 

Hazzy Osterwald (eine Schweizer Bigband) gastierte in der Kreisstadt, die waren auch mit ihren Autos vorgefahren, ein Auflauf und Stadtgespräch .

 

Christoph war der Philosoph unter uns und ich verdanke ihm einige Denkanstöße, auch in Technik und basteln war er begabt . Soweit einiges über meine Kollegen aus der Zeit .

 

Auf der Rennbahn lief es so wie immer, wir schauten immer noch nach Mädchen, nur war ich nicht so einem Erfolgszwang wie vorher ausgesetzt . Ich traf noch einige neue Typen wie den Bekannten von Käs, ein Fleischer im Schlachthof tätig und ziemlich brutale Sachen von dort berichtend . Er hatte mindestens 1,90m Körperhöhe und war auch noch kräftig dazu gebaut, im Suff veranstaltete er einige Sachen die ihn später noch in den Knast brachten . So soll er mal im Mädchenwohnheim vom Krankenhaus, nach einem Kneipenbesuch ins Küchenfenster eingestiegen sein und bei offenen Fenster und hellem Licht dort am Tisch gegessen haben, was der Kühlschrank und die Küche zu bieten hatte . Die herbeigerufene Polizei getraute sich nicht hinein, sie kannten ihn und es wurde Verstärkung angefordert die ihn dann verhaftete . Wir bewunderten seinen Mut und die Kraft, unsere Instinkte bewarten uns zum Glück vor solchen Dummheiten . Ich habe ihn Jahre später in einer Kneipe wiedergetroffen (gerade aus dem Knast entlassen) und auf meine Frage, " R.... wie geht’s " ? brachte er nur heraus, " Das rote Gelumpe ! ", womit er die DDR als ganzes meinte . Es war besser nicht mit ihm in Verbindung zu stehen, da in politischer Hinsicht zu gefährlich .

 

Dritti hat einmal seinen Cousin verprügelt, weil dieser seine Mutter beleidigt hatte, das ganze war eine Familienangelegenheit und Dritti war auch der einzige der von seinen Eltern (genaugenommen seiner Mutter, sie war geschieden) bei dem " Gammlerdasein " unterstützt wurde . Die schon erwähnte Sache mit dem Personalausweis usw. . Ansonsten blieb es meist bei normalen verbalen Auseinander-setzungen und im nachhinein waren wir ganz friedliche, wenn auch provozierend auftretende Jugendliche, ich war sowieso immer der Jüngste und stand unter besonderem Schutz der Kumpels . So geschah es, dass ich mich trotz meiner großer Schnauze nie Schlagen musste .

 

 

 

In Grünstädtel, einem Ort vor dem Wohnort meiner Freundin, stiegen wir aus dem Zug da dieser Bahnhof günstiger lag als der eigentlich zum Ort gehörige . Von dort führte damals eine Kleinbahnlinie nach Rittersgrün, ich war seit meiner Kindheit mit Eisenbahnen verbunden und sah gern dieser Kleinbahn nach . Beim Hochlaufen zu meiner Freundin, kreuzte sie direkt meinen Weg .

 

Meine Freundin musste kurze Zeit später, als sie ausgelernt hatte, täglich mit dieser Bahn zur Arbeit fahren, ich fuhr einige Male aus Spaß an den Wochenenden mit dieser . Es war eine reizvolle Strecke, das Pöhlbachtal hoch und dabei immer die Straße kreuzend, auf den Bühnen der Wagen durfte man während der Fahrt noch draußen stehen . 1971 wurde der Betrieb eingestellt und es ist in Rittersgrün nur noch ein Museum am alten Bahnhof geblieben . Heute währe sie ein " Zugpferd " für diese Gegend und könnte den Tourismus ankurbeln . 

 

 

 

In der Wohnung von meiner Freundin war ein Bad mit einem Kohleofenwasserkessel vorhanden und damals für mich, der nie ein Bad hatte, ein großer Fortschritt . Ebenso war der doppelte Vorsaal eine großzügige Angelegenheit, ich musste mich dort einfach wohlfühlen . Die Bäder waren nicht gefliest sondern nur mit einem Ölsockelanstrich versehen und die Wannen standen mit den sichtbaren Füßen im Raum, in unserer späteren Neubauwohnung gab es immer noch keine eingebauten Wannen und Fliesen . Nur das warme Wasser kam dann aus der Zentralheizung .

 

Ich badete übrigens zu der Zeit in der Firma, die wie einige andere auch eine Bäderabteilung hatte und man musste nur seine Zeit ins Buch eintragen und konnte dann ein Wannenbad oder eine Dusche nehmen . Was auch gern und von vielen genutzt wurde, die damals noch keine Bäder hatten . Es stand immer Desinfektionsmittel bereit und jeder benutzte es nach dem Baden zum Wannensäubern .

 

Die Siedlung wo das Haus von meiner Freundin stand nannte man Texas, es war eine ehemalige Wismutsiedlung, die für ledige Bergleute gebaut worden war . Nachts soll sich in der   " Wilden Zeit " kein rechtschaffender Mensch auf die Straße getraut haben . Deshalb der Name, was wohl Gesetzlos (wilder Westen) bedeutete und auch einige Jahre zutraf . Die Wismut hatte viele Abenteurer angelockt und Alkohol gab es genügend . Alkohol ist weit verbreitet und Ursache von unsinnigen Handlungen, die auch ich begangen habe .

 

Ich hatte einige Jahre eine Art Alptraum, in dem ich auf den Bahngleisen nach Hause laufe und mir eine Lok im Dunkeln entgegen kommt . Ich weis nicht ob mir das tatsächlich zugestoßen ist, oder doch nur ein Traum war, volltrunken bin ich einige Male nach Hause gekommen (ohne zu wissen wie) . Auf den Gleisen sind wir als Kinder sehr oft gelaufen, egal wie, es ist zum Glück heute nicht mehr relevant .

 

 

 

In dem Haus von meiner Freundin wohnte ein Rentner der viel für die Leute und auch für die Gemeinde tat, ein rundherum freundlicher Mann . Auch dem Alkohol sprach er gern mal zu und wir waren oftmals zusammen " Versackt ". Einmal feierten wir im Keller und es wurde im Suff von Klaus das Schlagzeug eines Nachbarn vom Oberboden herunter geholt (der ahnte davon nichts) . Es begann nun mitten in der Nacht ein  " Konzert " von 4 Trunkenbolden und in einem von ca. 15 Familien bewohnten Haus, Klaus spielte dieses Schlagzeug, der Rentner Max spielte auf einer Bügelsäge mit dem Holzscheit, mein Schwiegervater stampfte mit einem Wäschestampfer im Takt auf den Boden und ich bediente das Radio, um ein wenig richtigen Rhythmus haben . Kurz darauf erschien meine Schwieger-mutter und die Frau von Klaus wie Furien im Keller und die Feier war beendet . Max war Kleingärtner und es kam in seiner Laube öfters zu einem feuchtfröhlichem Zusammentreffen, einige Male fiel Max in die eingeweichte Wäsche seiner Frau, die sie am Sonnabend regelmäßig in der Badewanne vorweichte und neben der das WC stand .

 

Ein anderer Nachbar war ein Bastler wie ich und wir versuchten unermüdlich Westfernsehen herein zu bekommen, in dem Straßenzug war es jedoch ein fast aussichtsloses Unterfangen . Ich hatte einen doppelstufigen Verstärker von einem Arbeitskollegen bekommen, welche dieser selbst baute und trotzdem war es ohne Erfolg . Auf dem Dach und dem Boden war kein brauchbares Bild und unten vor dem Haus fast an der Straße war Empfang, dort konnten wir aber keine Antenne hinstellen . Es war eine Eigenart der Vertikalen Wellen, an manchmal unmöglichen Stellen einzufallen . Es war im Haus kein Empfang und nur an ganz seltenen, bestimmten Wetterlagen im Winter (Überreichweiten), bekamen wir von Hamburg (!!!) einen Horizontalsender herein .

 

An Abenden wenn wir beim Bier saßen wurden schon mal Schauergeschichten erzählt und man konnte erfahren, dass früher dieser und jener schlimmes erlebt hat . Aus dem Nachbardorf ist Nachts mal einer aus der Kneipe mit dem Fahrrad gekommen und zu Hause haben ihm die Daumen gefehlt, eine Zeitlang ist ein Teufel dort tätig gewesen und hatte solche Dinge verursacht . Nachts konnte einem schon ein Schauer den Rücken runter laufen, wenn erwachsene Männer ernstlich von solchen Sachen berichten . Ich habe sehr gern den Erzählungen der Alten zugehört und es lässt sich viel dabei Lernen, zumindest wenn man zwischen Tatsachen und                         " Geschichten " unterscheiden kann .

 

Auf dem Dorf waren noch alte Strukturen erhalten und einige              " Originale " aus der alten Zeit anzutreffen, in unserer Stammkneipe verkehrte der Dorfschneider und versoff mehr als er verdiente, der hat sich dann aufgehängt . Ein anderer stellte noch Vogelfallen auf und zog Nachts nach dem Kneipenbesuch in den Wald . Unser Hauskamerad ging eines Nachts, nachdem ihn seine Frau wegen der Sauferei  zusammengestaucht hat, mit einem Seil los und wollte sich aufhängen . Die Frau rief ihm nach, " Mach es ja richtig! ", was den Abbruch der Aktion zu Folge hatte .

 

 

 

Der Kneipenwirt musste die Polizeistunde einhalten, wenn es dann doch später wurde gingen wir in die Küche und waren Privatgäste . Um 4°° morgens haben wir noch einen Topf Nudeln aufgewärmt, er hatte einen Hund der ihm verstorben war und wenn das Thema auf den Tisch kam war der Wunsch nach Feierabend weggewischt . Er weinte dann und zum Trost gab es Bier, oft reichte sein Lieblingslied (" Tirol, du bist mein Heimatland ") schon aus, um den Abend noch hinaus zu ziehen . Wegen dem Hund wollten wir ihn schonen, der war das letzte Rezept um weiter zu trinken .

 

Wir sind eines Morgens alle vorm hell werden in die Pilze gegangen, im Wald befand sich ein Bauerngut mit Kneipe . Als am Morgen die Leute beim Melken der Kühe waren, trafen wir schon ein und zu Mittag waren wir Voll . Da wir keine Pilze hatten, beschloss ich um nicht mit leeren Händen zu kommen, auf dem vor mir liegenden Feld die erntereifen Kartoffeln auszubuddeln . So sah ich zu Hause angekommen auch aus .

 

In dieser Kneipe gab es Flaschenbier und ansonsten was gerade da war, auch selbstgebackenen Kuchen oder mal Spiegeleier, nur keine Karte .

 

Ich kam Nachts aus der Stammkneipe in unserem Dorf und kannte eine Abkürzung durch ein Bauerngut, dort kläffte mich ein Hund an und da ich keine Angst vor Hunden habe, wollte ich ihn streicheln, der biss mir in dem Arm . Zum Glück hatte ich einen Wintermantel an, dennoch hat man über Wochen die Abdrücke seiner Fangzähne in meinem Arm gesehen . Den wollte ich nun bestrafen und hockte vor dem Loch der Scheune, indem er verschwunden war, der kam aber nicht mehr heraus und ich ging nach Hause . Alkohol macht mutig, dass kann aber auch schlimm ausgehen .

 

Im Winter des Jahres 67-68 löste sich unsere Truppe auf der Rennbahn auf, es hatten wohl einige feste Freundinnen oder sie haben andere Reviere gefunden . Ich war unter der Woche noch zu Hause und allein, so kam ich noch mal in Versuchung im Nachbardorf die Jugendherberge aufzusuchen . Es waren immer ein paar Bekannte dort und wir schlugen die Zeit tot, auch wurde allerhand getrunken, einer spielte Gitarre und so war für Unterhaltung gesorgt .

 

Jörg,s Vater war bei der Wismut und hatte den Keller voll Schnaps, wir besorgten uns welchen und ich trank aus Angabe eine dreiviertel Flasche auf Ex aus .  Wir standen auf einem Schneehaufen der vom Dach heruntergerutscht war und schauten so von Oben in die Fenster wo die Jugendlichen tanzten . Ich war inzwischen " wackelig " und rutschte den Haufen hinunter, wollte mich mit der Hand abstützen, allerdings an der Fensterscheibe . Ich rutschte durch die Scheibe und zerschnitt mir die Hand, nun begann für alle die Flucht, was schon öfters geschehen war . Gewöhnlich rief der Herbergsvater die Polizei, wir konnten immer über Feldwege verschwinden, es lag alles sehr abgelegen und die Straße sahen wir weithin ein, nur einmal kamen die Autos aus zwei Richtungen aber auch erfolglos . Die Verletzung war nicht schlimm und ohne Arzt zu behandeln . Ein Kumpel war Kraftfahrer im wahrsten Sinne des Wortes, er fuhr einen Büssing-LKW, der im Normalfall Eisen ausfuhr . Das Teil stammte noch aus Hitlers Zeiten und ein Riesenlenkrad musste bedient werden, ohne Servo usw.. Wenn ich mitfuhr hatte ich Angst, weil er so dicht hinter anderen herfuhr, ich traute den Bremsen nicht zu das Gewicht zum stehen zu bringen .

 

Er besaß noch eine Seitenwagenmaschine mit der er auch im Winter fuhr und abends an der Jugendherberge stand . Bei einer Flucht vor der Polizei sind wir einmal 6 Mann mit dem Teil geflohen und durch die Schneewehen übers Feld entkommen, als dabei der Kupplungszug riss, hat er uns 6 Mann auf der Maschine ohne Kupplung noch in Sicherheit gebracht .

 

 

 

Die Schwester von meiner Freundin war irgendwie in den Rex Gildo Fanclub eingetreten und bekam nun von Bayern einen Mitgliedsausweis sowie Autogrammkarten geschickt, mit der Aufforderung, für ihn bei Hitparaden zu stimmen und seine Platten zu kaufen .

 

Ist schon ein sehr geringer Bildungsstand gewesen, so etwas in die DDR zu schreiben .

 

 

 

Ein Fazit der Pubertätszeit, diese ist von so vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen angereichert, dass ich sie als viel längeren Zeitraum in Erinnerung hatte, als es der Tatsache entspricht . Man nimmt das Leben intensiver auf und erinnert sich deutlicher, so das über die Jahre ein falscher Eindruck entsteht, wie ich jetzt nach genauerer Überlegung feststelle . Es war genaugenommen ein 2 Jahreszeitraum (maximal) in dem sich das Wichtigste ereignet hat, an das man sich so oft und gern erinnert . Musik die man in dem Alter hört und mag, scheint ebenfalls ein Leben lang " die Musik " zu bleiben . Zumindest ich, höre nur die aus meiner Kindheit und Jugend gern, das ist Rock and Roll und Beat, ebenso wie die Schlager aus dieser Periode .  Es scheint, als wird man von Musik in der Zeit zurückversetzt .

 

Die " Freunde " aus dieser Zeit sind nur Wegbegleiter eines kurzen Abschnittes, später hat man keine Verbindung mehr zu diesen (ausgenommen auf Dörfern, weil Zwangsläufig) . Freunde im wahren Wortsinn hatte ich nie, es sind in einer gewissen Zeit des Lebens Interessengemeinschaften mit Gleichgesinnten entstanden, die sich nach Wegfall der selbigen wieder auflösten .

 

Käs habe ich nach einigen Jahren wiedergesehen und ein " Fremder " stand mir gegenüber, er hatte eine Frau wie er sich damals oft gewünscht hatte, 10 Jahre älter . Ich höre seine Worte noch, " Meck ich möchte mal eine Krankenschwester haben, die älter und mit viel Erfahrung ist " . Ich hatte es als für eine Nacht gedacht, er scheinbar nicht . Er war zumindest an diesem Nachmittag besoffen und ich hatte den Eindruck er ist dem Alkohol auch sonst zu sehr  zugetan .

 

Dritti soll in den Knast gegangen sein, wegen Verführung oder sogar Vergewaltigung einer Minderjährigen, mir sehr unwahrscheinlich da er genügend Mädels zur Auswahl hatte . Ich habe ihn nie mehr gesehen und weis nichts genaues, jedoch wurde erzählt das die Eltern des Mädchens ihn in den Knast gebracht haben . Er soll mit dem Mädchen gegangen sein, aber die hat ihm ihr Alter nicht mitgeteilt . Manche sehen schon viel älter aus als sie sind und so kann der             " Mann " in eine Falle tappen . Die DDR-Behörden könnten zusätzlich einen Anteil an der Verurteilung haben, um dem " langhaarigen Element " endlich die gerechte Strafe zukommen zu lassen .

 

Erstaunlich, mit den Jungens hat man alles besprochen und vieles Prägende erlebt und doch jegliche Verbindung verloren . Wir mussten durch Experimentieren herausfinden, Aufklärung gab es praktisch nicht, unsere Triebe haben uns zu diesem und jenem veranlasst, heute würde manches als sexuelle Belästigung gelten, was in unserer Zeit normales Verhalten war . Die Mädchen waren von zu Hause angehalten sich nicht mit Jungen einzulassen, so was tut man nicht usw., ihre Instinkte wollten aber auch das " Normale " ausleben . Wir als Jungen sowieso und dann, sagten die Mädels " Nein ", was als anständig galt, wir waren immer am Rand einer Vergewaltigung . Die Pille gab es auch noch nicht, also keine leichte Zeit für uns jungen Menschen damals . Was aber sicher, für jede junge Generation zu-trifft !

 

Es gab einen Spruch der Alten, " Ein anständiges Mädchen lernt man nicht auf einem Tanzsaal kennen ", das ist natürlich großer Quatsch . Mädchen " Suchen " genau wie Jungen, nur wissen beide noch nicht, nach was .

 

Käs hatte einen Spruch, der in der Zeit des ersten Sex auch zutraf,        " Kurz ran, geschüttelt und fertig ", man lernt erst später auf die          " Bedürfnisse " von Mädchen zu achten .

 

Ich empfinde die Filme " Eis am Stiel " aus den 80ern, als für unsere damaligen Gefühle und Umstände, sehr zutreffend .

 

Im Grunde ist der Mensch (vor allen der Mann) in Gefahr, immer wieder in Phasen der Pubertät zurückzufallen . Die Mädchen scheinen in diesem zu verharren, es ist mir die Erklärung für viele menschliche Verhaltensweisen .

 

Starker Machttrieb, gepaart mit starken Sextrieb (in der Regel zusammenhängend), ist bei vielen Jungen der Antrieb für das oft unsinnige Verhalten in der Jugend . Aber in Ruhe besehen, etwas vollkommen Normales, auch wenn man später lieber nicht darüber nachdenken möchte . Der Mensch lebt zum größten Teil aus seinen Instinkten (Trieben), sie haben es ihm erst ermöglicht, " Mensch " zu werden . Im übrigen sind die " starken Jungen " von den Mädels bevorzugt, ebenfalls aus instinktivem Verhalten .

 

Eifersüchtig wacht man dann, über seine Eroberung und auch nur aus dem Instinkt heraus, die Gesellschaft versucht die Menschen über die Moral zu beeinflussen, jedoch gelingt es nur bis zu einem gewissem Grad, die Instinkte zurückzudrängen . Der " aktive Mann ", gleich welchen Alters, hat keine Chance einer Frau zu entgehen, wenn diese ihn ernsthaft anbaggert . Deshalb die natürliche Untreue, der (gefragten) " starken Männer ".

 

Instinktiv haben wir keine Brillenträgerinnen als Partnerin akzeptiert, ein im nachhinein dummes Handeln . Unser Instinkt hat es als Schwäche (Krankheit) gesehen und zur Vermehrung als nicht wünschenswert erkannt . Solche Streiche spielt die Evolution uns  auch . Ich trage nun auch Brille und schüttle den Kopf, über die verpassten Gelegenheiten .

 

 

 

Alkohol baut oft Hemmungen ab, so das man dem Trieb und sich selbst mehr Raum gibt . Das kann sich aber auch durch zu viel Alkohol, ins Gegenteil verkehren und man schwächt sich und seine Chancen . Deshalb kaum zu empfehlen, besonders weil die günstige Dosis noch nicht bekannt ist, wegen der allgemein geringen Erfahrung in diesem Alter . Wir haben uns sehr viel damit versaut (wer lässt sich schon, von Besoffenen nach Hause bringen), aber ohne ihn hätten wir vielleicht auch nicht erreicht was wir wollten .

 

Käs kannte den Spruch schon damals, " Die, saufen wir uns schön " oder " Mit jedem Bier, werden sie hübscher " . Trotzdem hatten wir schon eine genaue Vorstellung von unserer Zukünftigen, und zu-mindest ich habe sie getroffen . Wobei es nichts vollkommenes gibt .

 

 

 

Kapitel 2 ---   Neues Leben   -----

 

 

                                   Neues leben

 

 

 

Meine Freundin und ich, wir sahen uns nun immer am Wochenende und als Samstage generell arbeitsfrei wurden fuhr ich schon am Freitagabend zu ihr .

 

In meiner Straße wohnte damals ein Kerl, der im Knast gesessen  hatte, wegen was weis ich nicht mehr, er war von Beruf Frisör und kam zu mir ins Haus zum Haare schneiden . War schon ein gutes Gefühl, nach Jahren des Wartens im Laden, den Frisör kommen zu lassen . Wenn auch ungern, meine Mutter ließ ja keine Ruhe wegen der langen Haare .

 

Das Jahr 1967 ging mit weiteren Erfahrungen, aber ohne große Ereignisse vorüber .                                 

 

Meine Freundin hatte mir erzählt wie gern sie Motorrad fahren würde und ich wusste, dass sie vorher mit einem ehemaligen Freund schon öfters mitgefahren war . Somit sagte mir mein Instinkt, dass ein Motorrad die Chance auf ein Zusammenbleiben erhöhen könnte .

 

Mit mir begann das was viele Männer nie merken, der Einfluss der Frau ohne dass sich der Mann dessen voll bewusst wird . Langsam und stetig formen sie sich ihren Mann zurecht .

 

Sie machen es nicht etwa aus Berechnung, es ist Instinkt, ihr Mann soll erfolgreich sein (etwas darstellen) .

 

Ich hatte schon etwas angespart und meiner Freundin hatte bereits ein gutes Drittel für ein Motorrad auf ihrem Sparbuch . Sie hatte ausgelernt und arbeitete als Industrieschneiderin, wobei sie durch ihren Arbeitseifer über dem Durchschnitt verdiente, im laufe der Jahre hat sie auch einige Auszeichnungen erhalten . Sie ist im übrigen ein Jahr älter als ich . Es gab in der DDR oft Leistungslöhne und wer über der Leistung lag bekam auch mehr ausbezahlt . Sie hat ihr ganzes bisheriges Leben zur vollen Zufriedenheit ihrer Arbeitgeber ge-arbeitet, ich war nicht so einsatzfreudig .

 

Sparsam war sie ebenfalls, so brauchte sie nie Kosmetik (bis auf preiswerte Normalartikel), auch beim Einkaufen war sie zurück-haltend (beides, bis Heute) . Da ist gezwungenermaßen etwas übrig, wenn man dann auch noch wie sie Kleider und Hosen (auch mal Jacken) selbst näht, um so mehr . Von der Großmutter über die Mutter bis zu ihr, haben die Frauen der Familie auch noch " Geklöppelt " . Heute bezahlen manche Frauen Geld um das in Kursen zu lernen, bei uns war das noch normales Können der Frauen .

 

Jetzt musste ich mit meinem Sparbuch nachziehen und für die Fahrerlaubnis meldete ich mich 1967 an, in der Wartezeit belegte ich den Rot-Kreuz-Lehrgang, welcher vorgeschrieben war . Dieser machte mir keine Kopfschmerzen, jedoch durch meine Schulbildung hatte ich arge Bedenken ob ich die Prüfung für den Führerschein schaffen würde . Ein Erlebnis beim Rot-Kreuz-Lehrgang, ein fast 2m Mann kippte vom Stuhl, als er von blutenden Wunden und Verbänden hörte .

 

Ich holte im März 1968 in der Kreisstadt im Fahrzeuggeschäft meine 150er-MZ, damals standen sie noch zum mitnehmen im Laden . Barzahlung war selbstverständlich, Kredite gab es nur für bestimmte Haushaltsgegenstände (Familien-Einrichtungskredit, für Küche Waschmaschine usw.) und ich finde dass auch richtig so .  

 

Die Fahrerlaubnis war noch in Arbeit und so schob ich mit Vögele die Maschine von der Kreisstadt 5km bis nach Hause . Es war ein warmer Märztag und mit einem Kanister holte ich Benzin um das Gerät mal anzulassen, unser Grundstück hatte einen Hinterausgang welcher auf einer Nebengasse mündete, den fuhr ich gleich anschließend entlang . Weiter ging es über eine Kreuzung und aus der ging eine Nebenstrecke über die Felder ins Nachbardorf . Ich musste also immer nur ungesehen über diese Kreuzung kommen, um relativ sicher vor Kontrollen der Polizei zu sein . Das ist mir auch bis zum Erhalt der Fahrerlaubnis gelungen, obwohl sich der Radius ständig erweiterte . Ein absoluter Schwachsinn, da gegebenenfalls die Fahrerlaubnis für längere Zeit nicht erteilt worden wäre .

 

Und heutzutage ohne Versicherungsschutz, falls man jemanden schädigen sollte, ein nicht wieder gut zumachender Blödsinn . In der DDR war das jedoch nicht relevant, davon hatte ich aber damals noch keine Ahnung .

 

Es begann die erste Fahrt ins Nachbardorf mit Vögele auf dem Rücksitz, danach in den anschließenden Wald . Ein lauer Wind wehte und keiner konnte sich vorstellen dass im Wald noch eine vereiste Straße lauerte, ich rein in das Dunkle und ehe ich das Eis sah, lagen wir zu dritt im Graben . Erste Fahrt und gleich ein Sturz, es war nicht viel kaputt (Blinker vermutlich) und aus heutiger Sicht wahrscheinlich das Beste was passieren konnte, denn ich nahm die Sache Ernst und lernte daraus .

 

Auf Feldwegen begann nun mein tägliches Training und nur am Wochenende ging es mit der Eisenbahn zur Freundin . Feldwege waren damals unbefestigt und von Bauernwagen befahren, sie bestanden aus 2 von den Pferdewagenrädern ausgewalzten Rinnen, mit einem in der Mitte erhöhten Steg . Der " Steg " wurde von Fußgängern und Fahrrädern genutzt und von solchen wie mir . Nach einiger Zeit fuhr ich mit 60-70 h/km auf diesen Wegen, ohne nochmals zu stürzen .

 

Eines Nachts als Rein und ich angetrunken nochmals wegwollten, streikte die Maschine .

 

Wir ließen sie den Berg runter rollen und schoben an, ohne Erfolg, ein Kumpel der ebenfalls mit seiner Maschine anwesend war wollte nun auch probieren und zu zweit schoben wir ihn . Worauf unverhofft die Maschine einen Satz machte und unter einem dort stehenden Bauwagen zum Halten kam . Der Kotflügel war eingedrückt und die Lampe zusammengequetscht, die Sache war nun gelaufen, ich hatte die Schnauze voll . Den Kotflügel beulte ich die nächsten Tage aus und spritzte ihn selbst, als Blickfang kamen zusätzlich 2 Wimpel auf die Stelle, den Scheinwerfer wechselte ich komplett . Nur, hatte ich den modernsten mit ovalem Tacho und als Ersatz gab es nur die Alten mit rundem Tacho, was mich lange noch wurmte .

 

Im nachhinein vielleicht wieder mal ein Glücksfall, denn angetrunken hätte einiges passieren können . Von Kumpels ließ ich mich nicht mehr zum fahren animieren . Es reicht schon die eigene Dummheit ! Tage Später merkte ich erst die Ursache der Panne, der Schockseilzug war aus der Führung gesprungen, ohne das es zu sehen war .

 

 

 

Im theoretischem Lernen für die Prüfung half mir ein Arbeitskollege (auch Bügler), er lernte mit mir für die Fahrerlaubnis, bis ich alles konnte . In der Firma saßen wir zum Frühstück und zum Mittagessen im Garten, es standen einige Liegestühle für die Belegschaft bereit die wir täglich nutzten . Der April 68 war ungewöhnlich heiß und trocken und so vergisst man die damalige Situation nicht so schnell . Er war ca. 10 Jahre älter und hat mir einige Denkanstöße gegeben, ein hilfsbereiter Mann . Transformatoren wickelte ich mir zukünftig selbst, auch Gleichrichter stellte ich selbst her (vor allen für Ladegeräte und ähnlichem ), er brachte es mir bei . Einen zweistufigen Verstärker fürs Westfernsehen bekam ich ebenfalls von ihm . Es war sein Eigenbau und auf gedruckter Schaltung basierend, selbst ausgeätzt und aufgebaut, Gold wert ! Sagenhafte Talente gab es in der DDR, nur ließ man keine Eigeninitiative zu .

 

 

 

Meine ehemaligen Schulkameraden machten gerade ihre Lehrabschlüsse und ich hatte schon ein Motorrad, das war Balsam für mein Ego .

 

Ich bestand die Prüfung ohne Probleme und glänzte im praktischem Fahren, am Freitagnachmittag holte ich meine Freundin an ihrer Arbeitsstelle ab und wir waren glücklich . Das erste Wochenende mit eigener Maschine stand bevor .

 

Am Sonnabend fuhren wir ins Gebirge hoch und auf einer nassen Pflasterstraße musste ich Bremsen, wobei das Hinterrad blockierte und wir knapp vor einen Bus stürzten . Es war eine Gaststätte gegenüber und meine Freundin bekam dort einen Kaffee und wurde erst mal beruhigt, sie hatte aufgeschlagene Knie und demnach kaputte Hosen . Ich lieh mir einen Hammer und schlug die Fußrasten und den Schalthebel in ihre alte Position um nach Hause fahren zu können, mein auf dem Feldweg erworbenes Selbstvertrauen war dahin . Auf der Straße war wieder eine andere Erfahrung nötig, Scheibenbremsen gab es noch nicht und die Räder blockierten schnell, vor allem auf nassem Pflaster . Die Schwiegermutter wollte ihre Tochter am liebsten nicht mehr mitfahren lassen, was verständlich ist . Ich lerne jedoch immer dazu und wir sind danach lange ohne Unfall gefahren . 

 

Nun war ich in der Lage täglich zu meiner Freundin zu fahren, den Schwiegereltern war es fast zu viel und als meine Freundin mich Nachts nicht mehr weglassen wollte (vermutlich hatte sie Angst ich könne eine andere mitnehmen, was durchaus möglich war), kam es zu Tränen und damit erreichte sie bei ihren Eltern, mein Bleiben. Wir waren nun täglich zusammen und blieben es bis zur Armeezeit .

 

 

 

Eines Nachts wackelte das Haus und wir " fuhren " aus den Betten !

 

Die Russen marschierten gerade in die CSSR ein, 15m von der Straße entfernt schlafend bekamen wir nun alles mit und hörten sogar entfernte Kanonenschüsse, da die Grenze nur ca. 10km Luftlinie von uns entfernt lag . Auf der Straße bewegten sich tagelang Panzer und Autokolonnen, ein russischer Lkw-Fahrer bekam Schläge mit einer Brechstange weil er in den Straßengraben fuhr. Ich weis aus meiner späteren Armeezeit wie ermüdend Kolonnenfahren ist, somit war er sicher nach tagelanger Fahrt nicht schuldig gewesen . Bei den Russen ging es jedoch hart zu und es gibt genügend Schauergeschichten über sie, welche ich durch eigene Erlebnisse alle für wahrscheinlich halte .

 

Auf meinem Weg zur Arbeit sah ich eine weggefahrene Hausecke und konnte die ganze Wohnzimmereinrichtung sehen . Gartenzäune waren serienweise umgefahren worden, es war in der DDR kein Baumaterial zu bekommen und wie ein Wunder wurden die Schäden sofort von den städtischen Arbeitern beseitigt . Um den Hass auf die Aktion nicht zu schüren, hatte man schnell und freundlich repariert, auch wenn später das Material woanders fehlte .

 

Wochenlang lagen in unseren Wäldern die Reservetruppen in Bereitschaft, für einen Krieg war alles vorbereitet, der Warschauer Pakt spaßte nicht .

 

Als die Lage ruhiger wurde fuhren viele in den Wald und tankten für eine Flasche Schnaps ihre Autos voll . Man erzählte, als der Abmarsch begann hätten wegen Spritmangels viele Armeefahrzeuge nicht losfahren können .

 

Die Straßen waren damals in einem erbärmlichen Zustand, seit Ende des Krieges waren die meisten kaum  instandgehalten worden, genau im gleichen Jahr wurde eine Straße erneuert und dem Verkehr übergeben . Es sind einige Kfz-fahrer nur dahingefahren um auf einer glatten Asphaltdecke ein Erlebnis zu haben und darauf sinnlos hin und her zu fahren .

 

Diese neue Straße hatten die Russenpanzerketten nun umgegraben und das war lange noch sichtbar, dadurch Gesprächsthema der Leute .

 

Protestparolen auf Straßen und Brücken gegen die Russen sind tatsächlich vereinzelt zu sehen gewesen, aber schnellstens beseitigt worden .

 

 

 

Für uns ging der Alltag weiter und als wir am Wochenende auf den Bärenstein fuhren, hatten ihn die Russen für sich beschlagnahmt . Auf der Landstraße kam ich um die Kurve und musste in den Graben fahren weil Panzer dastanden, zum Glück war kein Baum dort, was eigentlich normal gewesen wäre .

 

Ull (der mit dem Phillips) erzählte mir später, dass er mit der Volksarmee ebenfalls in den Wäldern lag und einige Offiziere die Hosen voll hatten, da Krieg ausbrechen konnte . Zum Glück kam die Volksarmee nicht in die CSSR, denn auch so wurden noch einige Zeit später DDR-Touristen von den Tschechen abgestraft, indem Autoscheiben eingeschlagen wurden . Ich begann erst 1974 in die CSSR zu fahren, da war alles schon verdrängt und beruhigt bei den Menschen .

 

Freitags nach der Arbeit fuhr ich nach Hause und brachte meine getragene Wäsche zu meiner Mutter und schaute eben mal vorbei um zu sehen was es neues gibt . Gewaschen hat sie immer noch mit der Hand auf einem Waschbrett .

 

Auf dem Rückweg besuchte ich dann noch meinen Kumpel Jörg und hielt mich so auf dem Laufendem, er wohnte bei seinen Großeltern die guten Westempfang hatten, wo ich auch ab und zu den Beatklub ansehen konnte . Er ging noch auf " Wadenschau ", was mich schon etwas neidig machte, ich konnte nur noch hören was am Wochenende auf dem Tanzsaal los gewesen ist . Aber das Leben besteht aus Kompromissen und lässt sich damit auch aushalten .

 

Einen Winter herrschte in der DDR Zwiebelknappheit, sein Opa hatte Westbeziehung und so aßen wir genüsslich " Zwiebelfett " aus  Westzwiebeln, es sind in Butter glasig geröstete Zwiebelwürfel, die heiß mit einem Butterbrot gegessen werden . Andere DDR-Bürger hatten in dem Winter nicht so was Gutes, ist schon seltsam an was man sich alles erinnert .

 

Im Herbst 1968 stand dann in der DDR-Illustrierten was die Tschechen alles schlimmes gemacht hatten . Mit Bildern war beschrieben, dass Grenzbefestigungen nach Bayern abgebaut worden waren usw., man hatte gerade noch den Sozialismus retten können .

 

Im Suff schmiedete ich mit Jörg einen Plan, wir wollten über die Grenze in die CSSR und dann über die fehlenden Grenzanlagen nach Bayern abhauen . Ein Termin wurde festgelegt und sogar die wichtigen Sachen zum mitnehmen standen fest, ich wollte das Geschenk von meiner Freundin, einen Elektrorasierer, unbedingt als Andenken mitnehmen . Wir feierten den Abend vorher nochmals richtig und am nächsten Tag konnten wir alle Beide den Termin wegen Katerstimmung nicht wahrnehmen . War auch von uns der erste und letzte Versuch abzuhauen, wer weis wie es geendet hätte .

 

Seltsam war noch folgendes, als Brain Jones von den Rolling Stones verstarb, stanzte sich Jörg den Finger ab, auf dem der Name von diesem  tätowiert war . Er hatte als Stonesfan die Namen auf den Fingern tätowiert und gerade in der Zeit des Todes, sich diesen einen ungewollt in der Firma abgestanzt, ist schon merkwürdig .

 

Später nannte er seinen Sohn nach meinem und es hat mich geärgert, da mein Sohn ein Einzelstück sein sollte . Jahre später erzählte man mir, er habe ein Bein bei einem Motorradunfall verloren, ich traf ihn nie mehr, da er verzogen war .

 

Die Cousine meiner Freundin ging mit einem Kerl aus meiner Stadt (bereits erwähnt), der ein Spezialist für Motorräder war . Eine Maschine konnte er zerlegen alle Teile auf einen Haufen schmeißen und das Gerät wieder auferstehen lassen, Motor eingeschlossen . Ich hatte meine nach dem Kauf ebenfalls aufgemacht und versucht dieses und jenes zu verbessern, jedoch ohne zu wissen was ich tat . Er spritzte selbst, mischte Farben an und konnte auch Motoren neu aufbauen, so hatte er ein seltenes Stück (ich glaube eine NZ) aus Kriegszeiten hergerichtet und aufsehen unter uns " Kennern " erregt . In dieser Zeit machte er nur noch Sport-Awo,s fertig und ich wollte gern eine, aber meiner Freundin wollte nicht unsere Neue dafür aufgeben . So spritzte er mir nur Adler auf die Seitendeckel und auf unsere Sturzhelme, was mir mehrmals Ärger mit der Polizei einbrachte . Die Adler empfanden sie als Provokation und sollten von mir entfernt werden, einige Maschinen die von ihm gespritzt waren hatten diese darauf und alle Besitzer " Stress " deswegen . Er spritzte ab da ein Ahornblatt und die Polizei hielt Ruhe, ich vermute ihre Bildung reichte nicht aus um zu wissen, dass es Kanadas Symbol war .

 

Einen abgeschnittenen verchromten Kotflügel bekam ich ebenfalls von ihm, ein gut anzusehendes Teil, nur ab da sah ich bei nasser Straße aus wie ein Schwein, weil vom Vorderrad alles über den kurzen Kotflügel spritzte .

 

Ich behielt den Adler bis Ende 1969, danach spritzte ich selbst die Maschine komplett um . Ansonsten war der oben genannte ein ausgesprochener Schürzenjäger, obwohl ich auch kein Unschulds-lamm war, muss ich sagen, er übertrieb es . Einige Kinder liefen von ihm herum und bei verschiedenen Frauen dazu, die Cousine trennte sich auch bald von ihm .                                                                                              

 

Nun wurde es Winter und mit dem Motorrad waren zur Arbeit etwa 25km hin und wieder zurück zu fahren, mit dem Bus oder Zug etwa 35km über andere Täler wäre es zu Zeitaufwendig gewesen . Bei meiner Freundin wollte ich aber auch sein und musste eben mit der Maschine fahren, es war zum Glück keine schwere, so konnte ich sie in Notfällen mit den Beinen schleifend auf der Straße halten . 

 

Bei starkem Frost ist mir einmal die Batterie während des Fahrens eingefroren und nur mit Mühe und Direktzündung von der Lichtmaschine kam ich auf die Arbeit . Logisch, dass ich mich selbst kaum noch auftauen konnte, die Motorradbekleidung bestand aus Kunstlederjeans und Kunstlederjacke . Pullover und lange Unterhosen reichten nicht aus um warm zu bleiben, in der Jugend ist man Härter sowie Dümmer und hält es aus . 

 

Übers Gebirge waren auch Schneewehen zu überwinden, einige Male lief ich neben der Maschine her und nur mit Motor und meiner Kraft, konnte ich die Schneewehen meistern .

 

Ende des Winters fuhr ich wieder mal um die Kurve ohne an Eis zu denken, auf einer Baumwurzel welche die Straßendecke schräg angehoben hatte, rutschte ich weg und musste nachdem die Fußraste erneuern . Zum Glück war auf der Nebenstrecke wenig Verkehr, deshalb hatte man Platz zum ungestörten Rutschen .

 

Eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit kam ich an einen umgestürzten Baum, hinter dem ein LKW stand der auch nicht weiter konnte, der Fahrer wollte die Maschine mit darüber heben und das taten wir auch . Ich hoffte, dass nicht noch mehr Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen würden .

 

Die Maschine hatte eine 6 Volt Anlage und bei Nässe konnte es passieren das diese nicht genügend Zündstrom lieferte, dann war schieben angesagt und viele Kilometer habe ich es im Lauf der Zeit auch tun müssen . Ich bin nie dahinter gekommen, nur aus heutiger Sicht ist es mir am wahrscheinlichsten, dass der Zündstrom im Wasser " verlaufen " ist . Sonntags wusch ich die Maschine gern mit dem Wasserschlauch und Montagfrüh streikte sie ebenfalls, obwohl nach dem Waschen noch alles funktionierte . Der Meister auf der Arbeit glaubte mir nicht mehr, wenn ich zu spät erschien, dass die Maschine Schuld hatte . In einer Pfütze auf dem Nachhauseweg ging sie ebenfalls einmal aus, obwohl ich Vergaser und Zündkerze reinigte sprang sie nicht mehr an . Etwa 10 km waren es noch bis nach Hause und trotz steil abfallender Berge ließ sie sich nicht anrollen, nach dem Kaffeetrinken wollte ich Nachsehen und beim ersten Tritt lief sie . Am nächsten Morgen ging wieder nichts mehr, es war schon ein seltsames Gefährt .

 

Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, lief mir einmal ein Hase ins Vorderrad und er blieb im Seitengraben liegen . Ich fragte den Rentner in unserem Haus, der auch die Hasen meines Schwiegervaters schlachtete, ob man den Essen könne . Er sagte nur, hol ihn ich mache ihn zurecht, gesagt getan . Er war wie sich beim Schlachten herausstellte innerlich voll Blut, wurde in Buttermilch eingelegt, dann mit Speck gespickt und 3 Tage später gebraten . Als es ans Essen ging wollte keiner etwas haben . Man erzählte viel von Tollwut und keiner wusste was mit dem Hasen los war, mein kleiner Schwager und ich haben ihn gegessen, leider ohne großen Appetit, wegen der Bedenken der anderen .

 

Mir ist dann noch einmal ein Ball ins Vorderrad gerollt, die Straße war leer und mir gelang es nicht auszuweichen . Später sagte mir jemand das es daran liegt, dass man den Ball mit den Augen verfolgt . Das was man ansieht, wird auch angesteuert, es ist bei mir zutreffend wie ich später bei einer anderen Gelegenheit merkte .

 

Wir spielten wie auch andere Leute Lotto und gewannen einen Hauptgewinn, in der Zeitung informierten wir uns wie viel es dafür gibt . Es hatte eine Woche vorher, in der 2. Ziehung 8000 Mark gegeben und wir dachten, dass es genau ein Auto (Trabant) sein könnte, jedoch wurden bei uns nur 1000 Mark ausgezahlt . Pech gehabt im Glück, wir haben ein Tesla-Tonbandgerät gekauft und Etwas, das nicht in Erinnerung geblieben ist . Mit dem Lotto spielen aufzuhören haben wir uns nicht getraut, da wir feste Zahlen machten . Wir wollten nicht erleben zu Gewinnen und nicht gespielt zu haben, erst zur Ausreise wollte ich kein DDR-Geld mehr und wir konnten aufhören . Nie wieder habe ich angefangen und rate jedem davon ab, die Wahrscheinlichkeit des Gewinnens ist zu gering und besonders feste Zahlen sind Dummheit ! Bis heute, falls ich die Ziehungs-ergebnisse zufällig in den Nachrichten sehe, schaue ich immer noch nach " meinen Zahlen " . Wir hätten noch nie wieder was gewonnen und falls doch, würde ich mir sagen, wenn ich gespielt hätte wären andere Zahlen gezogen  worden . Schluss und aus, mit dem Geld verschenken !

 

Im Frühjahr 1969 vereisten wir zu unserer ersten Urlaubsreise, es ging nach Nauendorf ins Elbsandsteingebirge, wo eine Gaststätte mit Pension gebucht war . Auf der Autobahn merkten wir ein nicht mehr zu beherrschendes " Schwimmen " der Maschine, ich kannte es schon, nur nicht so extrem . Wir nahmen die Reisetasche vom Gepäckträger und auf den Beinen meiner Freundin verstaut, konnten wir weiter fahren . Darauf folgte ein ständiges Aussetzen des Motors, ich merkte aber, dass mit Standgas noch alles rund lief, aber eine Zweitakter mit voller Besetzung konnte nicht im Standgas gefahren werden . Früher waren Motoren generell anfällig und Ersatzteile für den äußersten Fall immer dabei, neben Unterbrecher und  Zündkerze hatte ich einen Kondensator mit (vermutlich lagen die zufällig im Laden), ohne zu wissen was ich Tat, tauschte ich als letztes noch den Kondensator aus und die Maschine lief wie neu . Meine Freundin wird meine Fähigkeit bewundert haben, ich tat jedenfalls als wenn ich der Größte bin und fuhr voller Zufriedenheit an den Urlaubsort .              

 

Ein wunderbares Wetter erwartete uns, nach Pfingsten verschwanden die ganzen Bergsteiger aus der Pension und es wurde gemütlich . Das Essen war hausgemacht und wir hatten schöne Tage, fuhren die Gegend rundherum ab, schauten auch nach Dresden (mache ich heute noch gern) . Ich ging in der Elbe Baden, aber ohne gutes Gefühl, da zu seltsames Zeug darin herum schwamm . Ein Pärchen war mit uns zur gleichen Zeit dort in der Pension und auf Ihrer Hochzeitsreise, jedoch für uns nicht zu gebrauchen, weil sie in allen Dingen zu langsam waren (nur Fressen konnte der Gatte, unvorstellbare Mengen) . Die Wirtsleute fragten immer, ob sie denn einen " Kleinen Nauendorfer " machen wollten, ob das geklappt hat habe ich meine Zweifel .

 

Wir stellten im Sommer nach dem Urlaub fest, dass bei uns ein kleiner Nauendorfer unterwegs war . Im Februar 1970 kam er auf die Welt .

 

 

 

Jetzt wieder etwas erwähnenswertes, vor 2 Jahren besuchten wir die Pension und erfuhren, der Wirt sei lange Tot, seine Frau würde aber noch in hohem Alter Berge steigen . Im MDR-Fernsehen sah ich vor Monaten einen Bericht über diese ehemalige Wirtin und ihre Bergsteigerei in hohem Alter . Es gib schon Zufälle im Leben .

 

 

 

Auf der Heimfahrt vom Urlaub begann auf der Autobahn ein Gewitter, ich fuhr runter zu einem Bauernhof um Schutz zu suchen, zum Glück gab es damals keine Leitplanken . Die Blitze krachten vor uns in die Straße und ohne was zu sehen, geriet ich mit dem Vorderrad in eine Rinne und wieder einmal lagen wir lang . Passiert ist nichts, bis auf die Fußraste und Blinker .

 

 

 

Als wir merkten, das meine Freundin schwanger war wurde nicht groß nachgedacht, ich sagte " Wir Heiraten " und so gingen wir zum anmelden ins Standesamt .

 

Auf meiner Arbeitsstelle wurde für Geschenke gesammelt, wie immer in den Fällen und mir viel auf, dass die Lehrmädels mich gerade jetzt  " anbaggerten " . Aus Mädels wird man nicht schlau, hätten sie mal vorher machen sollen, dachte ich bei mir und war schon etwas unsicher, ob Heiraten für mich das Ideale ist .

 

Am 1.8.69 fand unser Polterabend statt, die Nachbarn haben damals alles entsorgt was weg musste . So lagen vom Küchenherd bis zur zerschlagenen Tasse, alle erdenklichen Teile vorm Haus, um Ruhe zu bekommen stellte man eine Kiste Bier mit Schnaps hin . Mit schwerem  " Kater " musste am nächsten Morgen aufgeräumt werden . Federbetten hat auch jemand entsorgt und beim Poltern aufgerissen, es sah aus wie Neuschnee . Ich weis nicht mehr, wer und wie es alles weggebracht wurde .

 

Am 2. 8. war die Hochzeit, ich wurde mit Kopfschmerzen frisiert und angezogen . Die Ringe sollten die selben sein die wir als Verlobungsringe schon trugen, es waren vergoldete Silberringe (Goldringe gab es in der DDR nicht frei zu kaufen) . Auf dem Standesamt musste die Sache erst mal unterbrochen werden, da mein Finger Blau wurde . Es hatte keiner daran gedacht, dass die rechte Hand (bei Rechtshändern) dicker ist als die Linke, unter dem Wasserhahn wurde dann der Ring mit Seife wieder entfernt . Man könnte meinen ein schlechtes Ohmen, wir sind jedoch nicht  abergläubig . Immerhin, 33 Jahre hat die Ehe bis jetzt gehalten, obwohl wir nur eine kleine Feier mit 13 Personen hatten und das Mittagessen selbst kochten . Klaus war in Hochform und spielte des Nachts auf dem Ofen Schlagzeug, wobei einer ständig das Ofenrohr in die Büchse zurückschieben musste . Die Hochzeitsnacht hatten wir ja schon vorher hinter uns gebracht, somit war auch ich mit gutem Gewissen vom Alkohol übermannt . Rundherum war es eine gute Feier, für die Männer zumindest .

 

Mein Schwiegervater meinte, ich solle bei ihm in der Firma anfangen und das tat ich, hatte somit nur noch ca. 4km bis zur Arbeit zu fahren und auch ein Bus fuhr direkt vor unserer Haustüre ab .

 

Ich begann jetzt in einem " Männerberuf " zu arbeiten, als Lackierer für Waschmaschinen . Als erstes musste ich Gehäuse in Säurebädern vom von Rost und Fett entfernen und nachher konnte ich Grundfarbe spritzen . Es war ein scharfer Dunst von Verdünnung und Farbe in der Luft, besonders nach den Nachtschichten konnte ich nicht mal im Bett diesen Geschmack loswerden und deshalb schlecht schlafen . Zum Glück fragte mich aus unserem Haus eine Meisterin (sie wusste das ich an Pressen gearbeitet hatte), ob ich nicht in ihrer Firma anfangen wollte, da die Firma direkt im Ort war sagte ich zu . In der Kündigungsfrist spritzte ich noch schnell mein Motorrad, mit dem Einbrennlack der Waschmaschinen, zwar Grau aber ich wollte die Gelegenheit unbedingt noch  ausnutzen . Es war Winter und die Maschine stand bloß herum und Einbrennen (wie die Waschmaschinen) konnte vielleicht gut sein, hat auch lange gehalten, mein Schwager fuhr die Maschine noch viele Jahre nach mir .

 

Ab nun war ich Vulkanisierer, wir stellten " Seemannshemden " für Fischer her, sowie auch andere Regenschutzkleidung . Später trug ich diese oft im Schacht .

 

 

 

Bei der Oma meiner Frau waren wir oft Karten spielen, der 2. Mann von ihr war ein besessener Kartenspieler . Da ging die Sonne Sonntagsmorgens auf, ehe der Schluss machte . Er war ein alter Kommunist und hatte das Bild von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Hausflur hängen, ich war ständig im Streit mit ihm, wegen der Politik . Argumente hatte er nicht, nur Glauben, er wollte nicht Denken . Es wurde Nachts immer ein Pökelfleisch zur Stärkung gereicht, ein sehr gutes Essen und schmackhaft . Bei jeder Familienfeier waren die Karten auf dem Tisch, wenn kein Doppelkopf oder Skat gespielt wurde ist er bald nach Hause gegangen . Es waren jedoch meist willige Spieler anwesend und so war jede Feier gleichzeitig ein Spielabend .

 

Im Herbst hatten wir einen Schrebergarten in der Anlage von               " unserem Rentner " gekauft, was für einen 18jährigen alles andere als normal war . Mein Schwiegervater besorgte " Holzböden " aus der Firma und wir bauten um, mit Vogelkäfig für Sittiche in der Laube . Es machte Spaß im Garten zu sein, etwas sein Eigen zu nennen und zu gestalten, auch das sitzen mit Nachbarn beim Bier war angenehm . Vögele lieferte mir weiterhin Radios, für Laube und Keller und es war eine unbeschwerte Zeit .

 

 

 

1970 begann und als erstes starb nun der Opa (väterlicherseits) von meiner Frau, kurz danach kam unser Sohn auf die Welt . Ich hatte mich nach der Frühschicht hingelegt und meine Frau war seit dem Morgen zur Entbindung im Krankenhaus . Von der Schwiegermutter (sie hatte von ihrer Arbeitsstelle aus angerufen) wurde ich geweckt mit der Frage, " Was denkst du, was es ist " ? Ich sagte, ein Sohn !, wie vorher immer schon von mir vorhergesagt und es war an dem . Einen Tag später durfte ich zur Vaterstunde die jeden Abend war, damals gab es noch nichts mit Männer im Kreissaal usw. .

 

Mit dem Zug fuhren jeden Abend die jungen Väter ins Krankenhaus und danach begossen wir auf der Heimfahrt unsere Prachtexemplare .

 

 

 

Ich war Stolz, da es ein wirklich hübsches Baby war (glaubt wohl jeder Vater) mit schon langen Haaren, heute hat er fast weniger wie ich !

 

Selbstverständlich hatte ich den Namen schon vorher festgelegt und wollte gegen die aufkommenden " Russennamen " in der DDR etwas entgegensetzen, es sollte Michel auf französisch sein, jedoch im Buch stand nur der deutsche " Michel ". Wir riefen ihn einfach französisch     " Michel " und nahmen diesen . Max und Fritz waren damals absolut nicht gefragt, deshalb eben ein französischer .

 

Die Schwiegermutter ließ mich kaum an meinen Sohn, ich wollte ihn eigentlich Abhärten und ohne Mütze usw. groß ziehen, kam aber gegen die Weiber nicht an . Brauchte es auch nicht mehr, es wurde Frühling und statt mit dem Sohn in der Gegend rumzufahren, musste ich zur Volksarmee .

 

Da seit der Entbindung Leberprobleme bestanden lag meine Frau gerade im Krankenhaus, sie hatte schon immer wenig Flüssigkeit zu sich genommen, ich vermute, dass deshalb die Giftstoffe nicht genügend ausgespült wurden, immerhin von 2 Personen .

 

Vermutlich kam es dadurch zur Leberspiegelung und über Jahre zog sich die Krankheit noch hin, um erst 1975 operiert zu werden (die Gallenblase war voller Steine) .

 

Ich habe oft gelacht, wenn sie sich beim " aus der Flasche trinken " fast fest saugte, kein Training gehabt, im Gegensatz zu mir.